Soltysik

 

REZENSION

Lukas Soltysik: Nationale Minderheiten und polnische Einwohner (Autochthone) in Silberberg nach 1945, 106-127. In: Thomas Przerwa, Gregor Podruczny: Festung Silberberg III. Stadt und Festung (Breslau 2010).
Łukasz Sołtysik: Mniejszości narodowe i polska ludność rodzima (autochtoniczna) w Srebrnej Górze po 1945 r., 106-127. In: Tomasz Przerwa, Grzegorz Podruczny: Twierdza srebrnogórska III. Miasteczko i Fortyfikacje (Wroclaw 2010).

 

Lukas Soltysik beschreibt in einem Artikel (in: SB3, S.106-127) die Verhältnisse in Silberberg der Jahre 1945 bis 1950. In einer wissenschaftlich aufwendigen Analyse hat er die vorhandenen Unterlagen in Silberberg, Frankenstein und Breslau ausgewertet. Eigene statistische Tabellen veranschaulichen die Nachkriegssituation. Sein Hauptaugenmerk legt Soltysik auf die Verhältnisse der Deutschen zu den Polen, den Prozeß der Vertreibung und den Zuzug der neuen polnischen Siedler aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten.
Zusätzlich beschreibt Soltysik weitere ethnische Gruppen, die sich in den 40er und Anfang 50er Jahren in Silberberg aufhielten. Dies waren die Roma und eine Gruppe von Ukrainern.

Besonders interessant ist die Überwachung und Schikanierung von zwei deutschen Familien („deutschstämmigen“), die Soltysik eingehend schildert. Es handelt sich um die Familien Wachowitz und Kansky, die wegen ihrer intensiven Westkontakte und ihrer vermeintlichen revanchistischen Einstellung von der polnischen „Stasi“ beobachtet und ausgehorcht worden. Die Akten des bis ins Jahr 1956 existierenden Sicherheitsdienstes MSW (Ministerium für innere Angelegenheiten – Ministerstwo Spraw Wewnętrznych) und des nachfolgenden Dienstes SB (Służba Bezpieczeństwa) – zuletzt gehörten dem SB, der ähnlich wie die ostdeutsche Stasi strukturiert war, über 24000 feste Funktionäre und ungefähr 90.000 inoffizielle Mitarbeiter an – wurden zum Teil ausgewertet. Allerdings verweist er darauf, dass detaillierte weitere Forschungen – besonders für den Bereich der Überwachung deutscher Familien durch den SB noch weitere Erkenntnisse bringen dürften (S. 127).
Über einige inoffizielle Mitarbeiter, die ehem. deutsche Staatsangehörige in den Focus nahmen, berichtet auch Soltysik.
Nach Soltysik bemühten sich die polnischen Behörden bis zum Jahr 1949, die deutschen Bürger so schnell wie möglich aus ihren Gebieten zu entfernen und in diesen Gebieten polnische Bevölkerung anzusiedeln. Ausnahmen galten für deutsche Spezialisten und Facharbeiter (z. B. die Minenarbeiter).

Interessant ist auch die reichhaltige polnische Literatur über diese Problematik seit 1990: B. Ociepka, Deutschland in Niederschlesien in den Jahren 1945-1970, Breslau 1994; P. Madajczyk, polnisches Deutschland 1944-1989, Warschau 2001; Deutschland in Polen, Band 1-4, herausgegeben von Borodziej, H. Lemberg, Bockowski, Warschau 2000-2001; S. Jankowiak, Deportation und Emigration der deutschen Bevölkerung in der Politik der polnischen Behörden in den Jahren 1945-1970, Warschau 2005.

Auf Silberberg bezogen hielten sich die Kriegsbeschädigungen im Ort in Grenzen – allerdings hat die Rote Armee die Bevölkerung drei Tage tyrannisiert, viele der Frauen vergewaltigt und die Bevölkerung ihrer wertvollen Habseligkeiten beraubt (S. 107). Nach diesen Untaten folgten andere Gruppen in die Stadt (Serben und Slowenen), die die Stadt weiter plünderten und z.T. bedingt durch Alkoholexzesse, Häuser besetzten und diese dann zerstörten (s. www.silberberg/com.de/Vertreibung).

Nach diesen Gruppen kamen die ersten Polen und schon am 21. Juli 1945 wurde Jerzy Habus als erster polnischer Bürgermeister ernannt (S.107). Immer mehr polnische Umsiedler kamen mit ihrem gesamten Hausrat nach Silberberg und vertrieben die Deutschen aus ihrem Eigentum. Zudem – so Soltysik – kamen noch weitere deutsche Flüchtlinge in den Ort, sodaß sich die Wohnungssituation und die Ernährungslage weiter verschlechterte. Im Herbst 1945 bestand nach der polnischen Verwaltung ein „dringender Bedarf für die Evakuierung“ (euphemistisch für Vertreibung, AKA) der deutschen Bevölkerung. Planungen aus dem Juni 1945, wonach Sonderabteilungen der polnischen Armee Vertreibungen durchführen sollten, wurden nicht realisiert (Soltysik S. 110).

Ein weiterer Plan für die Vertreibung der Deutschen wurde im September 1945 aufgestellt: Von Konzentrationspunkten/Sammelpunkten für die deutsche Bevölkerung aus Silberberg sollten per Eisenbahntransporte die Deutschen gen Westen abtransportiert werden (Soltysik S. 110). Daher wurden von Seiten der polnischen Verwaltung deutsche Register geführt. Es gab eine Prioritätenliste für die Vertreibung: an erster Stelle standen die NSDAP Mitglieder und ihre Familien (63 Familien mit 208 Personen), dann die deutschen Flüchtlinge (92 Familien mit 221 Personen), die in Silberberg Schutz suchten und folgend die normale deutsche Bevölkerung von Silberberg (416 Familien mit 1170 Personen) und zuletzt die noch vorhandenen Facharbeiter und Spezialisten.
Im August 1945 lebten im Bezirk Frankenstein 70586 Deutsche und 7919 Polen. Die schwierige Situation der Deutschen schildert Robert Felkel im Juni 1946 eindrücklich (s. www.silberberg/com.de/Vertreibung). Immer problematischer wurde die Situation durch den Zustrom weiterer polnischer Umsiedler bis September 1945. Soltysik zeigt in seiner Tabelle 1, dass die Zahl der Deutschen vom 31.7.45 bis 30.11.1945 konstant bei 1346 Personen geblieben ist, während die Anzahl der polnischen Siedler sich in diesem Zeitraum von 36 auf 280 Personen erhöhte. Von einer „Überbevölkerung“ dürfte man jedoch trotzdem kaum sprechen, da ja noch einige hundert Silberberger in Kriegsgefangenschaft oder vermißt waren (AKA). Nach polnischen Angaben waren Mitte November 1945 noch 600 Wohnungen von Deutschen bewohnt. Nach Soltysik (S. 109) gab es wegen fehlender Arbeit und fehlenden Wohnraum für die Polen Konflikte. Problematisch war es natürlich auch, dass oftmals die polnischen Neuankömmlinge Kleinbauern waren und so weder in qualifizierten Berufen arbeiten konnten noch eine handwerkliche Ausbildung hatten. Interessant ist die Mitteilung von Soltysik (S. 109, auch Tabelle 2), dass noch im Agust 1946 sich noch 428 Deutsche aufhielten, die Ende August in einem zweiten Vertreibungstransport aus ihrer Heimat geschafft wurden. Zu dieser Zeit waren bereits 513 Polen in Silberberg (236 Männer, 188 Frauen und 89 Kinder). In Tabelle 2 wird dies anschaulich – wenn auch nicht von den Zahlen den vorherigen Angaben entsprechend – dargestellt:
Die Anzahl der Deutschen in Silberberg reduzierte sich von 507 Personen im Juli 1946 auf 20 Deutsche in Silberberg (Stichtag 31.8.1946), am 15.10.1946 lag der Anteil der Deutschen bei 56 Personen, der der Polen bei 603 Personen (Akten der Samtgemeinde Schönwalde).
Widersprüchlich bleiben die Angaben der Listen der polnischen Verwaltung und der Listen der Vertreibungstransporte. Nach den polnischen Angaben gab es bis Anfang April 1400 deutsche Personen in Silberberg, nach den Vertreibungslisten wurde im April 1946 insgesamt 1500 Flüchtlinge in die Viehwaggons gepfercht (282 Männer, 720 Frauen, 498 Kinder, frdl. Mitteilung Dr. Pingel, Niedersächsisches Landesarchiv, Wolfenbüttel vom 12.7.2018) und im August 1946 nochmals 315 Personen (67 Männer, 165 Frauen, 83 Kinder: Soltysik S. 113-114).

Soltysik benennt für den 26. August 1946 eine Gesamtzahl von 1514 Deutschen, die aus der Samtgemeinde Schönwalde an diesem Tag vertrieben wurden, Quelle: Akten der Gemeinde) aus Silberberg, die am 25.8.1946 in Frankenstein auf dem Friedhof neben dem ehem. Hotel „Zum Elephanten“ bei strömenden Regen dort übernachten mußten (Doris Minale, Die Vertreibung aus Stadt und Kreis Frankenstein in Schlesien, 2018, S. 312).
Den verbliebenen Deutschen wurden restriktive Vorschriften auferlegt (Soltysik S. 110). Die Deutschen durften sich im Landkreis nicht frei bewegen, jeder Deutsche ab 14 Jahren mußte – gegen den Erhalt von Lebensmitteln – arbeiten. Zudem konnten Deutsche dorthin abgeordnet werden, wo die polnische Verwaltung Arbeitskräfte benötigte. Nachdem alle Deutschen vertrieben waren und die „zwangspolonisierten“ zu polnischen Staatsbürgern geworden sind lebten am 30.11.1946 – nach den Dokumenten des Landesamtes Repatriierung in Frankenstein – noch 812 Personen in Silberberg. Eine Liste der in Silberberg lebenden Bevölkerung gibt für den 28.11.1948 eine Anzahl von nur noch 428 Bewohnern an, diese setzten sich zusammen aus 62 „autochtonen“, 184 „repatriierten“ und 182 „umgesiedelten“ Personen. Damit ist die Schätzung der aus Silberberg Vetriebenen aus den frühen fünfziger Jahren (300 bis 400 Personen: s. www.silberberg/com.de/Vertreibung) realistisch. Soltysik (S. 114) erkennt einen Widerspruch in den Zahlenangaben der polnischen Verwaltung: “ Aus den statistischen Daten von 1947 geht hervor, dass in der Gemeinde Stoszowice (= Samtgemeinde Schönwalde) 148 Autochthone und 21 Deutsche lebten (siehe Tabelle 4). Während eine Volkszählung vom Oktober 1949 feststellt, dass die Anzahl der Deutschen zu diesem Zeitpunkt größer war.“

So ergeben sich für die drei Volkszählungen (28.2.1950; 30.5.1950, 1.11.1950) für Silberberg folgende Angaben:

Anzahl der „Autochthonen“: 41-39 Personen,

Anzahl der „Repatriierten“: 139 – 140 Personen;

Anzahl der „Umgesiedelten“: 104 – 286 (!) Personen.

Dies bedeutet, dass die Gesamtbevölkerung im Jahr 1950 bis zum November 1950 in Silberberg nur 284-286 Personen betrug, erst bei der Novemberzählung hat sich die Anzahl der umgesiedelten Bewohner fast verdreifacht (von 104 auf 286 Personen). Diese Zahlen zeigen, dass Silberberg zu Beginn der fünfziger Jahre extrem unterbevölkert war und die Vertreibung zu einem für die Stadt lebensbedrohenden Zustand führte.

Vor jeder Vertreibung erstellten die polnischen Behörden detaillierte Listen aller Deutschen. In Absprache mit dem Befehlshaber der sowjetischen Armee wurden weitere Listen zusammengestellt auf denen diejenigen Deutschen aufgelistet waren, welche als Fachkräfte noch gebraucht wurden. Die Listen wurden auch in den jeweiligen Betrieben von den polnischen Vorgesetzten zusammengestellt. In diesem Zusammenhang kam es im März 1946 auch zu Problemen, da in dem Betrieb „Elektrosignal“ in Silberberg durch ein Versehen die deutsche Belegschaft von den Vertreibungsplänen erfuhr (Soltysik S. 113). Über die durchgeführten Maßnahmen berichtet Soltysik leider nichts, nur das sich der polnische Chef Francis Wojcik bei seinen Vorgestzten für diesen Vorgang entschuldigen mußte.

Einige wenige deutsche Familien versuchten durch Annahme der polnischen Staatsbürgerschaft ihr Privateigentum zu retten. Soltysik gibt acht Familien bzw. Personen an (Wachowitz, Kansky (nicht von S. erwähnt), Matschke, Berger, Springer, Bittman (wahrscheinlich Bittner), Rösner, Adler, Brendel), die jedoch auch aus dem „Umland“ Silberbergs z.T. stammen sollen.

Die aktenkundig gewordenen Beschwerden von Josef Wachowitz spiegeln die schwierige Situation der ehem. Deutschen in Silberberg wieder. Konnten die Erwachsenen mit Anfeindungen rational umgehen, so war es bei den deutschstämmigen Kindern schwieriger. Auch erfahren wir dadurch, dass die Bezeichnung „deutsch“ für sich gestellt schon als Schimpfwort galt und eine ähnliche Bedeutung wie „Nazi“ innehatte. Beide Bezeichnungen wurden auf die Kinder durch Mitschüler am Frankensteiner Gymnasium angewendet. Die Beschwerden wurden zwar aufgenommen, jedoch anscheinend nicht weiter verfolgt (Soltysik S. 117).

Josef Wachowitz versuchte auch weiterhin Kulturwerte, die an die Vergangenheit erinnern, zu bewahren. So kümmerte er sich um den evangelischen und katholischen Friedhof und um die Festung. Solche Handlungen von J. Wachowitz und auch die bekannte gute Vernetzung von ehem. Deutschen in Silberberg und dem gesamten Kreis Frankenstein durch Wenzel Kansky führten zu einer argwöhnischen Behandlung durch die Polen und ließen die polnischen Sicherheitsbehörden aktiv werden. Nach Aussage von Soltysik (S.119) soll das „deutsche Nationalbewußtsein“ in den 50er Jahren sogar gewachsen sein und es gab zu dieser Zeit eine „starke und offene Identifikation mit der Bundesrepublik Deutschland“ (S.119). Silberberg wurde als „revisionistisches Zentrum“ angesehen und „Auffälligkeiten“ wie z.B. Kontakte mit Verwandten in Westdeutschland, Besuche und Geschenke aus dem Westen und der Besitz von deutschen Büchern führten zu geheimdienstlichen Aktivitäten. Zudem – so Soltysik – soll es neben „Hakenkreuzschmierereien“ zur Herabwürdigung des polnischen Gesellschaftssystems gekommen sein. Auch sollen sich einige die „Heimkehr“ der Deutschen gewünscht haben und die Oder-Neiße-Grenze nicht anerkannt haben. In diesem Zusammenhang geriet der ehem. Tscheche Wenzel Kansky in den Focus geheimdienstlicher Ermittlungen.

Kansky schon wohlbekannt als gerader und direkter Charakter hatte durch seine ambitionierte Tätigkeit als Schmied viele enge Kontakte zu den Deutschen in Silberberg und im gesamten Kreisgebiet. In der lokalen Gemeinschaft genoss er beträchtliche Autorität – so Soltysik (S. 121). Daher wurden drei Informelle Mitarbeiter des Geheimdienstes mit den Codenamen „Hela“, „Freund“ und „X-15“ auf die Familie angesetzt, um den Nachweis des aktiven Revisionismus zu ermitteln. Die „ungünstige“ Einstellung zum Kommunismus, die Grenzfrage, belauschte Gespräche in Gasthäusern und der rege Schriftverkehr mit dem Deutschen Roten Kreuz führten letztendlich zu einer Wohnungsdurchsuchung im Februar des Jahres 1961.

Neben etlichen deutschsprachigen Romanen und drei Fotokameras fand man auch das Buch „Die Stunde X – Mit Panzern in Polen und Flandern“ von Just Scheu aus dem Jahr 1941. Dieses Werk war der Anlaß, ein Strafverfahren gegen den fast 80-jährigen Kansky einzuleiten und ihn zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten zu verurteilen. Glücklicherweise hatte das polnische Regime kein Interesse, den Strafvollzug durchzuführen und entließ Kansky im Jahr 1962 in die Bundesrepublik Deutschland, wo er bei dem Heimattreffen der Silberberger in Gummersbach im selben Jahr herzlich begrüßt wurde.

Diese Schilderungen von Lukas Soltysik beleuchten eindrucksvoll und unter Verwendung bisher unbekannter Quellen die Situation der Deutschen und deutschstämmigen in der Nachkriegszeit in Silberberg.

Weitere Gruppen hat Soltysik nur am Rande erwähnt (S. 123ff.). Es handelt einmal um eine Gruppe von „Roma“ und einige Ukrainer, die sich spätestens seit dem Sommer 1946 in Silberberg aufhielten. Im Jahr 1949 soll es in der Samtgemeinde Schönwalde eine Gruppe von 75 Romas gegeben haben. Nach Soltysik (S. 124) soll es sogar einen Plan gegeben haben, Silberberg zu einer Roma-Siedlung zu machen – allerdings sprechen andere Studien gegen diese Annahme. Über das Verhalten der Roma wird auch – wenig positiv – von den Vertriebenen über die Jahre 1945 bis 1946 berichtet (s. www.silberberg/com.de/Vertreibung).
Nach Soltysik arbeiteten einige der Roma in einer Holzfabrik in Silberberg, andere machten Gelegenheitsjobs bei Bauern, spielten auf Hochzeiten und Partys oder handelten mit Pferden.
Trotz einer gewissen Distanz ist es polnischen und rumänischen „Silberbergern“ gelungen, einen gewissen Modus vivendi zu entwickeln . Dies bezeugt auch eine im Jahr 1949 gegründete Pfadfindergruppe, die aus 22 Roma-Kindern bestand.
Die Roma kamen aus einem Dorf namens Gorzyce. In den Volkszählungen bzw. Bewohnerlisten ab 1952 erscheinen die Roma nicht mehr. Ob sie in das Dorf zurückzogen oder sich assimiliert haben ist nicht bekannt. Bis zumindest in die 70er Jahre existierte noch eine Roma-Gemeinde in Frankenstein.

Die letzte Gruppe, die Soltysik bespricht, sind die Ukrainer (S. 125 ff.). Die Behördenangabe von 97 Familien hält Soltysik für übertrieben und meint, dass es sich hierbei eher um die Gesamtzahl der ukrainischen Personen handelte. In der Gegend von Frankenstein sollen mehrere Dutzend Familien aus der Ukraine gelebt haben, sie kamen im allgemeinen aus den Ostgebieten im Zuge der Umsiedlung der polnischen Bevölkerung aus der UdSSR als polnische Bürger, jedoch waren anscheinend auch einige dabei, die aus dem Westen von der Zwangsarbeit oder aus Konzentrationslagern kamen. Auffallend – so Soltysik S. 126 – war, dass die Ukrainer sich schnell anpassten und als Polen gelten wollten. In Silberberg selbst hatten keine Ukrainer gelebt.

Abschließend läßt sich feststellen, dass der sehr gut recherchierte Artikel von Lukas Soltysik viele neue polnische Quellen vorlegt, die es wert sind, sie einmal noch genauer für spezielle Fragestellungen zu benutzen. So sind in den Transportlisten der Flüchtlingslager Mariental und Alversdorf etliche Ungenauigkeiten und Falschangaben zu entdecken. Ein Abgleich mit den polnischen Listen wäre notwendig und hochinteressant. Auch die „Stasi-Unterlagen“ der polnischen Geheimdienste, die anscheinend noch erhalten sind, sind es wert, aus anderen Perspektiven zu untersuchen. Über die Tätigkeit und politische Arbeit der polnischen Behörden und der ersten Bürgermeister der polnischen Verwaltung sind augenscheinlich noch etliche Quellen im Archiv der Samtgemeinde Schönwalde vorhanden. Diese kritisch zu hinterfragen und ein detailliertes Bild der Nachkriegszeit zu vermitteln, ist eine der zukünftigen Aufgaben. Ein wesentlicher Verdienst von Lukas Soltysik ist es, diese Quellen „ausgegraben“ und für erste historische Fragestellungen benutzt zu haben.
U. Masemann, AKA im August 2018

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Das digitale Rezensionsjournal »Recensio Silberbergensis« – herausgegeben vom Silberbergarchiv (Alfred-Kollewe-Archiv) – wird regelmäßig Rezensionen von Aufsätzen über die Stadt und Festung von Silberberg auf dieser Seite veröffentlichen,