MR 063

Mittelreihe 63

Bertha Brückner, geb. Drischel, aus Silberberg, Mittelreihe 63, Ehefrau des Schuhmachermeisters Wilhelm Brückner.

Bertha Brückner am Fenster ihres Hauses in der Mittelreihe 63 in Silberberg, Foto zur Verfügung gestellt von Stefan Welzel.

Als Heimatdichterin und „Silberberger Boata-Weibe“ war sie weit über den Kreis Frankenstein bekannt. Im Breslauer und Berliner Rundfunk hielt sie in den dreißiger Jahren etliche Lesungen. Die Heimatliebe wurde in der „Blut- und Boden-Ideologie“ der Nationalsozialisten aufgegriffen und mißbraucht: auch dadurch ist die starke Verbreitung der Heimatgedichte der Silberbergerin zu erklären.

A Packla fidele Gedichte von Bertha Brückner (1935), Ersterscheinung 1924.

Bertha Brückner fuhr täglich mit der Bahn von Silberberg nach Frankenstein, um dort Artikel im Auftrage einzukaufen, die in Silberberg nicht erhältlich waren. Die Tradition der „Boataweiberl“ beschreibt auch Johann Wolfgang von Goethe ausführlich. Neben Humor besaß sie auch die Gabe der Dichtkunst in schlesischer Mundart. Zu erwerben waren ihre Gedichtbände auch bei ihr Zuhause (s. Foto oben): A Packla fideler Gedichte Bd. 1 u. Bd. 2.

Bertha Brückner im Jahr 1935 (Foto AKA).

Gedichtbände

A Packla fidele Gedichte A Packla fidele Gedichte
A neuas Packla fidele Gedichte A neues Packla fidele Gedichte
A schläs`sches Pukettel

Gedichte

´s Rutkatla
´s Wiedersah´n
A Brief noach Westerland
A Gebergsstadtla
A guder Tausch
A Oanfang-Sprüchla fersch neue Büchla
A Winter-Ausflug
Aan schwere Arbt
Abschied vum Bräuerteiche
Allen gefangenen Heimkehrern
Am 9. Okt. Tag der Heimat
Arbeitsfreedig
Brückner Omas Ausflug
De ale gude Zeit
De ausgeschrieb´ne Hand
De erschte Putter
De Ferienreese
De Mietebrenge
De Obfohrt nach Westerland
Der „Bremen“-Flug
Der Johannisobend
Der Oabschied
Der Winter 1929
Der Zug schteckt
Derr Frühling ies do
Die erste Flüchtlingsversammlung am 6. Mai 1946
Die Schtroßamusik
Die verturb´ne Freede
Een Gruß an die Liebe Heemte
Eene komische Erholung
Eentoop-Suntich
Ei der Nacht beim Schuster
Eigesunga
Eim Dunkeln
Eim Gebeerge
Erholungswerk des Deutschen Volkes
Ernte
Erntefest-Gedicht
Errtum
Fer de Schule bei Brassel
Frauenschaft
Freinde ei derr Nut !
Furtgeschrieta
Ganz verlussa sitz ich als gemitliches Schoaf
Gespräch mit derr Linde
Gespräch mit Rübezahl
Großmuttersch Heemte-Gedanka
Herbstonfang

Huberts Kommunion ! (ca. 1948, frdl. Mitteil. St. Welzel)
Huch die Ehrlichkeet
Huchzig-Gedichte
Inse Bimmelboahne
Inse Kleenboahne
Is Schwolmanast
Is Soatareita
Kermis ohne Kucha
Liebe Schwester Lowise
M´ala Fritze sei Mächbrich
Mei Bette
Mei letzter Schultag
Mei Schulhaus
Meine Heimat
Meine Tornhoasa
Mer Dorfleute
Nachklänge zum Silberberger Treffen 1954
Obgezahlt
Schoadafreede
Unterhaltung
vo der Kochschule
Voatertaag
Wans oangieht
Woas is Boateweib mietebrengt
Wornung
Zor Foschingfeier vom Frauenverein
Zum 40jährigen Arbeitsjubiläum einer Spinnerin
Zum Abschluß der Kochschule
Zum Geleete
Zum Geleete
Zum Geleete fersch Zweete
Zum Muttertag
Zur Silberhuchzig

noch nicht aufgefundene Werke :
A Packla fidele Gedichte, 3. Ausgabe
A schläs`sches Pukettel
Die Sammlung „neue Verse nach der Vertreibung“ des Sepp Ploch (aus Frankenstein) ist leider verschollen, er hatte 30 Verse gesammelt.

Aus einem Brief von Bertha Brückner an die Familie Wildenhof ( Ganz verlussa sitz ich als gemitliches Schaf ) ist zu entnehmen, daß sie auch Briefe in Vers-Form schrieb.

Sie dichtete über viele Themen und ließ so ihre Lebensklugheit und Erfahrung durchscheinen, auch ihre ausgeprägte Heimatliebe blieb an ihrem neuen Wohnort in Groß Mackenstedt in Niedersachsen erhalten. Wie schwer ihr die Trennung von Silberberg gefallen ist, beschrieb Erich Neugebauer in seinem Nachruf aus dem Jahr 1954.

Im Landkreis Grafschaft Hoya engagierte sie sich bis kurz vor ihrem Tod noch bei den alljährlichen Heimattreffen der Vertriebenen aus Silberberg. Das AKA besitzt eine kleine Sammlung originaler handschriftlicher Gedichte.

Beerdigt wurde Bertha Brückner im April 1954 auf dem Friedhof in Heiligenrode.

Sie ist am 24. April in Silberberg geboren und kurz vor ihrem 77. Geburtstag am 1. April 1954 in Heiligenrode bei Bremen gestorben.

Erhältlich im Silberbergarchiv (Alfred-Kollewe-Archiv):

A Packla fidele Gedichte
vum Silberberger Boataweibe (1924)

und

A neues Packla fidele Gedichte
vum Silberberger Boataweibe

von 1929

Heitere Schmunzel-Verse in schlesischem Dialekt
Reprint zweier heiterer Gedichtbändchen
von Bertha Brückner aus Silberberg