Gesundheit

Im Gesundheitsbereich war Silberberg ein lokaler Mittelpunkt. Die Bevölkerung der Stadt
und der umliegenden Orte fanden hier ihre ärztliche Grundversorgung. Es befanden sich am Ort eine Apotheke, ein Ambulanzplatz für Krankenhilfe und ein Stützpunkt für die Hilfe der Tuberkulosekranken.
In der Stadt wirkten ein Arzt, ein Zahnarzt, eine Hebamme, eine evangelische Schwester und zwei katholische Ordens-Schwestern.

Die Apotheke

Die Stadtapotheke in Silberberg war in privater Hand und hatte eine lange geschichtliche
Vergangenheit. Wilhelm Brachmann schrieb in seinen geschichtlichen Abhandlungen über schlesische Apotheken, daß ihre Entstehung einem Privileg zu verdanken war, erlassen 1767
durch Friedrich d. Großen. Einer anderen Quelle ist zu entnehmen, daß schon um 1700 in Silberberg ein Apotheker namens Kluß wirkte.

Die Angaben von Brachmann für die Jahre 1921-1922 waren sehr oberflächlich. Er behauptet, daß Paul Kytzia ab 1909 Eigentümer der Stadtapotheke war und diese in den zwanziger Jahren von seinem Schwiegersohn Rudolf Binas übernommen wurde.

Eine Tochter des Apothekers Rudolf Binas berichtete hierzu: Rudolf Binas warverheiratet mit Martha Achert (konnte also kein Schwiegersohn von Kytzia sein), die Apotheke übernahm er im Jahre 1930. Da die alte Apotheke sehr beengt war, baute er ein neues Haus am Bahnhofsweg (unterhalb der Gemeinschaftsschule) und siedelte die Apotheke dorthin um.

Die Angaben des Herrn Brachmann (für den untersuchten Zeitabschnitt 19211922) können ergänzt werden durch Informationen aus dem “Silberberger Stadt- und Land-Boten”. Eine betraf einen Herrn Haase, der im Apothekengebäude elektrische Lampen und Gartengeräte offerierte. Herr Haase war aber nicht der Apotheker. Die zweite Information betraf eine Apothekerin namens Vogel, die eine Hilfskraft suchte. Man könnte daraus folgern, daß Frau Vogel 1922 die Apotheke führte. Zwischen den Kriegen war eine Else Vogel als Apothekerin
in Schlesien beschäftigt. Es ist möglich, daß es sich um die gleiche Person handelte. Vermutlich war sie aber nicht die Eigentümerin, sondern eine vorübergehende Vertretung oder Pächterin.

Die Stadtapotheke befand sich im Zentrum der Stadt, auf der Sommerseite 17. (Der durch Herrn Binas durchgeführte Umzug erfolgte 1930). Dieses Gebäude war alt und eng. Wie die benachbarten Häuser, war es zwei- oder dreistöckig. Wie auch bei anderen Geschäften, befanden sich die Apothekenräume im Parterre, in den restlichen Räumen wohnte der Apotheker mit seiner Familie.

Die Stadtapotheke war die einzige Apotheke in der Umgebung von Silberberg und versorgte auch die Einwohner der umliegenden Orte wie Herzogswalde, Raschdorf, Schönwalde, Niklasdorf, Raudnitz und Neudorf. Die nächsten Apotheken befanden sich in Frankenstein,
Wartha, Langenbielau, Neurode und in Schlegel. Trotzdem waren die Einnahmen der Stadtapotheke wahrscheinlich nicht ertragreich. Herr Brachmann berichtet in seiner Arbeit, daß die Eigentümer stark ums Überleben zu kämpfen hatten. Nach dem 1. Weltkrieg sank ihre Einträglichkeit, die 1869 in Schlegel eröffnete Apothekenfiliale hatte sich schon 1915 von der
Mutterapotheke verselbständigt.

Über das Sortiment der verkauften Arzneimittel ergaben sich keine Angaben, bestimmt war das Angebot vielseitig, denn man konnte auch Gifte für Mäuse und Ratten erwerben. Es gab aber etwas Besonderes. Die Silberberger Apotheke produzierte nach einem eigenen Rezept (schon in 19. Jahrhundert) ein Mittel gegen Augenentzündungen und warb dafür. Das waren die sogen. ”Elstner Augentropfen und Augenwasser”. Noch im “Frankensteiner Heimatbrief”
aus dem Jahre 1959 waren Werbeinserate für diese Augentropfen zu finden. Nach dem Silberberger Rezept wurde dieses Mittel in Westdeutschland hergestellt. Es ist anzunehmen, daß diese Augentropfen auch in den Jahren 1921-1922 in Silberberg vertrieben wurden.

aus: Felkel/Przerwa, 2001. S.a.: Przerwa, Tomasz; Die Geschichte der Apotheke in Silberberg, „Pharmazie in Polen“, 2004, Nr. 2, S. 81-85.