092S

Hotel “Zur Post” / “Zur Goldenen Sonne”

Das dritte Hotel in Silberberg hieß  ”Hotel Zur Post”. Es befand sich auf der Winterseite 92 neben dem Postgebäude und stand nicht weit entfernt von der evangelischen Kirche. Es hatte die Telefonnummer 23. Das Hotel wurde erstmalig 1885 erwähnt. Vor dem 1. Weltkrieg trug es den Namen ”Zur goldenen Sonne”. Nach dem 1. Weltkrieg gehörte es Wilhelm Auer. Im September 1921 erwarb es August Wolf, der früher dort Küchenchef war. Der neue Besitzer eröffnete das Lokal am29. Oktober 1921, nachdem er vier Tage
zuvor Elisabeth Oertel geheiratet hatte. Noch 1928 führte August Wolf dieses Hotel,
dann übernahm es seine Frau Elisabeth.
1928 gab es in diesem Hotel 11 Betten in 5 Gästezimmern. Die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten übertraf wohl die angebotene Bettenzahl, denn 1921 suchte der Besitzer noch zusätzliche Privatquartiere als weitere Übernachtungsmöglichkeit.
Den privaten Vermietern zahlte er für ein 3-Bettzimmer 100 Mark, ein 2-Bettzimmer 70 Mark und ein Einzelzimmer 35 Mark pro Woche. Zum Hotel gehörten eine Wirtstube, eine Veranda und ein Saal. Im Hotel fanden Versammlungen der hiesigen katholischen Vereine statt. Im Hotel war auch ein Kinosaal eingerichtet. In ihm befand sich auch ein Klavier. Der Vorbesitzer Wilhelm Auer verkaufte hier zusätzlich Wein und kaufte Leergut zurück.

nach: Felkel/Przerwa 2001.

Laut dem dem Einwohnerverzeichnis für Silberberg wohnten hier im Jahr 1939:

408 SILB Wolf Elisabeth Winterseite 92 Gastwirtin Hotel „Zur Post“

Das Einwohnerverzeichnis aus dem Jahr 1939 für Silberberg

Im „Adressbuch für sämtliche Städte und Dörfer des Großkreises Frankenstein-Münsterberg 1939“ sind auch Informationen über die Stadt Silberberg zu finden,

bestehend aus:
⦁ einem Vorwort mit der Beschreibung der Stadt Silberberg,
⦁ einem Verzeichnis der „NSDAP und Behörden in der Stadt Silberberg“,
⦁ „Alphabetisches Verzeichnis der selbständigen Einwohner und kaufmännischen Firmen“ und
⦁ einem „Verzeichnis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden“.

Das Verzeichnis der selbständigen Einwohner enthält Einträge von Personen; genannt sind: Familienname, Vorname, Beruf, Straße (Lokation), Hausnummer und Telefonnummer (soweit vorhanden). Insgesamt enthält dieses Verzeichnis 441 Personen.

Ein Teil der Eintragungen trägt die Lokation: Haus Nr. x. Eine Analyse dieser Eintragungen ergab: Bei den Häusern Nr. 1 – 9 handelt es sich um Einwohner der Längs-Kasernen, also „Oberstadt 174/ 1 – 174/ 9“
Die Einwohner der Quer-Kasernen „Oberstadt 174/ 10 – 14“ wurden nicht erfaßt. Dort befand sich die Uhrenfabrik Eppner sowie ein Teil der Wohnungen deren Arbeiter.
In dem Verzeichnis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden ist dieser Fehler ebenfalls enthalten. Es fehlt die „Uhrenfabrik Eppner“. Ferner fehlt in diesem Verzeichnis die „Haargarn und Wollspinnerei“ Kuhnt (vormals Felsmann). In dem Vorwort zu dem Einwohnerverzeichnis sind allerdings beide Betriebe beschrieben.

Die Ermittlungen zu dem „Alphabetischen Verzeichnis der selbständigen Einwohner und kaufmännischen Firmen“ muß von verschiedenen Personen durchgeführt worden sein. Eine eindeutige Unterweisung dieser Personen über die Vorgehensweise ihrer Ermittlung ist aus dem Verzeichnis jedoch nicht erkennbar. Die Erfassung der Daten für diese Listen ist vor der Drucklegung von der Silberberger Verwaltung oder deren Beauftragten wohl nicht geprüft worden, diese hätten die Fehler sonst erkennen und korrigieren können.

Wer Silberberg kennt oder sich auch nur mit Bildern der Stadt beschäftigt, wird sich wundern: Nur 441 Personen lebten 1939 in Silberberg? Bei der Länge der Stadt im engen Quertal des Eulengebirges erscheint diese Zahl sehr gering.

Im Verzeichnis der selbständigen Einwohner sind nur Personen aufgeführt, die entweder Grundbesitzer waren oder welche man später als Haushaltsvorstand bezeichnete (von Familien), also vorwiegend Männer (vielleicht auch Witwen); Frauen und Kinder waren demnach unselbständige Personen.

Facit: Das Verzeichnis ist ein Adressen-Verzeichnis. Es kann nur anhaltsmäßige Informationen (Adressen), jedoch keine Aussagen über die Einwohner der Stadt Silberberg geben .

Statistik des Deutschen Reichs – Band 559,4

Ergebnisse der Volks-, Berufs-
und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939
in den Gemeinden

Heft 4: Provinz Schlesien

Zur Ortsübersicht von Silberberg

A) Anzahl der Haushalte 392
B) Einwohner insgesamt 1.154,
C) davon männlich. 555

D) Altersangaben:
unter 6 Jahren 150
6 bis 14 Jahre 161
14 bis 65 Jahre 709
65 Jahre und älter 134 Summe: 1.154

E) Berufstätige in den Wirtschaftsbereichen
Land- und Forstwirtschaft: 57
Industrie und Handwerk 552
Handel und Verkehr: 184 Summe: 793

F) Berufstätige nach der Stellung im Beruf:
Selbständige: 188
Mithelfende Familienangehörige 64
Beamte und Angestellte 122
Arbeiter 523 Summe: 897

In dieser Übersicht sind genannt 392 Haushalte.

Im Verzeichnis selbständige Einwohner sind erfasst 441 Personen.

Text und Auflistung: Herbert Felkel, AKA 2006