073s noch nicht kartiert

Gasthof ”Zur Stadtbrauerei”

Der Gasthof ”Zur Stadtbrauerei” befand sich im Stadtzentrum, nicht weit vom Hotel ”Kaiserhof”, in der Mittelreihe 73. Er hatte die Telefonnummer 25 und gehörte zu den alten Gasthäusern der Stadt. In den Chroniken wurde er erstmals 1898 erwähnt. Am 11. Juni 1921 starb der Besitzer David Frischtazky. Seine Ehefrau Maria Frischtazky verkaufte dieses Lokal an Berthold Olapinski am 15. November 1921. Der neue Besitzer war kein Unbekannter in der Stadt, er leitete 1920 das Hotel ”Prinz von Preußen”. Die feierliche Eröffnung erfolgte erst am 6. Januar 1922. Berthold Olapinski leitete den Gasthof noch im Jahr 1936.

Nach Angaben aus dem Jahre 1928 befanden sich im Gasthof 12 Betten in 5 Gäste-zimmern. 1921-1922 gab es hier einen Bewirtungsraum, in dem Veranstaltungen
stattfanden. Der Gasthof war das Stammlokal des Verbandes heimattreuer Oberschlesier.
Tanzveranstaltungen fanden hier damals nicht statt. 1922 richtete ein Herr Robowski in einem der Zimmer eine Zahnarztpraxis ein.

Die Stadt war Eigentümer eines alten Geräteschuppens, welchen sie im Dezember 1921 nicht dem Gastwirt ”Zur Stadtbrauerei”, Berthold Olapinski verkaufen wollte.

Verein heimattreuer Oberschlesier

Spuren seiner Tätigkeit in Silberberg stammen aus dem Jahre 1920. Diese Organisation
scharte nicht nur die Oberschlesier um sich, sondern auch örtliche Nationalisten. Das Vereinslokal war der Gasthof ”Zur Stadtbrauerei”, wo 1922 regelmäßig monatliche
Mitgliederversammlungen stattfanden. Vorsitzender des Vereins war der Lehrer
Jelitto.

1922 erfolgte in Silberberg die Eichung in der Gaststätte ”Zur Stadtbrauerei”. In der Zeit von 8°° bis 13°° Uhr an den Tagen des 27.-30. März wurden die städtischen Meßvorrichtungen geprüft.

Zahnmedizin

Der Silberberger Zahnarzt praktizierte schon vor dem 1. Weltkrieg. Er hieß Scheider und war 1920 noch tätig. Weitere Angaben über ihn fehlen. Erst im Februar – März 1922 wurde
veröffentlicht, daß ein Zahnarzt Robowski aus Reichenbach seine Praxis in Silberberg
eröffnete. Er praktizierte zweimal in der Woche (mittwochs und freitags) zwischen 9.00 und 16.00 Uhr in einem Raum, eingerichtet im Gasthaus ”Zur Stadtbrauerei”. Zu seinen Leistungen gehörten: Zähne ziehen unter Betäubung, Setzen von Plomben, Anfertigung von Prothesen und künstlichen Gebissen. Über den weiteren Verlauf gibt es keine Quellen. 1928 wirkte in Silberberg Paul Weigelt als Zahnarzt. Seine Patienten waren die Silberberger Stadtbewohner und auch Einwohner aus den benachbarten Ortschaften. Zahnpflege in den Schulen gab es in Silberberg wie im ganzen Frankensteiner Kreis noch nicht.

Zu der Zahnmedizin gesellte sich der Handel mit Zähnen. So kam H. Krause als fahrender Händler am 16. Juni 1921 nach Silberberg in den Gasthof ”Zur Stadtbrauerei” und kaufte Prothesen, alte Kronen und künstliche Zähne aus Silber, Gold oder Platin auf.

aus: Felkel/Przerwa 2001.

 

Laut dem dem Einwohnerverzeichnis für Silberberg wohnten hier im Jahr 1939:

170 SILB Karbstein Martha Mittelreihe 73a Mittelreihe 73 Witwe

276 SILB Olapinski Berthold Mittelreihe 73 Gastwirt Gasthaus „Zur Stadtbrauerei“

303 SILB Rauer Reinhold Mittelreihe 73 Fleischermeister Mittelreihe 73a 73 Fleischerei

Das Einwohnerverzeichnis aus dem Jahr 1939 für Silberberg

Im „Adressbuch für sämtliche Städte und Dörfer des Großkreises Frankenstein-Münsterberg 1939“ sind auch Informationen über die Stadt Silberberg zu finden,

bestehend aus:
⦁ einem Vorwort mit der Beschreibung der Stadt Silberberg,
⦁ einem Verzeichnis der „NSDAP und Behörden in der Stadt Silberberg“,
⦁ „Alphabetisches Verzeichnis der selbständigen Einwohner und kaufmännischen Firmen“ und
⦁ einem „Verzeichnis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden“.

Das Verzeichnis der selbständigen Einwohner enthält Einträge von Personen; genannt sind: Familienname, Vorname, Beruf, Straße (Lokation), Hausnummer und Telefonnummer (soweit vorhanden). Insgesamt enthält dieses Verzeichnis 441 Personen.

Ein Teil der Eintragungen trägt die Lokation: Haus Nr. x. Eine Analyse dieser Eintragungen ergab: Bei den Häusern Nr. 1 – 9 handelt es sich um Einwohner der Längs-Kasernen, also „Oberstadt 174/ 1 – 174/ 9“
Die Einwohner der Quer-Kasernen „Oberstadt 174/ 10 – 14“ wurden nicht erfaßt. Dort befand sich die Uhrenfabrik Eppner sowie ein Teil der Wohnungen deren Arbeiter.
In dem Verzeichnis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden ist dieser Fehler ebenfalls enthalten. Es fehlt die „Uhrenfabrik Eppner“. Ferner fehlt in diesem Verzeichnis die „Haargarn und Wollspinnerei“ Kuhnt (vormals Felsmann). In dem Vorwort zu dem Einwohnerverzeichnis sind allerdings beide Betriebe beschrieben.

Die Ermittlungen zu dem „Alphabetischen Verzeichnis der selbständigen Einwohner und kaufmännischen Firmen“ muß von verschiedenen Personen durchgeführt worden sein. Eine eindeutige Unterweisung dieser Personen über die Vorgehensweise ihrer Ermittlung ist aus dem Verzeichnis jedoch nicht erkennbar. Die Erfassung der Daten für diese Listen ist vor der Drucklegung von der Silberberger Verwaltung oder deren Beauftragten wohl nicht geprüft worden, diese hätten die Fehler sonst erkennen und korrigieren können.

Wer Silberberg kennt oder sich auch nur mit Bildern der Stadt beschäftigt, wird sich wundern: Nur 441 Personen lebten 1939 in Silberberg? Bei der Länge der Stadt im engen Quertal des Eulengebirges erscheint diese Zahl sehr gering.

Im Verzeichnis der selbständigen Einwohner sind nur Personen aufgeführt, die entweder Grundbesitzer waren oder welche man später als Haushaltsvorstand bezeichnete (von Familien), also vorwiegend Männer (vielleicht auch Witwen); Frauen und Kinder waren demnach unselbständige Personen.

Facit: Das Verzeichnis ist ein Adressen-Verzeichnis. Es kann nur anhaltsmäßige Informationen (Adressen), jedoch keine Aussagen über die Einwohner der Stadt Silberberg geben .

Statistik des Deutschen Reichs – Band 559,4

Ergebnisse der Volks-, Berufs-
und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939
in den Gemeinden

Heft 4: Provinz Schlesien

Zur Ortsübersicht von Silberberg

A) Anzahl der Haushalte 392
B) Einwohner insgesamt 1.154,
C) davon männlich. 555

D) Altersangaben:
unter 6 Jahren 150
6 bis 14 Jahre 161
14 bis 65 Jahre 709
65 Jahre und älter 134 Summe: 1.154

E) Berufstätige in den Wirtschaftsbereichen
Land- und Forstwirtschaft: 57
Industrie und Handwerk 552
Handel und Verkehr: 184 Summe: 793

F) Berufstätige nach der Stellung im Beruf:
Selbständige: 188
Mithelfende Familienangehörige 64
Beamte und Angestellte 122
Arbeiter 523 Summe: 897

In dieser Übersicht sind genannt 392 Haushalte.

Im Verzeichnis selbständige Einwohner sind erfasst 441 Personen.

Text und Auflistung: Herbert Felkel, AKA 2006