Die evangelische Kirche

Näher am Himmel

Das Ensemble AERIAL DANCE

Nicht nur aus der Sicht des Historikers ist das Baudenkmal der evangelischen Kirche St. Michaelis in Silberberg ein interessantes Thema.

In den letzten Jahren hat sich in Silberberg eine lebendige Kulturszene etabliert.

Ein überragendes Projekt ist das Tanztheater AERIAL DANCE. Das Ensemble probt und tritt im Kirchenschiff der ehemaligen evangelischen Kirche auf.

Fast schwerelos erscheinen die Tanzfiguren in schöner Leichtigkeit in der Silberberger St. Michaelis Kirche, wenn die Choreographin und Tänzerin Katarzyna Donner mit ihrem Ensemble Aerial Dance eine Vorstellung präsentiert.

 

 

Engelhaft schweben Figuren des Tanzensembles in phantasievollen Kostümen unter dem Gewölbe des Gotteshauses.

Der Zuschauer ist entrückt von dem Farbenspiel, der sanft klingenden Musik und der herausragenden Choreographie. Eine hohe Professionalität ist erkennbar.

 

Katarzyna Donner, die sich seit Jahren dem „Aerial Dance“, einer neuartigen Art der Tanzpräsentation, verschrieben hat, arbeitet mit bekannten Institutionen aus der modernen Tanzszene zusammen, so mit dem Zbigniew Raszewski Theaterinstitut und dem Institut für Musik und Tanz (beide in Warschau), sowie mit der Krzyżowa Stiftung für gegenseitige Verständigung in Europa aus Lampersdorf (Grodziszcze) bei Peterwitz (Stoszowice).

Derzeit (Juni 2018) werden zwei neue Stücke in der Silberberger Kirche inszeniert: „Waves“ und „Spiral Dance“.

Die Themen zeigen, dass nicht nur der Mensch im Focus der Themen zu finden ist, auch naturalistische und spannend inszenierte choreographisch aufbereitete Ansätze lassen kreative neue Wege erkennen.

Eine große Leistung des Ensembles ist es, dass der Zuschauer kaum die enormen physischen Anstrengungen erkennt, die bei den komplizierten kreativen Handlungssequenzen einige Meter über dem Kirchenbodenniveau dargestellt werden.

Die Einheit von Musik und Bewegung unterstützt diesen Eindruck und vermittelt eine Athmosphäre, die den Zuschauer in eine andere Welt – frei von Ballast und Zwängen – verführen läßt. Kaum vorstellbar, daß ein solches Ensemble gerade in der Silberberger Michaeliskirche einen Ort für kreativen modernen Tanz gefunden hat und dort mit Virtousität und Ausdruckslust das Publikum begeistert. Wünschenswert wäre es, dieses Tanzensemble auch auf deutschen Bühnen erleben zu können.

 

Die evangelische Kirche ad St. Michael zu Silberberg

von Joshua Mathis Härtel

Die wunderschöne evangelische Kirche ist neben dem Donjon und dem Viadukt der Zahnradbahn absolutes Wahrzeichen von Silberberg. Sie hebt sich mit ihrem markanten hohen Turm zwischen den drei Häuserreihen empor.

Foto: Joshua Mathis Härtel

Bei der Vertreibung der Schlesier aus Silberberg blickten diese, als sie den Marsch in Richtung Frankensteiner Bahnhof antreten mussten, immer wieder wehmütig und verzweifelt zurück zum Kirchturm, dem letzten Punkt, den sie noch von ihrer Heimat sahen.

Foto: Joshua Mathis Härtel

Die polnische Bevölkerung hält ihn heute als Schmuckstück, er wird abends hell angestrahlt, wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Die gesamte Geschichte dieses einen Gebäudes, das für die Einwohner Silberbergs damals wie heute eine ganz besondere Bedeutung hat, sei nun hier dargestellt.
Sie beginnt im 16. Jahrhundert. Die Einwohner Silberbergs waren damals fast ausschließlich evangelisch, doch da die Stadt keine eigene Kirche besaß, mussten kirchliche Handlungen (Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse) in der katholischen Kirche zu Schönwalde verrichtet werden. Zum Gottesdienst gingen die Bewohner der Stadt an Sonn- und Feiertagen in die benachbarten Orte Lampersdorf, Volpersdorf, Rothwaltersdorf oder Schönwalde. Im Jahre 1578 wurde deshalb ein eigener Kirchenbau beschlossen und mit den Planungen dazu begonnen. Dies geschah auf besondere Anregung des frommen und gelehrten Stadtschreibers Zacharias Liebhold der von Stollberg im Vogtlande gekommen war und bereits Stadtschreiber von Goldberg war. Er hat sich dann auch sehr intensiv an den Planungsarbeiten beteiligt. Liebhold muss also schon deutlich vor 1578 in Silberberg seine Tätigkeit aufgenommen haben. Unter großen Schwierigkeiten haben die Bürger die Geldmittel für den Kirchenbau aufgebracht.

Zwei Sammler wurden von Silberbergs Einwohnern nach Beiträgen ausgeschickt und Kollektengelder gespart. Der Bau musste trotzdem mehrmals wegen Geldmangel und auch anderer Verhinderungen wegen eingestellt werden.

Foto: Joshua Mathis Härtel

So mussten nähmlich die Herzoge von Münsterberg-Oels, um ihre Schulden zu decken, am 27. September 1581 Silberberg an Wilhelm von Rosenberg verkaufen. Dieser, oder vielmehr seine Gemahlin, wollte die Einwohner zu Frondiensten zwingen. Sie sollten Flachs spinnen, aber als freie Bergleute verstanden sie sich nicht dazu, sondern verbrannnten den ihnen zugetheilten Flachs auf freier Straße. Die Frau von Rosenberg sah sich also gezwungen von dergleichen Forderungen abzusehen. Am 31. August 1592 starb der Grundherr Wilhelm von Rosenberg und sein Bruder Peter Wok kam zum Besitz. Unter ihm fingen die Silberberger den ausgesetzten Kirchenbau wieder an. Im gleichen Jahre noch wurde dieser dann vollendet. Am Michaelistage 1592 (einem Dienstag) wurde schließlich die erste Silberberger Kirche feierlich eingeweiht.

Foto: Joshua Mathis Härtel

Wegen des Datums erhielt sie auch den Namen „ad St. Michael“. Der Michaelistag ist der 29. September und soll an den Erzengel Michael, den Engelfürsten erinnern. Dieser war im Mittelalter der Schutzpatron des Deutschen Reichs. Dennoch spielte der Tag in den evangelischen Kirchen eigentlich kaum eine Rolle. Die Weihpredigt hielt Pfarrer/Pastor David Höher/Oder (?) aus Reichenstein. Johann Schilling, ein Pastor aus Lampersdorf, teilte das Abendmahl aus und bereits genannter Zacharias Liebhold stimmte froh das Lied „Komm, Heil’ger Geist“ an.

Foto: Joshua Mathis Härtel

Die Stadt konnte danach jedoch zunächst, aufgrund des altbekannten Problems, des Geldmangels, keinen Prediger fest einstellen. Solange las Liebhold Sonntags eine Predigt aus Martin Luthers Postille, lehrte die Jugend in Sachen Religion und unterrichtete sie im Singen. Am Simon-Juda-Tag (Mittwoch, 28. Oktober) 1592 wurde Adam Cratander aus Liebau/Löbau (?) in der Oberlausitz zum neuen und damit ersten Pfarrer/Prediger von der Stadt-Gemeinde berufen und tat die Anzugs-Predigt. Er war der Sohn eines Stadtschreibers und Augsburger Konfession. Cratanders Entlohnung betrug 18 Weißgroschen pro Woche und er war Silberberger Pfarrer bis 1595.

zusammengetragen & überarbeitet von
Joshua Mathis Härtel, März 2018

 

 

 

 

 


Einige historische „Splitter“ aus dem Alfred-Kollewe-Archiv:

Beim ersten Besuch Silberbergs im Jahr 1974 befand sich in der Kirche eine Diskothek (U.M. AKA)

53 Bürgerhäuser hatten katholische und 112 evangelische Besitzer. AKA1033

Die Zisterzienser aus Heinrichau übernehmen die evangelische Kirche in Silberberg. 1816 wurde die evangelische Kirche mit Hilfe eines Gnadengeschenks von 1500 Talern nach einem Plan von C.G. Langhans neu errichtet und am 17. Dezember desselben Jahres neu eingeweiht. AKA 1025

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auszug aus dem Kirchenprotokoll:…. Durch welche untherthänige Erinnerung Ihro hochwürdender Herr Prälat beym kayserlichen Hoffe zu Wienso viel effectieret, daß Ihro Majestät ein special ernstlich Mandatum de dato Wienn 4.January 1684 an die Silber=
erger abfertigen lißen, in welchem dem Magistrat anbefohlen worden den vocirten lutrischen Prädicanten Christianum Banner ohne einigen Bestandt alsobaldt vom Orth weg zu schaffen, welchem der Magistrat zu Silberberg auch gehorsamb nachgekommen, wiewohl nicht ohne großen wiederwillen des Pöwels. Von der Zeit an ist die Stadt ohne Hirten gewesen,
biß auf das Jahr Christi 1696, den 15.Juny, unterdessen arbeiteten Ihro Hochwürden undt Gnaden der H. Prälat in Rahmen seines Stiftes (Heinrichau) bey kayserl. Hofe umb das Kirchenlehn, id est, um daß Jus Patronatus…“
[Jus Patronatus – ist die Gesamtheit aller Rechte und Pflichten an
einer Kirche. Man forderte also, die evangelische Kirche an die
Katholiken (Abtei von Heinrichau) auszuliefern.]Wiederaufbau der kath
Kirche von dem Abt Constatin Gloger aus der Abtei Heinrichhau – nach
der Zerstörung anläßlich der napoleonischen Belagerung der Stadt
1807 (AKA1037f).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Laut dem dem Einwohnerverzeichnis für Silberberg wohnten hier im Jahr 1939:

293 SILB Pilniok Stanislaus Mittelreihe 68 Rentner
439 SILB Pilniok Stanislaus Mittelreihe 68 Landwirt

Das Einwohnerverzeichnis aus dem Jahr 1939 für Silberberg

Im „Adressbuch für sämtliche Städte und Dörfer des Großkreises Frankenstein-Münsterberg 1939“ sind auch Informationen über die Stadt Silberberg zu finden,

bestehend aus:
⦁ einem Vorwort mit der Beschreibung der Stadt Silberberg,
⦁ einem Verzeichnis der „NSDAP und Behörden in der Stadt Silberberg“,
⦁ „Alphabetisches Verzeichnis der selbständigen Einwohner und kaufmännischen Firmen“ und
⦁ einem „Verzeichnis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden“.

Das Verzeichnis der selbständigen Einwohner enthält Einträge von Personen; genannt sind: Familienname, Vorname, Beruf, Straße (Lokation), Hausnummer und Telefonnummer (soweit vorhanden). Insgesamt enthält dieses Verzeichnis 441 Personen.

Ein Teil der Eintragungen trägt die Lokation: Haus Nr. x. Eine Analyse dieser Eintragungen ergab: Bei den Häusern Nr. 1 – 9 handelt es sich um Einwohner der Längs-Kasernen, also „Oberstadt 174/ 1 – 174/ 9“
Die Einwohner der Quer-Kasernen „Oberstadt 174/ 10 – 14“ wurden nicht erfaßt. Dort befand sich die Uhrenfabrik Eppner sowie ein Teil der Wohnungen deren Arbeiter.
In dem Verzeichnis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden ist dieser Fehler ebenfalls enthalten. Es fehlt die „Uhrenfabrik Eppner“. Ferner fehlt in diesem Verzeichnis die „Haargarn und Wollspinnerei“ Kuhnt (vormals Felsmann). In dem Vorwort zu dem Einwohnerverzeichnis sind allerdings beide Betriebe beschrieben.

Die Ermittlungen zu dem „Alphabetischen Verzeichnis der selbständigen Einwohner und kaufmännischen Firmen“ muß von verschiedenen Personen durchgeführt worden sein. Eine eindeutige Unterweisung dieser Personen über die Vorgehensweise ihrer Ermittlung ist aus dem Verzeichnis jedoch nicht erkennbar. Die Erfassung der Daten für diese Listen ist vor der Drucklegung von der Silberberger Verwaltung oder deren Beauftragten wohl nicht geprüft worden, diese hätten die Fehler sonst erkennen und korrigieren können.

Wer Silberberg kennt oder sich auch nur mit Bildern der Stadt beschäftigt, wird sich wundern: Nur 441 Personen lebten 1939 in Silberberg? Bei der Länge der Stadt im engen Quertal des Eulengebirges erscheint diese Zahl sehr gering.

Im Verzeichnis der selbständigen Einwohner sind nur Personen aufgeführt, die entweder Grundbesitzer waren oder welche man später als Haushaltsvorstand bezeichnete (von Familien), also vorwiegend Männer (vielleicht auch Witwen); Frauen und Kinder waren demnach unselbständige Personen.

Facit: Das Verzeichnis ist ein Adressen-Verzeichnis. Es kann nur anhaltsmäßige Informationen (Adressen), jedoch keine Aussagen über die Einwohner der Stadt Silberberg geben .

Statistik des Deutschen Reichs – Band 559,4

Ergebnisse der Volks-, Berufs-
und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939
in den Gemeinden

Heft 4: Provinz Schlesien

Zur Ortsübersicht von Silberberg

A) Anzahl der Haushalte 392
B) Einwohner insgesamt 1.154,
C) davon männlich. 555

D) Altersangaben:
unter 6 Jahren 150
6 bis 14 Jahre 161
14 bis 65 Jahre 709
65 Jahre und älter 134 Summe: 1.154

E) Berufstätige in den Wirtschaftsbereichen
Land- und Forstwirtschaft: 57
Industrie und Handwerk 552
Handel und Verkehr: 184 Summe: 793

F) Berufstätige nach der Stellung im Beruf:
Selbständige: 188
Mithelfende Familienangehörige 64
Beamte und Angestellte 122
Arbeiter 523 Summe: 897

In dieser Übersicht sind genannt 392 Haushalte.

Im Verzeichnis selbständige Einwohner sind erfasst 441 Personen.

Text und Auflistung: Herbert Felkel, AKA 2006