Die Uhrenfabrik Eppner

Hans Weil

Die Gebrüder Eppner

und ihre

Schlesische Taschenuhren-Industrie

Berlin 2017

 

Es soll hier nur über die Gebrüder Eppner und ihre vielfältigen Leistungen auf dem Gebiet der Taschenuhren-Konstruktion und Taschenuhren-Fertigung berichtet werden. Auf alle anderen Arten von Uhren aus der Fabrik A. Eppner & Co., wie Stand- und Wand- uhren, wie Tisch-, Kamin- und Reise-Uhren, ebenso Turm-, Schloss-, Fabrik- und Plantagen-Uhren, so wie den Wächter – Kontroll – Uhren soll hier nicht eingegangen werden.

Anmerkung: Die kursiv und in dunkelblau geschriebenen Absätze des Berichtes sind die originalen Wiedergaben aus der entsprechenden Literatur (s. Literaturliste am Schluß des Aufsatzes).

EIN NACHWORT ALS VORWORT

Vor gut zehn Jahren hatte ich eine kleine Anker-Taschenuhr mit der Werkdeckel-Signatur „A. Eppner & Co.“ erworben. Im Sommer 2007 begann ich die ersten Informationen über diese Firma und vor Allem über die Firma „Gebr. Eppner – Berlin“ zu sammeln. Aus diesen Informationen entstand der erste Bericht, der jetzt um einige Daten ergänzt wurde.
Die Überarbeitung des Artikels führte zu einer kritischeren Betrachtung der Qualität und Quantität der EPPNER-Uhren. Weitere Artikel von Zeitzeugen erklären die Bedeutung der drei Brüder untereinander. Wenn der Uhrmacher Wilhelm Eppner nicht die Idee einer einheimischen Uhren-Industrie gehabt hätte, wären seine Brüder nicht von ihm zu Uhrmachern ausgebildet worden. Erst nach der guten Ausbildung waren die Brüder Albert und Eduard in der Lage, die Geschäfte in Berlin und die Fabriken in Schlesien aufzubauen. Mit der Hervorhebung von Eduard Eppner in der Uhrenliteratur tut man seinen beiden älteren Brüdern Wilhelm Eppner und Albert Eppner wirklich Unrecht.

Der anfängliche Erfolg der drei Brüder lässt sich an drei wirklichen Meilensteinen gut darstellen :
der 1. Meilenstein war die Werkstattgründung in der Schweiz und die Ausbildung der Brüder durch Wilhelm Eppner,
der 2. Meilenstein war der Erfolg auf der Gewerbe-Ausstellung 1844 und die Geschäftsgründung 1845 in Berlin und
der 3. Meilenstein war die internationale Anerkennung auf der Weltausstellung London 1862, die daraus resultierenden Aufträge der Kaiserlichen Marine – und die wachsende Taschen-uhren-Fabrikation der folgenden 25 Jahre in Schlesien.

Die Gebrüder Eppner waren Mitte der 1860er Jahre mit ihrem Angebot von guten Anker-Taschenuhren der Konkurrenz in Deutschland weit voraus. Jetzt galt es den Betrieb zu konsolidieren und die Quantität zu erhöhen. Das Ziel der Gebrüder war, die Uhren in Zukunft industriell herzustellen – und gleichzeitig eine lukrative Großuhren-Produktion in einer neuen Fabrik aufzubauen. Offensichtlich haben einige der „damaligen Zeitzeugen“ die Fabriken in Lähn und Silberberg besucht und zum Teil auch mit Eduard Eppner sen. und seinen Söhnen vor Ort gesprochen.
Aus heutiger Sicht erscheinen die Mitteilungen seitens der Fabrik-Betreiber ein wenig geschönt. Besonders übertrieben ist die Aussage (um 1885), dass „man mit der maschinenmäßigen Herstellung nun 1.000 Uhrwerke gleichzeitig in Arbeit hätte und man deshalb 5.000 Uhren jährlich herstellen würde, was sich aber leicht verdoppeln ließe.“ Nach heutiger Kenntnis sind, mit der Annahme, dass man in Lähn mit der Nr. 12.000 zu zählen anfing, ca. 70.000 Taschenuhren in Lähn und Silberberg hergestellt worden. Mit der Einführung des UNION-Kalibers und der Produktionsreduzierung auf dieses Kaliber in Silberberg, kam eine Konstanz in die Produktion und deren Qualität. Kam diese Reduzierung auf ein Standard-Kaliber wie in Glashütte aber schon zu spät ? Anders sind die weiteren großzügigen Finanz-Spritzen von Staat und Gesellschaft nicht zu erklären. Die monatlichen „1.800 Thaler vom Förder-Verein“ deckten mehr als die Lohnkosten. Trotz der finanziellen Unterstützung waren die EPPNER-Taschenuhren nach wie vor zu teuer, so dass deutsche Uhrmacher ihre Uhrwerke lieber aus der Schweiz bezogen und selbst einschalten, statt zu teure Werke oder Uhren mit dem Namen Gebr. Eppner zu kaufen. Das Geschäft „Gebr. Eppner“ in Berlin florierte offensichtlich, aber mit dem Uhren-Vertrieb von „A. Eppner & Co.“ machte man wohl kein so gutes Geschäft. Wer immer und wann, die Aussage „die Uhren sollen in der Qualität, denen aus Genf und Glashütte nicht nachgestanden haben“ gemacht hat, der hat es mit dem Unternehmen wirklich mehr als gut gemeint.

Nach dem sich Albert Eppner und Eduard Eppner vermutlich um 1880 aus dem Geschäft zurückgezogen hatten und fast gleichzeitig im Jahre 1887 verstarben, muss der Absatz der Silberberg-Uhren bereits stark nachgelassen haben – die Produktionskurve verläuft entsprechend immer flacher. Die hochwertigen Präsent-Taschenuhren wurden inzwischen vom Herrscherhaus auch lieber bei „Lange in Glashütte“ geordert. Bei den eigenen Präsent-Taschenuhren mussten wegen der Qualität jetzt oftmals schon Schweizer Uhrwerke dazu gekauft werden. In den Jahren 1890 bis 1910 wurden bereits etliche Lager-Uhren mit Nummern früherer Jahrzehnte verkauft.
Warum das einst so angesehene Unternehmen „A. Eppner & Co.“ in Silberberg kurz nach dem Tode der Gründer-Väter für die deutsche Uhren-Industrie ganz und gar bedeutungslos wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Was haben die Söhne der Gründer-Väter damals falsch gemacht – oder gab es einfach nur Erbstreitigkeiten, wodurch zu viel Kapital aus dem Geschäft in Berlin und vor Allem aus dem Unternehmen in Silberberg abgezogen wurde ?

Es ist wirklich traurig, dass der Traum einer „Alleinigen Fabrik für Taschen – Uhren in Preussen“ bereits nach der Gründer – Generation, also nach nur rund 35 Jahren so kläglich gescheitert ist.

Berlin, im Juni 2017                                                                                                                          Hans Weil

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Die Gebrüder Eppner und ihre Schlesische Taschenuhren-Industrie

Den älteren Sammlern waren die Uhren der „Gebr. Eppner“ nicht unbekannt und im vergangenen Jahrzehnt scheinen etliche Sammler von EPPNER-Uhren dazu gekommen zu sein. Die vermehrte Nachfrage hat die Preise der heute angebotenen Taschenuhren z.T. ungerechtfertigt in die Höhe getrieben.

Die Herren Georg Schindler (ein Sammler von EPPNER-Uhren) und der bekannte Lehrer und Fachautor Hans Jendritzki (1907-1996) hatten bereits 1975 bzw. 1980 in der DGC-Schrift Freunde alter Uhren über Taschenuhren von Eduard Eppner in Silberberg berichtet. Aufbauend auf den Berichten hat Herr Jörg Hein in der Zeitschrift UHREN 1988 Heft 4 einen Artikel mit neuen Fakten über die Firma veröffentlicht. In den Artikeln wurde nur Eduard Eppner das Verdienst am Entstehen des Unternehmens zugeschrieben. Verfolgt man die Entwicklung der Betriebe in der Schweiz, in Halle, Berlin, Lähn und Silberberg, muss man jedoch die Brüder Wilhelm und Albert Eppner mindestens genau so würdigen.
Sie waren die treibende Kraft und zunächst auch der wirtschaftliche Motor in der Entwicklung des Unternehmens ! Die Firma in Berlin lautete Gebr. Eppner und in Lähn bzw. Silberberg A. Eppner & Co. – eine Firma unter dem Namen Eduard Eppner gab es nie. Die getrennte Darstellung der Firmen durch H.-H. Schmid in seinem Buch Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850-1980 ist folgerichtig.

Zunächst muss man an den Ursprung dieser Geschichte gehen: der liegt im Sachsen-Anhaltinischen, das damals preußisch war und führt von da in das ebenfalls preußische Fürstentum Neuchâtel. Bei Halle an der Saale wurde ein Carl Wilhelm Eppner geboren, der in Merseburg zum Uhrmacher ausgebildet wurde und dann nach kurzer Wanderschaft in die Schweiz ging. Über diesen Uhrmacher Wilhelm Eppner wurde in der jüngeren Vergangenheit von den Fachautoren kaum etwas berichtet. Warum ist dieser, für seine Zeit hervorragender und kreativer Uhrmacher Carl Wilhelm Eppner ganz und gar in der gegenwärtigen Geschichtsschreibung der schweizerischen und deutschen Zeitmesskunst vergessen worden ?
An der Nationalität von Carl Wilhelm Eppner kann es ja nicht gelegen haben, denn im Fürstentum Neuchâtel gab es etliche deutschstämmige Handwerker und Unternehmer. Wegen seiner hervorragenden Arbeiten war Carl Wilhelm Eppner als Uhrmacher in der Schweiz sicher sehr geschätzt. Da er zunächst nur Uhrwerke und kaum fertige Taschenuhren herstellte bzw. damit handelte, wurde sein Name auch nur unter seinen Kunden bekannt, für die er hochwertige Hemmungsteile herstellte. Auch in deutschen Landen ist er nur wenig bekannt geworden, weil er eben kaum als Uhren-Fabrikant auftrat.

Wenn man den Inhalt aller folgenden Berichte aus der Zeit richtig deutet, wird einem schnell klar, dass es

1. Carl Wilhelm Eppner war, der bereits als junger Mann, die Idee hatte, eine industrielle
Uhrenfabrikation in seinem Heimatland einzuführen und es wiederum

2. Carl Wilhelm Eppner war, der seine beiden Brüder meisterhaft zu so guten Uhrmachern
ausbildete, dass insbesondere

3. Albert Eppner mit den hervorragenden Marine-Chronometern und der selbst entwickelten
Temperatur-Hilfskompensation, ebenfalls ein „Meister der Uhrmacherkunst“ wurde und

4. Eduard Eppner ein wirklicher Spezialist für die Anker-Hemmung und vor Allem für den
selbstentworfenen und so früh im eigenen Betrieb ausgeführten „Bügel-Aufzug“ wurde.

Einer der wenigen Artikel, die über den Menschen Carl Wilhelm Eppner, so wie über seine
präzise und fortschrittliche Uhrmacherarbeit berichtete, erschien bereits rund zehn Jahre nach seinem Tode in der Oesterreichisch-ungarischen Uhrmacher-Zeitung (danach auch im deutschen Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst, vermutlich auch von Gustav Speckhart) im Jahre 1883.
Dort wurde einleitend Folgendes geschrieben:
„Wir wollen es hier unternehmen, den Lesern ein kurzes Bild des Lebens und Wirkens eines bedeutenden deutschen Künstlers nach authentischen Daten zu geben, der sich um die Stein-, Cylinder- und Ankeruhren-Fabrikation seinerzeit in der Schweiz grosse Verdienste erworben hat, ohne bis jetzt dem grösserem Theile der Uhrmacher Deutschlands und Oesterreichs, die seine Landsleute im weiteren Sinne bilden, bekannt zu sein.“

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Carl Wilhelm Eppner

Carl Wilhelm Eppner wurde im Jahre 1804 in Glaucha bei Halle geboren. Als 12-jähriger Knabe erlernte er ab dem Jahre 1816 bei Meister Seidel in Merseburg fünf Jahre lang die Uhrmacherei und ging dann auf die übliche Gesellenwanderschaft. Sein Weg führte ihn zunächst nach Straßburg, wo er ein Jahr bei dem berühmten Uhrmacher Johann Baptist Schwilgué (1776-1856) arbeitete. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem rund 30 Jahre älteren Uhrmacher führte zu einer lebenslangen Freundschaft.

Über seinen Freund Schwilgué kam er in Kontakt mit einem Schweizer aus der Uhrmacher-familie Huguenin. Wilhelm Eppner ging daraufhin im Jahre 1821 ins Schweizerische La Chaux-de-Fonds. Zunächst arbeitete er im Betrieb von „Huguenin“, später stellte er bei „Jeanneret“ die begehrten Stein-Zylinder her, wobei er sich „als Virtuose seines Faches in der Herstellung von Rubin-Zylindern bewährte.“

Um 1825 soll er sich wohl schon selbstständig gemacht haben und stellte auf eigene Rechnung Stein-Zylinder her: „Er konstruirte sich mit Hilfe von Mechanikern Hilfsmaschinen in neuer bis dahin noch nicht gekannter Art und leistete so Ausgezeichnetes, dass die ersten Häuser Chaux-de-fonds, Locle’s und Genf’s, wie Robert Brandt, Ph. Dubois, Montandon Frères, Bautte & Comp. und andere mehr, ihn mit Lieferungen solcher Cylinder für ihre feinsten Werke betrauten.“

In heutigen Firmen-Biographien wird zwar berichtet, dass Wilhelm Eppner schon 1821 sein Geschäft gründete, dies erscheint aber mit dem Alter von 17 Jahren eher unwahrscheinlich. Vom Lebensalter her, ist das Jahr der Niederlassung und auch der Heirat möglicherweise 1825, da wurde Wilhelm Eppner gerade erst volljährig.

Mit dem guten Verdienst dieser Zeit erkaufte sich Wilhelm Eppner mit 590 Talern das Heimatrecht in La Chaux-de-Fonds – eigentlich ja den Heimatschein zur Niederlassung im Fürstentum Neuchâtel. (Nach den Akten im Geheimen Staatsarchiv Berlin geschah dies wohl Ende 1826:  Jan. – März 1827: Erteilung des Heimatscheines an den aus Glaucha bei Halle stammenden Uhrmacher Carl Wilhelm Eppner zur Niederlassung im Fürstentum Neuchâtel, Signatur: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, III. HA Neuchâtel, Nr. 464).

Nun durfte Carl Wilhelm Eppner sich im Fürstentum Neuchâtel offiziell niederlassen, ein eigenes Heim in Besitz nehmen und eine Werkstatt eröffnen. Vielleicht heiratete Carl Wilhelm Eppner auch jetzt erst die einzige Tochter des Geschäftsfreundes, dem Uhren-Repasseur und -Remonteur Humbert.

Im Laufe des Jahres 1827 soll Wilhelm Eppner mit seiner kleinen Familie dann nach Le Locle umgezogen sein. In Le Locle begann Wilhelm Eppner verm. ab 1828 seine Brüder Albert Eppner und Eduard Eppner, später auch noch seine drei Halbbrüder Höser auszubilden bzw. ausbilden zu lassen.

Die so oft erwähnte Firma Wilhelm Eppner & Co. wurde vermutlich frühestens mit Beginn oder nach der Ausbildung der Brüder zwischen 1828 und 1830 registriert – mit Turm- und Wächter-Kontroll-Uhren hatte diese Firma damals aber nichts zu tun ! In den 1840er und 1850er Jahren wurden wieder komplette Taschenuhren hergestellt – teils unter dem Namen „EPPNER BROTHERS“ für den Export in den anglo-amerikanischen Raum. Ebenso gab es später für den europäischen Raum auch noch die Zifferblattaufschrift „EPPNER FRERES“ (siehe Vorstellung einer Taschenuhr im UhrForum 2010).

Im Jahre 1830 wandte sich das alteingesessene Unternehmen Voumard & Comp. an Wilhelm Eppner mit der Frage, „ob er nach Vorlage einer englischen Taschenuhr mit der neuen und begehrten Anker-Hemmung, dauernde Lieferungen von dergleichen Werke übernehmen wolle, wobei der betreffende Visiteur noch die bezeichnende Äußerung machte, dass ihm, bei seinem anerkannten Geschick, ja nichts unmöglich sei.“ – Wilhelm Eppner machte sich mit seinen inzwischen schon angelernten Brüdern mit Erfolg an die Arbeit.
Und so kam es, dass man später sagte, dass Wilhelm Eppner mit seinen Brüdern Albert und Eduard praktisch die Anker-Hemmung erfolgreich in der Schweiz eingeführt hätten.

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Nach dem Bericht von 1883 hatte Wilhelm Eppner sen. einen ältesten Sohn gleichen Namens, Wilhelm Eppner jun. hatte sich erfolgreich als Uhrmacher und Händler in Lima-Peru niedergelassen. Als der schon lange verwitwete und durch Überarbeitung kränkelnde Carl Wilhelm Eppner sen. 60 Jahre alt wurde (1864), hat er seine Wahlheimat verlassen, um seinen Lebensabend in den U.S.A. zu verbringen. Er soll damals zu seiner ältesten Tochter gezogen sein, die dort mit einem deutschen Arzt verheiratet war. Wer ab diesen Zeitpunkt den Eppner’schen Betrieb in Le Locle leitete, ist nicht bekannt – er wird zu dem Zeitpunkt aber sicher noch im Eigentum der Familie Eppner geblieben sein.

Da in den Berichten sowohl von einem „ältesten Sohn“, als auch von einer „ältesten Tochter“ gesprochen wird, muss Wilhelm Eppner daher noch mindestens einen weiteren Sohn und eine weitere Tochter gehabt haben. Der 2. Sohn könnte Carl Gustav Eppner sein, der sich als Uhrmacher in Genf niedergelassen hatte. Im Jahre 2016 wurde in den U.S.A. eine Gold-Taschenuhr mit einem 20‘‘‘-Werk und der Signatur „C. G. Eppner – GENEVA – Detached Lever – 13 Jewels – No.6652“ versteigert.

Carl Wilhelm Eppner soll bei seiner Tochter im Alter von 66 Jahren verstorben sein – das wäre bereits das Jahr 1870 – (verm. muss die bisherige Annahme des Todesjahres 1875 korrigiert werden).

Besser, als mit den eigenen Worten von GUSTAV SPECKHART aus dem Jahre 1903, kann man die Leistungen von Wilhelm Eppner wohl kaum würdigen: „Wenn man das Erwähnte zusammenfasst, so darf wohl ohne Übertreibung von Eppner behauptet werden, dass er seinen Zeitgenossen in der Fabrikation der Uhren und der dazu nötigen Hilfsmittel um viele Jahre vorausgeeilt ist.“

Der bisher älteste bekannte Bericht über die Einführung der Uhrenfabrikation in den Weber-distrikten Schlesiens stammt aus der Feder des Privatgelehrten Dr. phil. Andreas Sommer aus dem Jahre 1855 – dieser berichtet ausführlich, wenn auch patriotisch eingefärbt, eben-falls über den eigentlichen Initiator zum erfolgreichen Entstehen einer Uhren-fabrikation in Preußen – nämlich C.W. Eppner :
„Das Wirksamste, was in der neuesten Zeit versucht worden ist, den armen Spinnern und Webern nachhaltig zu helfen, ist die Verpflanzung der Uhrenfabrikation nach Schlesien. Den ersten Gedanken zu diesem Unternehmen faßte C. W. Eppner aus Halle a.d.S., ein Mann, der, obgleich Bürger der Schweiz, dennoch seinem angestammten Vaterlande mit solcher Liebe zugethan ist, daß er 25 Jahre hindurch die Ausführung seines Gedankens nie aus den Augen gelassen hat. – Er ging 1821 in die Schweiz, um dort als Uhrmacher zu arbeiten. Begünstigt durch die Umstände und durch ein besonderes glückliches Talent, für seine Kunst, lernte er die gesammte Uhrenfabrikation, von der gewöhnlichsten Spindel bis zum astronomischen Chronometer, so gründlich kennen und praktisch ausüben, daß er einer der tüchtigsten Männer seines Faches wurde. Er erwarb sich das Verdienst, die Fabrikation der Ankeruhren, welche nach dem Chronometer die vollkommenste Uhren-gattung sind und vor ihm nur in England verfertigt wurden, in der Schweiz einzuführen und durch sein Erfindungstalent vielfache Verbesserungen der Uhren zu veranlassen.“

In der Chronik von Lähn von A. Knoblich (1863) wird fast wortgleich ebenfalls davon berichtet. Der nächste Schritt zur Verwirklichung der Pläne war ab 1828 die Ausbildung seiner jüngeren Brüder : „Der Segen, den die Uhrenfabrikation auf die Bevölkerung um ihn her verbreitete, brachte zunächst den Wunsch in ihm hervor, dieselbe in seine Vaterstadt Halle zu verpflanzen. Da er aber einsah, daß eine solche Verpflanzung, wenn sie nicht wieder eingehen sollte, die geistige und körperliche Kraft eines einzelnen Menschen übersteige, so suchte er vor Allem seine vier Brüder, Eduard und Albert Eppner, Louis und Herrmann Höser, für seinen Zweck vorzubilden. – Er berief sie der Reihe nach zu sich in die Schweiz und erzog sie zu tüchtigen, der Fabrikation völlig mächtigen Uhrmachern.- Alle Brüder gingen mit Liebe auf die Ideen ihres Lehrers ein und boten ihm nach Kräften die Hand zur Ausführung seines patriotischen Plans.Albert Eppner, welcher sich besonders tüchtig im Chrono-meterbau zeigte, wurde von den übrigen Brüdern veranlaßt, als ausübender Künstler auf mehrere Jahre nach Frankreich, England und Amerika zu gehen, um die dortigen groß-artigen Verhältnisse des Uhrenhandels kennen zu lernen, die dort vorhandene Fabrikation zu studiren und durch die gesammelten Erfahrungen dem Unternehmen in Halle zu nützen.“

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Einen weiteren detaillierten Bericht über Wilhelm Eppner, seine Brüder und deren Schaffen aus der Feder von Gustav Speckhart (1852-1919) findet man in SAUNIER’s ZEITMESSKUNST der deutschen Ausgabe von 1903 – die einzelnen Berichte scheinen aber älter zu sein. Nach den Fußnoten wurde der Bericht z.T. nach den Angaben von Eduard Eppner sen. und spätere Passagen von dessen Sohn Emil Eppner verfasst. – Etliche Passagen der Berichte sind auch wortgleich mit anderen Berichten.

Danach arbeitete Wilhelm Eppner – wie oben schon erwähnt – zunächst im Betrieb von HUGUENIN und dann bei JEANNERET. Anhand der folgenden Auszüge kann man die technischen Fähigkeiten von Carl Wilhelm Eppner erst richtig würdigen und gleichzeitig wird auch die hohe Anerkennung seinerdamaligen Fachgenossen recht deutlich :

„Nachdem er im Laufe der Zeit die Bekanntschaft des Fabrikanten Jeanneret gemacht, trat er in dessen Werkstatt ein, um daselbst vorzugsweise Stein–Cylinder zu fertigen. Diese waren dazumal ein sehr gesuchter Artikel, da für feine Uhren etwas Besseres als der gewöhnliche Stahl-Cylinder begehrt wurde ……

Das Zusammenwirken dieser beiden Männer erfreute sich aber nicht einer langen Dauer und Eppner setzte infolgedessen die Fabrikation der Stein-Cylinder auf eigene Rechnung fort. Er konstruierte sich Hilfsmaschinen in neuer, bis dahin noch nicht gekannter Art und leistete so Ausgezeichnetes, dass die ersten Häuser Chaux-de-Fond‘s, Locle’s und Genf’s: wie Robert Brandt, Ph. Dubois, Montandon Frères, Bautte & Co. u. a.m., ihn mit Lieferungen solcher Cylinder für ihre feinsten Werke betrauten.“

Man muss den Beginn der Selbstständigkeit auf die Zeit um oder nach 1825 schieben. Infolge der technischen und wirtschaftlichen Anerkennung machte sich Wilhelm Eppner jetzt sess-haft. Nach SPECKHART zog Eppner 1827 nach Le Locle, so dass die Brüder Albert und Eduard Eppner in den Jahren 1828 bis 1830 tatsächlich dort ausgebildet wurden. Später folgte noch die Ausbildung der Halbbrüder Hermann und Louis zum Uhrmacher und schließlich Ernst August Höser zum Gehäusemacher. Infolge der politischen Umwälzungen des Jahres 1830 kam aber die Wirtschaft fast zum Erliegen und die Uhrmacher hatten Zeit, sich der Weiter-entwicklung ihrer Werkzeuge und Maschinen zu widmen:

„In dieser Periode ungefähr war es, in welcher an W. Eppner von dem alten renommierten Hause Voumard & Co. in Locle, wo er seinen Wohnsitz seit 1827 aufgeschlagen hatte, unter Vorlage einer englischen Ankeruhr die Anfrage gestellt wurde, ob er dauernde Lieferungen von dergleichen Werken übernehmen wolle, wobei der betreffende Visiteur noch die bezeichnende Äusserung machte, dass ihm (Eppner), bei seinem anerkannten Geschick, ja nichts unmöglich sei. –

Mit dieser Aufgabe, solche bis dahin in der Schweiz noch nicht fabrizierte Uhren herzustellen, trat für Eppner eine neue Berufs-Epoche ein. Es galt vor allen Dingen, die zu dieser Art Uhren nötigen Hemmungen anzufertigen, sowie die Werkzeuge und Hilfsmaschinen dazu zu konstruieren, weil solche nirgends vorhanden waren.“

Schweizer Tangential-Anker-Hemmung mit einem klassischen Lepine-IV-Kaliber

„Und er löste auch bald die ihm gestellte Aufgabe, so dass man ihn mit Recht als den Pionier dieser bisher nur in England zu hohen Preisen gefertigten Uhren für die Schweiz bezeichnen konnte.“

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Ein Eppner-Uhrwerk Lepine IV – mouvement cylindre à clef von der Ecole Geneve 1867, dann ein EPPNER-Uhrwerk Lepine V mit Anker-Hemmung und frühem Kronen-Aufzug und schließlich ein etsprechendes EPPNER-Uhrwerk, nun aber mit kleiner Sekunde.

Carl Wilhelm Eppner genoss zu dieser Zeit ganz offensichtlich hohes Ansehen bei den alt-eingesessenen Uhrmachern und so kamen bald Aufträge von anderen Häusern, ins-besondere auch durch das Haus MELLY FRERES aus Genf und La Chaux-de-Fonds. Für diesen Auftraggeber entwickelte Carl Wilhelm Eppner ein modernes Brückenwerk – nun ohne Kette und Schnecke, wie für England. Bei den Rohwerk-Fabrikanten wurde diese neue Konstruktion unter der Bezeichnung Caliber EPPNER hergestellt. – Wie dieses Brücken-Kaliber damals nun wirklich ausah, ist bisher nicht bekannt.

Wilhelm Eppner wird bereits in seinem Caliber Eppner die unten gezeigte Anker-Hemmung eingesetzt haben, die auch in den EPPNER-Uhren seiner Brüder zu finden ist. Von Anfang an wurde der ancre ligne droit verwendet, wobei genau diese Art und Form schon bald in frühen Fachbüchern als assortiment ancre loclois um 1850 (Abb.rechts) bezeichnet wurde.

Die Aufträge überstiegen nun bei Weitem die Kapazität der kleinen Eppner’schen Werkstatt und so entschloss sich Carl Wilhelm Eppner nur noch das sogenannte „Gang Assortiment“ herzustellen: das Hemmrad, den Anker mit Steinen und die Hebescheibe mit Hebelstein.

Gleichzeig wurden in der Werkstatt kostenlose Unterweisungen zum Setzen und Einhängen der Hemmung in die Uhrwerke für die sogenannten Gangmacher der Vertragsbetriebe durchgeführt. Bald lieferte Carl Wilhelm Eppner seine Erzeugnisse in etliche europäische Länder und schließlich auch nach Süd- und Nord-Amerika.

Jetzt blieb Carl Wilhelm Eppner auch wieder Zeit, sich mit den komplizierten Werken, wie z.B. mit den Repetitionen zu beschäftigen und bei diesen so manchen Konstruktionsfehler zu beseitigen. Bald entstand unter seinen Händen auch „ein feines Werk mit unabhängiger Sekunde aus der Mitte“, also mit zwei Federhäusern. Als krönenden Abschluss versah er diese Konstruktion noch mit einem sinnvollen Stoppmechanismus unter dem Zifferblatt,              „der in Verbindung mit dem Drücker im Gehäuseknopfe die Sekunde bald zum Springen oder Stehen mit ein und derselben Manipulation zu bewerkstelligen vermochte. Diese Ein-richtung mag wohl auch die Grundlage für die Konstruktion der Chronographen gegeben haben.“

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Kleiner Schatz aus Le Locie – eine goldene Taschenuhr mit Gold-Zifferblatt und Zylinder-Hemmung mit der Signatur „Eppner Brothers“ auf dem Werkdeckel, dem Werk und dem Zifferblatt aus der Zeit um 1840.

Uhren-Gehäuse Dm. 48 mm x H 11 mm mit Glasdeckel, Material: Gehäuse und Zifferblatt Gold 18 K Gehäuserand gerändelt, Deckelränder und Werkdeckel floral verziert, Bodendeckel guillochiert. Gesamtgewicht der Uhr: 69 g – Gehäuse-Nr. 66566 – Uhren-Nr. 3470 auf Gehäuse, Werk und ZB.

Uhrwerk: Lepine IV – 19„` H 5 mm – Gewicht 34 g Zylinder-Hemmung – 7 Lagersteine und zwei Decksteine – alles helle Saphire

Diese Gold-Taschenuhr ist natürlich nicht einer der frühesten Arbeiten der Gebrüder Eppner aus Halle oder Berlin. Das Uhrwerk entstand mit Sicherheit in der Werkstatt von Wilhelm Eppner in Le Locle und man kann davon ausgehen, dass der Chef der Werkstatt es auch einmal in den Händen hielt. Das Gehäuse und Zifferblatt wurde von örtlichen Handwerks-künstlern bezogen – selbst in Berlin gab es zu dieser Zeit kaum Künstler, die solche hervor-ragenden Arbeiten hätten ausführen können.

Das Uhrwerk, Gehäuse und Zifferblatt tragen alle die Nummer 3470. Das klassische und noch unverfälschte Lepine-IV-Kaliber ist so sauber und genau verarbeitet, dass es sich wohl noch im Original-Zustand befindet, auch findet man auf der Rückseite des Zifferblattes oder des Bodendeckels keine Reparatur-Zeichen. Die rund 175 Jahre alte Uhr geht innerhalb von 24 Stunden minutengenau.

Vor einiger Zeit konnte man den gegenwärtigen Weg der Taschenuhr im Internet noch von den U.S.A. nach Europa zurückverfolgen. Mit dieser Signatur Eppner Brothers (ohne Orts-angabe !) war diese Taschenuhr für den anglo-amerikanischen Export bestimmt. Damals boten etliche bekannte Werkstätten ihre Uhren unter einem englischen Namen an, wie z.B.: Droz Brothers, Jacot Brothers, Lutz Brothers, Melly Brothers usw.

Wie ja bekannt ist, hatten die Werkstätten in Halle, Schraplau und anfangs sogar auch noch in Lähn Uhrenteile an die Schweizer Werkstatt geliefert – nach alten Berichten insbesondere Ankergänge, Gang- und Rubinteile und später sogar Kompensations-Unruhen. Hierfür hatte Eduard Eppner einen Verwandten namens „L. Gneist“ aus Halle besonders ausführlich ange-lernt.

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Angeblich soll Carl Wilhelm Eppner diese Uhrenteile-Lieferungen nicht nur mit Geld, sondern auch mit hochwertigen und komplett fertig gestellten und eingeschalten Taschen-uhren bezahlt haben. Vielleicht erklärt diese Regelung auch die Weglassung einer Ortsangabe auf manchen dieser Schweizer EPPNER-Taschenuhren – wie auch bei der hier vorgestellte Gold-Taschenuhr mit Zylinder-Hemmung.

Das Gehäuse ist schon ein kleines Kunstwerk, aber die Gravur des Zifferblattes ist einfach genial. Durch geschickte Schattensetzung, scheint das Blattwerk mit den Blüten über dem Zifferblatt zu schweben.

Grundplatine —————————————————————————————————————————————-Zifferblatt

Zifferblatt-Gravur ————————————- Bodendeckel-Gravur ———————————- Minutenradbrücke

Die Bodendeckel-Signatur William Holland ist mit Sicherheit zwei bis drei Generationen jünger als die Taschenuhr. Es gab viele bekannte William Holland, einer von ihnen wird die Uhr ein-mal geerbt haben.

Vor 15 Jahren tauchte in den U.S.A. eine noch wertvollerer Taschenuhr aus dieser Zeit auf, dort stand auf dem Werkdeckel: „Eppner Brothers – 12 Jewels – Robin escapement – Com-pensation balance“.

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Geschäftsgründung „Gebr. Eppner“ in Halle durch Eduard Eppner

Im Jahre 1835 wurde in Halle ein gemeinsames Geschäft eröffnet, die Uhrenhandlung Gebr. Eppner. Am Anfang leitete Eduard Eppner das Geschäft in Halle allein, weil Albert Eppner noch auf Reisen war. Eduard Eppner hat also nicht das Geschäft allein gegründet und deshalb gab es auch nie eine Firma unter dem Namen Eduard Eppner. Zu dieser Zeit hatte die Universitäts-stadt Halle einen Bestand von ca. 2.000 Häusern, die noch nach ihrer Entstehung durch-nummeriert waren. Die Uhrenhandlung hatte Eduard Eppner im Haus Nr. 281 eingerichtet – er selbst war dort auch als Bewohner gemeldet. Das Haus befand sich in der Leipziger Straße unweit von dem Marktplatz und der Eigentümer des Hauses war Gottfried Wittmann, ein „Schmiedemeister und Besitzer einer Bettfeder-Reinigungsmaschiene“.

Halle 1839

Noch 1839 (siehe oben) war von den Gebrüdern nur Eduard Eppner in Halle gemeldet. Wie eine spätere Geschäftsanzeige belegt, wird an der Uhrenhandlung Gebr. Eppner auch der Bruder aus der Schweiz zunächst beteiligt gewesen sein. Das Geschäft in Halle soll nach der Literatur nur kurz bestanden haben. Die durchgängigen Ein-träge in den Adressbüchern von Halle bis zum Jahre 1851 widerlegen dies jedoch.

 

Nach den ersten wirtschaftlichen Erfolgen kam zu der Werkstatt auch ein Geschäftslokal und dieser letzte Adressbucheintrag:

Eppner, Gebr., Uhrenhandlung, Leipzigerstr. 281,
beziehen die Leipziger Messen und haben ihr Geschäftslokal Reichstr. 37/431

Eduard Eppner wurde am 12. Juli 1812 in Halle an der Saale geboren und ging also nach der Ausbildung in der Schweiz wieder in seine Heimatstadt zurück, um mit Unterstützung der Brüder eine Uhrmacher-Werkstatt zu eröffnen. Dies entwickelte sich mit Worten von Dr. Sommer folgendermaßen:
„Im Jahre 1835 verließ E. Eppner mit einem Theile der von C. W. Eppner erfundenen und ausgeführten Arbeitsmaschinen die Schweiz und begann das Unternehmen in Halle. Arbeitsleute, Ziegelstreicher, Handwerksgehülfen, welche bei ihrem Gewerbe darbten, waren seine ersten Lehrlinge. Nach zwei Jahren waren einige derselben schon so ausgebildet, daß ihre Arbeiten den Schweizer Bruder völlig befriedigten. Die verhängniß-volle Handelskrisis aber, die im Jahre 1837 in Amerika eintrat, setzte den Schweizer Bruder außer Stand, das Geschäft in Halle zu unterstützen.Deshalb ging es in seinem ersten Keime zu Grunde. –
  E. Eppner ließ sich dadurch jedoch von neuen Versuchen, die liebgewonnene Beschäftigung in Preußen einzubürgern, nicht abschrecken. Da er eingesehen, daß, was dem Schweizer Uhr-macher zu so großem Segen gereicht, die Vereinigung der Uhrenfabrikation mit der Landwirthschaft, sich an einem kleinern Orte besser verwirklichen lasse, als in einer größern Stadt, wie Halle: so ließ er sich in Schraplau, einem bei Halle gelegenen Städtchen, nieder. Um die erste Schwierigkeit, die Erhaltung der lernenden Arbeiter, glücklich zu überwinden, wandte er sich 1847 an den Geheimenrath Schröner, einen gebornen Schlesier, der damals Oberbürgermeister in Halle war, um durch ihn eine Unterstützung von Seiten des Staates zu erlangen. Schröner richtete die Auf-merksamkeit Eppner’s auf Schlesien als das einzig geeignete Feld für sein Unternehmen, indem er darauf hinwies, wie dort eine zahlreiche Arbeiterbevölkerung mit viel geringem Arbeitslöhnen froh und glücklich, gemacht werden könne. Da Eppner nach längerer Ueberlegung fand, daß in Schlesien seine Interessen mit denen des Staats und der dürftigen Einwohnerschaft mehr als an irgend einem andern Orte zusammenfielen, entschloß er sich zur Übersiedelung dahin. Der Regierung aufs wärmste empfohlen, bekam er die Aussicht auf eine Staatshülfe von vorläufig 25,000 Thalern.“

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Die ersten Lorbeeren für die Gebr. Eppner

Albert Eppner wird möglicherweise zwei (bis vier ?) Jahre älter als Eduard gewesen sein. Nach der Ausbildung begann er sich in Frankreich und England weiterzubilden. Erstaunlicherweise kam Albert Eppner sogar schon bis nach New York und arbeitete dort zwei bis drei Jahre. Als Nachweis findet man folgende Quelle: LIST OF PREMIUMS – Awarded by the Managers of the fifteenth Annual Fair of the American Institute – October 1842 unter der Abteilung Clocks and Watches steht dieser Eintrag: „Albert Eppner, 59 John street, for a duplex escapement watch, on a new plan; diploma.“
Auf diese Ehrung wird noch zwanzig Jahre später auf den Rechnungsköpfen in Lähn hinge-wiesen. In den Jahren von 1843 bis 1844 war Albert Eppner in New York, 194 William street gemeldet.

Die ersten „Lorbeeren“ – Preise aus den Jahren 1842 in New York und 1844 in Berlin

Mit der Rückkehr von Albert Eppner nach Halle wird in der Werkstatt auch die Herstellung kompletter Uhren begonnen haben. Spätestens seit Anfang der 1840er Jahren müssen bei Gebr. Eppner in Halle nämlich Taschen- und Schiffs-Chronometer, sowie hochwertige Reise-Uhren hergestellt worden sein.

Durch die Teilnahme an der ersten Gewerbeausstellung in Preußen traten die Brüder dann erfolgreich ans Licht der Öffentlichkeit. !m Amtlichen Bericht über die allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung Berlin 1844 findet man in der Abteilung Uhren und Chronometer unter der Nr. 703 folgenden Eintrag : „Gebr. Eppner, Inhaber einer Uhrenfabrik zu Halle a. d. Saale, hatten außer einen später zu erwähnenden Chronometer, eine gut ausgeführte Reiseuhr mit Chronometer-Echappement, Schlage- und Repetirwerk, zum Preise von 200 Rthlrn. ausgestellt. Die Uhr war mit Wecker und Datumzeiger versehen, und ging acht Tage in einem Aufzuge. Nach amtlichen Berichten besteht das Etablissement seit sechs Jahren, und liefert alle Arten von Uhren, sowohl solche für den Handel, als auch Schiffs-Chronometer, welche letztere angeblich von verschiedenen Sternwarten und demnächst auf Englischen und Amerikanischen Schiffen in Gebrauch genommen sind. Neben dem wachsenden Absatz im Inlande erfreut sich die Fabrik eines stets zunehmenden Absatzes nach Rußland, England und Nordamerika. Im letzteren Lande ist ihr bei Gelegenheit einer Industrie-Ausstellung zu New-York die Auszeichnung einer Prämie zu Theil geworden.“ In der Sonderabteilung Chronometer wird unter derselben Nummer 703 berichtet: „Gebr. Eppner in Halle: ein Taschenchrono-meter mit freier Doppelrad-Hemmung nach J ü r g e n s e n, Preis 250 Rthlr. Über das Etablissement dieser Aussteller haben wir schon im vorigen Artikel Bericht erstattet. Ergänzend führen wir nur noch an, dass einer der fünf Brüder, welche die Uhrenfabrik gegründet haben, A l b e r t E p p n e r sich vorzugsweise der höheren Uhrmacherkunst gewidmet und darin schon Erfreuliches geleistet hat.“

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Geschäftsgründung in BERLIN durch Albert Eppner

Da der Altmeister Christian Friedrich TIEDE (1784-1877) Mitglied der Jury war, wird er nicht nur die Eppner’schen Uhren begutachtet haben, sondern auch mit Albert Eppner zusammen-getroffen sein. So erfolglos war also das Geschäft von Albert Eppner und Eduard Eppner in Halle gar nicht – sie hatten schon eifrig Schiffs-Chronometer hergestellt und sogar verkauft – angeblich bis ins Ausland ! Vermutlich wurden den Gebrüdern Eppner durch den Erfolg auf dieser legendären Gewerbe-Ausstellung auch empfohlen oder sie wurden sogar veranlasst, sich in Berlin dauerhaft zu etablieren. Was bot sich näher an, als dass die Gebrüder Eppner den, vermutlich durch die Auslandstätigkeiten geschäftlich erfahreneren und älteren Albert Eppner damit beauftragten. Außerdem hatte Eduard Eppner seinen Plan noch nicht aufge-geben, in einer ärmlichen Gegend Preussens eine Uhren-Fabrikation aufzubauen.

„Wein-Handlung J.C. Lutter“ ————————————– in der Charlottenstr., No. 49 um 1890, Archiv Hans Weil

Albert Eppner eröffnete im Jahre 1845 in Berlin, Charlottenstr. 49 eine Werkstatt für Präzisionsuhren und Chronometer. Der Eintrag im Adressbuch lautete aber: Gebr. Eppner, Uhrenfabrik. Diese Adresse kannte jeder in Berlin, denn in diesem, bereits im Jahre 1780 nach den Plänen von Carl von Gontard (1731-1791) erbauten Haus befand sich seit 1811 die bekannte Weinhandlung Lutter & Wegner * mit ihrem legendären und von der „besseren Gesellschaft“ besuchten Weinkeller.

* Ursprünglich wurde das sogenannte „Colonie-Gebäude“ für die Französische Gemeinde errichtet, deren Kirche gegenüber der Straßenkreuzung auf dem Gendarmen-Markt stand. Die späteren Akten weisen aus, dass das Grundstück und Gebäude von dem hugenottischen „Jouvelier Jean Guillaume Pringal“ (1767-1830) am 15. Februar 1806 für 25.000 Reichsthaler an den „Weinhändler Christian Sigismund Trenck“ verkauft wurde, der seinerseits die Weinhandlung mit Ausschank 1811 an die Kaufleute Christoph Lutter und August Friedrich Wegner unter deren Firma Lutter & Wegner verpachtete. Bereits im Jahre 1818 wurde das Lokal nebst den gefüllten Weinkellern von Lutter & Wegner erworben und am 12. Dezember 1827 zahlte der Kaufmann Lutter mit dem Anteil von 20.000 Thalern seinen Compagnon Wegner aus. Dem entsprechend hieß das Geschäft später nur noch Weinhandlung J.C. Lutter. Dass der Künstler E.T.A. Hoffmann bereits in den Weinkellern mit Freunden diskutierte, ist eine Mär. Der erste Keller wurde erst um 1835 als Weinstube eröffnet und hieß dann „E.T.A. Hoffmann – Keller“, dem noch weitere folgten. Das prächtige, damals fast 165-jährige Gebäude wurde in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges bis auf den Keller zerstört.

Von hier aus gingen also die ersten Chronometer und Taschenuhren der „Gebr. Eppner“ in alle Welt. Ohne es nachweisen zu können, kann man vermuten, dass die Eppner’schen Werk-stätten sich in dem ausgebauten Dachgeschoss befanden. Möglicherweise hatte bereits der Vorbesitzer – Juwelier Pringal diese Werkstätten unter dem Dach einrichten lassen: Hier oben gab es das beste Licht und sicher war die Ruhe sowohl für Juweliere, Goldschmiede – und nun Uhrmacher recht angenehm zum Arbeiten.

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Kolorierter Holzstich 1871 nach einem Gemälde von Karl Themann von 1832

Die Entdeckung einer unbekannten Taschenuhr in der Hand von dem Berliner Beamten und Künstler E.T.A. Hoffmann bei einem lebhaften Gespräch mit dem be-kannten Berliner Schauspieler Ludwig Devrient (1784–1832) im Lokal von Lutter & Wegner, um 1818.

 

 

 

 

 

 

 

 

Rund 30 Jahre, bevor Albert Eppner sein Geschäft gründete, war die Weinstube das Stammlokal von E.T.A. Hoffmann (1786-1822).Nach „Hoffmann‘s Er-zählungen“ entstand die Oper gleichen Namens von Jaques Offenbach (1819-1880) in den Jahren 1877-1880.

Im Jahre 1850 stand dann schon im Adressbuch: A. Eppner, Uhrenfabrikant, F. Gebr. Eppner und im Jahre 1852 kam im Adressbuch noch der Zusatz Königlicher Hofuhrmacher dazu. Zu dieser Zeit heiratete Albert Eppner wohl auch die Tochter Henriette Louise seines Fachgenossen, dem Uhrmacher Paul Simonsohn, der sein Geschäft in der Kronenstr. 46 hatte – nur 300 Meter vom Geschäft des Schwiegersohnes entfernt. Der Eppner’sche Betrieb lief recht gut und 1855 zog man in größere Räumlichkeiten um – im Adressbuch erfährt man nun von einer Uhrenfabrik in Schlesien:

Eppner, A., Uhrenfabrikant und Hofuhrmacher Sr. Majestät des Königs, Besitzer einer Uhrenfabrik in Schlesien, Behrenstr. 31, vorm. Charlottenstr. 49, F. Gebr. Eppner, Königl. Hof-Uhrmacher

Anzeige im Adress-Buch 1855 Behrenstr. No. 31 und der Plan mit den drei Standorten in Berlin

 

 

 

 

 

 

 

Der Berliner Stadtplan 1847 zeigt die drei Standorte der Firma Gebr. Eppner, die offensicht-lich zugleich auch die Adressen von Albert Eppner und seiner Familie waren: –1. Charlottenstr. 49 – 2. Behrenstr. 31 und 3. Charlottenstr. 34. Das waren bis 1932 letztlich fast 90 Jahre in derselben Gegend.

Offensichtlich waren die Brüder Albert und Eduard Eppner immer noch mit Wilhelm Eppner in der Schweiz geschäftlich verbunden, wie die obige Anzeige im Berliner Adressbuch 1855 zeigt. Wie war es aber zu der Fabrik in Schlesien gekommen ? Sowohl Dr. Sommer, als auch die oben erwähnte Chronik aus dem Jahre 1863 gibt darüber weitere Auskunft. Man erfährt recht konkrete Fakten – und über die Entstehung der Uhrenfabrik in Lähn werden weitere Einzelheiten erzählt:

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Die Eppner’sche Uhrenfabrik in Lähn

Nach dem Scheitern in Schraplau machte sich Eduard Eppner auf die Suche nach einem Fabrikstandort, der einerseits entsprechende Baulichkeiten hatte und andererseits genügend Arbeitskräfte bot. „In Folge einer privaten Einladung des Herrn Regierungsraths v. Minutoli machte er im April 1850, zum Theil in Begleitung des genannten Herrn, eine Besichtigungs-reise durch Schlesien, und da er die Verhältnisse seinem Unternehmen günstig fand, über-ließ er den Brüdern Höser sein Hallesches Geschäft und siedelte sich in dem kleinen Städtchen Lähn, im Regierungsbezirk Liegnitz, an. Still und unbemerkt begann dort seine Thätigkeit mit acht Lehrlingen aus Weber- und Spinnerfamilien. Verschiedene Patrioten sahen in diesem kleinen Anfang die Möglichkeit besserer Tage für die im Elend schmachtende Bevölkerung und lenkten deshalb die Aufmerksamkeit des Oberpräsidenten v. Schleinitz auf das neue Etablissement. Dieser schenkte dem Unternehmen bald sein ganzes Vertrauen. Auch andere hochstehende Männer, denen die Verbesserung der Lage der dortigen Bevölkerung am Herzen lag, wie der gegenwärtige Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Herr v. d. Heydt, und der Minister des Innern, Herr v. Westphalen, munterten den Unternehmer auf, in seinem guten Werke auszuharren.“

Nun müssen die drei Brüder Hoeser näher vorgestellt werden. In der Literatur werden diese Halbbrüder zwar als Gehäusemacher bezeichnet, aber sie tauchen Ende der 1840er Jahre jeder für sich als Uhrenfabrikant in Halle auf – das war August und Louis Höser – sie sollen ja auch bei dem Halbbruder Wilhelm Eppner in der Schweiz ihr Handwerk erlernt haben – Hermann Höser blieb noch in der Schweiz:

Halle 1849 ———————————————————————————-Halle 1852

Mit den Adressbucheinträgen scheinen die Aufgaben dieser Brüder auch klarer. Ernst August Höser wurde nun ein Gehäusemacher, der wohl nicht nur für die Lähner bzw. die spätere Silberberger Fabrik arbeitete. Damit ist der Gehäusestempel E A H in einem Oval auch entschlüsselt ! Louis Höser war unmittelbar an dem Betrieb Gebr. Eppner beteiligt und führte später einige Jahre das Geschäftslokal der Firma in Halle allein. Ausführlich wird dann die Weiterentwicklung, die Finanzierung und der Aufbau der Fabrik in Lähn dargestellt. Hierbei ist die königliche Förderung und staatliche Unterstützung ganz bemerkenswert. Der letzte Adressbucheintrag in Halle war 1851, dort stand ein weiterer interessanter Eintrag – die Brüder behielten also ein Standbein in Halle und handelten mit „heimatlichen Produkten“:


Leider sind die Eltern von den Gebrüdern Eppner bisher nicht nachweisbar. Zu Zeiten ihrer Geburt in Glaucha bei Halle an der Saale waren nur die EPPNER-Familien im obigen Adress-buch-Auszug gemeldet. Möglicherweise stammen die Gebrüder Eppner sogar aus der Familie des Stärke-Fabrikanten Karl Eppner, des Fleischermeisters Ferdinand Eppner oder des Buch-händler Wilhelm Eppner.

Bei der Suche nach neuen Orten und Möglichkeiten zur Ansiedlung einer Uhren-Fabrik in Schlesien, stellte sich Eduard Eppner ganz offensichtlich als Schweizer Uhrenfabrikant aus La Chaux-de-Fonds vor. Im Laubaner Bote vom 30. April 1851 wurde damals nämlich Folgendes berichtet:

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Gut eineinhalb Jahre später gibt es am 6.Oktober 1852 im Laubaner Boten dann einen spaltenlangen Bericht über die Uhrenfabrikation in Lähn:

„ Ueber das neue großartige Unternehmen der Uhrenfabrikation in Lähn wird Folgendes mitgetheilt: Bei der neulichen Anwesenheit des Regierungsraths Herrn v. Minutoli in Lähn war der Bürgermeister Minor auf einer Reise begriffen, weshalb sich Jener sogleich allein in das neu angekaufte Gebäude begab, um den Fortschritt des so lebhaft angegriffenen Unternehmens zu besichtigen.

Schon jetzt sind die Säle mit Arbeitern und Lehrlingen gefüllt; man fertigt Uhrtheile und schleift Edelsteine. An der Spitze des technischen Unternehmens steht der aus Halle gebürtige, in der Schweiz ausgebildete Künstler Herr Eppner, ein eben so umsichtiger als entschlossener junger Mann. Die vom Staate ihm bewilligten Maschinen sind noch nicht eingetroffen, was aber die Eröffnung der Arbeit nicht zu hemmen vermochte.

Eine besondere Annehmlichkeit liegt in dem Vortheile, daß geübte Arbeiter nicht in dem Fabrikgebäude selbst zu weilen brauchen, sondern ihre Uhrtheile u. in der eignen Behausung konstruiren können; dies wird die Gründung von Familienglück wesentlich begünstigen.

Durch die Fürsprache eines ebenso edlen als hochstehenden Militairs, des Grafen der Kavallerie u., Herrn Grafen von Nostiz auf Zobten bei Löwenberg, ist es gelungen, das Interesse Sr. Maj. des Königs für diese Sache in so erfolgreicher Weise zu gewinnen, daß für das neue Unternehmen bereits eine Unterstützung von 10,000 Thlr. zugesichert worden ist.“

Zustand der Fabrik in Lähn in der 2.Hälfte der 1860er Jahre – Ausschnitt aus einem Rechnungskopf der Zeit. Auch hier gab es bereits ein Kesselhaus mit einer Dampfmaschine zum Antrieb der größeren Arbeitsmaschinen.

Trotz der finanziellen Unterstützung der Brüder Wilhelm aus der Schweiz und Albert aus Ber-lin fehlten Eduard Eppner die finanziellen Mittel, den Betrieb auszubauen – aber er erhielt Hilfe von höchster Stelle:

„Durch die Gnade Seiner Majestät, die überall vermittelnd eintritt, wo etwas wahrhaft Nützliches gefördert werden soll, bekam E. Eppner ein unverzinsliches Darlehn von 3000 Thalern und von dem Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten durch den Herrn Minister v. d. Heydt, nicht nur eine erhebliche Zahl werthvoller Maschinen, sondern auch das Handwerkszeug für 100 Arbeiter, im Betrage von 30 Thaler für den Kopf*, vertrags-mäßig zugesagt. Eppner übernahm dafür die Verpflichtung, innerhalb dreier Jahre 100 der Weber- und Spinnerbevölkerung des schlesischen Gebirges angehörige Personen in der Uhrenfabrikation auszubilden. Durch unermüdlichen Fleiß und ein ungewöhnliches Talent brachte er es schon 1853 dahin, Ebauchen und sämmtliche Echappementstheile in untadelhafter Vollendung zu liefern. * (für 30 Thaler pro Kopf konnte man damals mehr als genug Werkzeug kaufen !)

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Bei der Revision, welche das Ministerium zu Anfang 1854 durch einen sachverständigen Kommissarius anstellen ließ, ergab es sich, daß Eppner bereits 60 erwachsene und jugendliche Arbeiter, beiderlei Geschlechts, theils in seiner Werkstatt, theils in ihren Wohnungen beschäftigte, ihnen einen bei weitem größern Lohn zahlend, als sie bei ihrer frühern Beschäftigung verdient hatten. In Folge dessen wurden ihm aufs neue 3000 Thaler zur Erweiterung des Fabriklokals und zur Einrichtung einer mechanischen Werkstätte zinsfrei vorgeschossen und hypothekarisch auf die angekauften Grundstücke eingetragen.“

Eines der größten Probleme, die Eduard Eppner hatte, war die Beschaffung guter Werkzeug-maschinen. „Endlich entsprachen die in den beauftragten Werkstätten nach Schweizer Mustern gefertigten Maschinen, so elegant und sauber sie auch ausgeführt waren, doch lange nicht ihren Mustern und waren obendrein viel zu theuer. In der eigenen mechanischen Werkstätte konnten nun die alten Maschinen mit den nöthigen Verbesserungen versehen und die neuen so gebaut werden, wie sie Eppner für seine Arbeiter bedurfte. — Durch die vollkommene Construction der in Lähn gebauten Maschinen wurde Eppner in den Stand gesetzt, trotz der noch geringen Uebung seiner Arbeiter mit der Schweiz zu concurriren und die besten Anker-Uhrwerke herzustellen. Seine Ausführung der Construction des Echappement, des Federhauses, und des dazu gehörigen Gesperres ist zweckmäßiger und solider als die der gegenwärtigen Schweizer Werke. – Darum sollen die Werke der Lähner Fabrik, im Gegensatz zu der Schweizer Bauart, die man als „calibre parisien“ bezeichnet, mit der Bezeichnung „Preußische Bauart“ in den Handel gebracht werden.“

Doch wem sollte man die Uhrwerke verkaufen ? Jetzt wurde klar, dass man nur mit fertigen Uhren ein Geschäft machen konnte. Neben der Herstellung von Gehäusen und Zifferblättern, musste eine Montage- und Prüfabteilung eingerichtet werden. Der Staat konnte oder wollte sich damals finanziell aber nicht weiter engagieren. Da kamen die patriotisch gesinnten Adligen und Unternehmer zur Hilfe:

„Die Regierung konnte sich theils wegen der zahlreichen von andern Seiten eingehenden Ansprüche an die ihr zur Disposition stehenden Fonds, theils wegen früherer trauriger Erfahrungen in Bezug auf den nämlichen Gegenstand nicht entschließen, die nöthigen Kapitalien in ihrem vollen Umfange herzugeben; um jedoch zu zeigen, wie wenig sie gesonnen sei, ihre Hand von dem Unternehmen abzuziehen, bewilligte sie dem E. Eppner einen neuen zinsfreien Vorschuß von 3000 Thlrn., es ihm überlassend, sich das Weitere auf Privatwegen zu beschaffen.
Dieser Entschluß der Regierung war für die eben aufgekeimte Industrie ein Ereigniß von providentieller Wichtigkeit; denn er führte zu dem von dem Minister des Königl. Hauses, Herrn von Massow, gegründeten Vereine zur Förderung der Uhren-fabrikation in Schlesien, durch welchen allen weitern Kalamitäten vorgebeugt und eine Zukunft der preußischen Uhren-fabrikation eingeleitet zu sein scheint, die den Patrioten, der an die Wirkungen derselben auf das Wohl des durch dieselbe in Nahrung gesetzten Volkes denkt, mit hoher Freude er-füllen muß. – Es handelte sich jetzt darum, dem Vaterlande einen Zweig der Gewerbsamkeit zu retten, welcher sich als ganz dazu geeignet erwiesen hatte, die Bevölkerung unter die er verpflanzt worden war, nicht nur von dem Abgrunde des Elends zu retten, sondern auch in eine unvergleichlich bessere Lage zu versetzen, als die Handspinnerei und Weberei in ihrer glücklichsten Zeit darbot. Das Mittel zu diesem Zwecke sah der Gründer des erwähnten Vereins in der Aufbringung der Geldmittel, welche nöthig waren um die Lähner Fabrik in den Stand zu setzen, fertige Uhren auf den Markt zu bringen.“

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Eduard Eppner selbst war auch nicht untätig geblieben, um seinen Arbeitern einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten und sie sogar im Falle einer Krankheit abzusichern. Diese soziale Gesinnung dürfte zu dieser Zeit wohl einmalig gewesen sein – und war sicher ein Vorbild für das spätere, staatliche Engagement :

„Wenn Alles dies schon in hohem Grade für die neue Industrie sprach, so that es noch weit mehr ein Blick auf den günstigen Einfluß, den sie auf die Arbeiter ausübt. Das Aussehen der Eppnerschen Arbeiter ist ein frisches und heiteres, denn sie verdienen täglich bis 8, ja 10 Sgr.*, während sie es beim Spinnen und Weben mit dem angestrengtesten Fleiße kaum auf einen Silbergroschen brachten. *(bei 6 Tagen wären das 60 Sgr.= 2 Thaler, das war nicht wenig).

In der Fabrik wie in den Hütten athmet Alles Reinlichkeit, Ordnung, Frieden; überall zeigt sich Sitte und Zucht, eine Erscheinung, die ebenso sehr aus der Art der Beschäftigung, wie aus dem musterhaften Charakter des Arbeitgebers zu erklären ist. Durch eine Kranken- und Unterstützungs-Kasse, zu welcher vom Thaler Arbeitslohn 1 Sgr. einbezahlt wird und zu der der Fabrikherr selbst einen gleich hohen Betrag entrichtet, ist für Fälle der Arbeits-unfähigkeit gesorgt. Das vom Staate gelieferte Handwerkszeug erwerben die Arbeiter, wenn sie zu der genannten Kasse, soviel an Beiträgen gezahlt haben, als der Werth desselben beträgt, zu freiem Eigenthum.“

Waren 8 bis 10 Sgr. damals wenig oder viel ? Vor der Reichsgründung (1871) hatte ein Reichs-thaler 30 Silbergroschen zu 12 Pfennigen – in Berlin hätte man von 8 Sgr. sicher nicht leben können, dort verdiente und brauchte man mindestens das Doppelte. – In Lähn konnte man jedoch von so einem Lohn doch schon, wenn auch ganz bescheiden, leben. Offensichtlich schienen die finanziellen Schwierigkeiten im Unternehmen überwunden zu sein. In der Chronik von Lähn wird nämlich berichtet:

„Im Jahre 1850 gelang es dagegen erst Herrn Eduard Eppner mit enormem Kostenaufwande, die Uhrenfabrikation am Orte einzubürgern, welche die Stadt Lähn nach allen erzielten Erfolgen schon jetzt in ein preußisches Genf zu verwandeln verspricht………..Im Jahre 1856 wurden nun in Lähn die ersten fertigen Uhren vollendet, welche der Schweizer Industrie, die seit 150 Jahren im Besitze aller technischen und pecuniären Hilfsmittel gewesen, ebenbürtig zur Seite gestellt werden konnten.“

An anderer Stelle wird geschrieben: „Eppner veranlasste nun seine Halbbrüder Louis und August Höser in Halle und Hermann Höser in der Schweiz, nach Lähn überzusiedeln. Ebenso engagierte er Emailleure, Graveure, Zeigermacher und Guillocheure aus der Schweiz. Das war natürlich alles mit großen Kosten und Opfern verbunden. Im Laufe des Jahres 1856 trafen die meisten dieser Arbeiter in Lähn ein, und die Zahl der unter ihrer Mitwirkung angefertigten silbernen und goldenen Uhren betrug in diesem Jahre an 600 Stück.“

Am 1.September 1862 wurde eine Lehranstalt zur Heranbildung der Uhrenarbeiter eröffnet. Ein Lehrgang sollte zwei Jahre dauern und soeben hatte ein Meister mit 6 Lehrlingen den Kurs begonnen: „Nach dem Ableben des Ministers von Massow trat der Herzog von Ratibor an die Spitze des Comité’s, welches zur Förderung der Lähner Fabrik sich gebildet hatte. Derselbe besichtigte im Juli 1861 die Einzelheiten des Etablissements selbst mit größter Genugthuung, und seitdem ist auch die Errichtung einer Lehranstalt am Orte zur Heranbildung der Uhrenarbeiter aus Staatsmitteln mit dem 1.September 1862 in’s Leben getreten“.

Der Zustand der Fabrik im Jahre 1863 wird so dargestellt : –
„Gegenwärtig beschäftigt der lebhafte Vertrieb gegen 300 ausgesuchte Arbeiter, und erstreckt sich vorzugsweise auf Regulatoren und Taschenuhren. Diese werden von sämmtlichen Postanstalten Preußens und Polens, zahlreichen Eisenbahngesellschaften, vom königlichen Hofe und vielen Behörden von der Lähner Fabrik bezogen.“

300 Mitarbeiter bedeutete, dass in dieser armen Gegend 300 Familien ein lebenswürdiges Auskommen hatten. Eduard Eppner hatte also sein selbst gesetztes Ziel erreicht, den arbeits-losen Spinnern und Webern wieder Lohn und Brot zu geben. Und über die Erzeugnisse seines Unternehmens konnte er auch zufrieden sein. – Und so war aus der Stadt Die Uhrmacher-colonie Lähn in Schlesien geworden.

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GLANZSTÜCK AUS LAEHN

Ein ganz typisches Beispiel für das Durcheinander der Eppner‘schen Seriennummern ist diese prächtige Sprungdeckel-Taschenuhr mit dem klassischen Brückenwerk

Sowohl das Gehäuse als auch das Uhrwerk trägt die Nr. 15324 und fällt damit in den Herstellungszeitraum von 1860 bis 1861 – in dieser Zeit wurden auch Taschenuhren gefertigt, die auf der Londoner Weltausstellung 1862 gezeigt wurden. Die Ortsangabe SILBERBERG wurde erst rund 15 Jahre später, also nachträglich auf den Werkdeckel graviert. Auch die Gehäuse-Nr. 3002 deutet auf die frühe Herstellung am Orte LAEHN und gleichzeitig wird wieder deutlich, dass man dort wohl mit einer Werksnummer um 12.000 angefangen hat !

Dieses typische Brückenwerk mit seiner ebenso typischen ancre-ligne-droite-Hemmung,
dem schönen Gesperr unter der Hütchen-Brücke und 15 Rubinen – entspricht schon
praktisch der 1.Qualität des späteren UNION-Kalibers. Bei diesem Uhrwerk ist deutlich
der Ursprung in der frühen, von EPPNER verwendeten 3/4- bzw. 2/3-Platine zu erkennen.
Dieser Werkstyp war das Basiswerk für das erste 2/3-Platinenwerk in Lähn, auch für die
Uhren mit werksseitigen, amorphen Platinen-Formen und ebenso für dieses Brücken-
werk. Zifferblattseitig sahen diese EPPNER-Uhrwerke alle gleich aus – nur mit den ent-
sprechenden Unterschieden bei einer Zylinder-Hemmung oder einer Anker-Hemmung.

Diese Photographien stellte dankenswerterweise ein Mitglied vom Pocket-Watch-Forum zur Verfügung und damit liegen die COPYRIGHTs – wie bei allen anderen Photographien und Abbildungen des Berichtes – beim Inhaber der Bildrechte.

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Der abschließende Absatz der Chronik von Lähn unterstreicht die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Unternehmens für dieses Land und deren Menschen – jetzt erfährt man auch von den Hauptlagern in Cöln, Breslau, Bremen und Berlin :

„Die Befähigung und Neigung der Bevölkerung ist in wenigen Jahren außer Zweifel gestellt. Kinder und Erwachsene ergeben sich der neuen Beschäftigung mit Lust und Eifer. Die Proben ihrer Geschicklichkeit setzen Jeden, der die ausgebreiteten Werkstätten selbst besucht, in Erstaunen. Die Arbeiter erfreuen sich bei ihrer reinlichen Beschäftigung der besten Gesundheit.

Viele derselben leben auf den Nachbardörfern zerstreut in eigener Häuslichkeit, und liefern nur Sonnabends ihr Wochenwerk an den Unternehmer gegen einen Lohn ab, welchen sie früher niemals erschwungen hätten. Selbst ungesunde und verunglückte Personen suchen diesen Lebenserwerb von Ferne, dem sie mit ihren verkürzten Kräften gewachsen sind, während sie sonst ihren Gemeinden zur Last fielen.

Die Stadt selbst hat durch die Ausbreitung und die Neubauten der Fabrik nur gewonnen, welche ihre Erzeugnisse in bedeutenden Lieferungen nach Rußland, England, selbst Amerika, Aegypten, Polen und anderen Ländern Europas absetzt; – und besonders sind es die auf Rubinhebeln gehenden Anker-Uhren, welche in neuester Zeit von Lähn durch Hauptlager in Cöln, Breslau, Bremen und Berlin den Gegenstand gesteigerter Nachfragen bilden.“

Die „Deutsche Illustrirte Gewerbezeitung“ schreibt 1864, dass die Fabrik in der Stadt Lähn sprunghaft gewachsen ist. Der Großteil der Produktion sind Taschenuhren und Regulatoren. Besonders gut seien aus technischer Sicht „die Anker-Uhren mit Rubinen“. Im Jahre 1856 wurden 208 Taschenuhren hergestellt, bis 1864 waren es 3014 Taschenuhren, davon 714 in Gold, 2131 in Silber und 169 andere.

Zylinder-Hemmung, dito mit gravierter Platine

Anker-Hemmung —————————–Kronen-Aufzug

 

 

 

 

 

 

 

Ganz erstaunlich ist die enorme Verbreitung dieser wohl aus Le Locle stammenden Kaliber-form – z.B. die Uhren von HUEGUENIN & VUILLEMIN. Das spätere BEAUCOURT-Kaliber führte zur Verbreitung des nun preiswerten Uhrentyps bei, der weit über ein halbes Jahrhundert in Mode war. In eigener Produktion wurden die Werke mit Lagersteinen, Anker-Hemmung und Kronen-Aufzug oft aufgewertet.

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“A. Eppner & Co. LAEHN” – No. 16003 – 16’’’ H4,5 – Zylinder-Hemmung – 6 Rubine German-Silver bzw. Alpaca-Gehäuse 42,5 mm x 11,5 mm – Herstellung in Lähn um 1861/62

Eduard Eppners Suche nach einer günstigen Produktionsstätte in Schlesien war also vermutlich keine Verzweiflungstat, sondern ein schlichter Unternehmergeist und der Wille nach Expansion. Mit diesen Gedanken war Eduard Eppner 1850 nach Schlesien gereist, um einen passenden Ort für eine Uhrenfabrik zu finden : dort konnte man preiswert produzieren, weil es dort günstige Angebote für Fabrikgebäude und viele arbeitslose Spinner und Weber gab.

Er entschied sich schließlich für das Städtchen Lähn, in der Nähe von dem bekannten Ort Hirschberg. Hier hatte man ihm zum Aufbau eines Betriebes einen Staatszuschuss ver-sprochen. Da er jedoch kein ausreichendes Eigenkapital vorweisen konnte, wurde ihm die Unterstützung zunächst versagt. Erst nach einem Gesuch an König Friedrich Wilhelm IV. wurde ihm ein Darlehen von 3.000 Thaler gewährt und er erhielt später weitere 7.000 Thaler zur Anschaffung und Einrichtung der erforderlichen Maschinen.

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“A. Eppner & Co.” – No. 18701 – Anker-Hemmung – 11 Rubine Silber-Gehäuse von Höser – Herstellung in Lähn um 1864/65

 

Ganz interessant ist ein Beitrag auf der Website der polnischen Stadt Wlén (Lähn), dort wird berichtet :
„Trotz anfänglicher Schwierigkeiten wuchs die Fabrik dynamisch und beschäftigte 1853 bereits 42 Arbeiter. Im Jahre 1856 erhielt Eduard Eppner nach seiner Audienz bei König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Titel eines Königlichen Hoflieferanten und Hof-Uhrmachers. Die königliche Gönnerschaft war nicht nur Eppners Ruf förderlich, sondern brachte ihm auch jeden Monat eine recht hohe Dotation ein. –
– Im gleichen Jahr wurden in der Fabrik Schweizer Fachleute eingestellt, was eine erhöhte Qualität und Genauigkeit der Uhrwerke zur Folge hatte. Die Produktion stieg von Jahr zu Jahr. Das Sortiment wurde im ganzen Land immer mehr geschätzt. Neben silbernen und goldenen Taschenuhren wurden auch mit Brillanten besetzte Damenuhren hergestellt, ferner spezielle Uhren für Bahnschaffner und Postkutschen, Wanduhren mit Pendel und Turmuhren.
– Zu Beginn der sechziger Jahre des 19. Jh. erteilte das Marineministerium Eppner den Auftrag, eine große Anzahl von Chronometern für Schiffe herzustellen. Die Firma besaß in allen größeren preußischen Städten Niederlassungen und bezeichnete sich in der Werbung als erste und einzige Uhrenfabrik im Lande. Die Fabrik exportierte ihre Erzeugnisse u. a. nach Russland, England, Ägypten, Brasilien und in die USA. 1862 wurde bei der Fabrik eine zweijährige Fachschule gegründet, die Uhrmacher ausbildete. –
 

Die Glanzzeit der Fabrik endete so rasch, wie sie gekommen war. Gegen Ende der sechziger Jahre entstand in Görlitz ein Konkurrenzbetrieb, der die qualifizierten Arbeiter aus Lähn mit höheren Löhnen abwarb. Angesichts der drohenden Pleite (1868-1872) wurde die Uhrenfabrik nach Silberberg verlegt. Das einzige Andenken an die Uhrmacher- Glanzzeit Lähns ist die Rathausuhr – das Werk des siebzehnjährigen Johann Gottlieb Becker, der nach Abschluss der Lähner Uhrmacherschule in der Eppnerschen Fabrik tätig war.. . . . .“

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In der Illustrirten Zeitung vom 28. November 1863 erschien ein Artikel über die Uhrmacher-colonie Lähn, dem ein herrlicher Holzstich beigefügt wurde. In der Literatur und bei Kaufangeboten, wird der Holzstich fälschlicherweise auf 1869 datiert.

Die Uhrmachercolonie Lähn in Schlesien. Nach einer Zeichnung von Arthur Blaschnik (Holzstich von 1863).

Aus Dankbarkeit für die großzügige Unterstützung des königlichen Hauses schenkte das Unternehmen Gebr. Eppner dem König Wilhelm I. König von Preußen eine wertvolle Taschenuhr zum Geburtstag.

„Die Uhr ist dem Werke nach 24‘‘‘ groß und zerfällt in vier untereinander mehr oder weniger verbundene Abtheilungen, in: 1) ein Gehwerk, 2) ein Viertel- und volle Stunden schlagendes Repetirwerk, 3) ein Aufziehwerk, 4) einen Kompaß, welche vier Werke insgesammt aus 300 Theilen von vergoldetem Messing, polirtem Stahl, gravirtem Silber und Gold, so wie echten Rubinlagern und Rubinhebeln bestehen. Die darin befindliche Anker-Hemmung ist nach dem vollkommensten Prinzip angefertigt, enthält einen Anker mit sichtbarem Rubinhebel, isochronischer Spiralfeder und eine die Temperatur ausgleichende Compensations-Unruhe, vermöge welcher ein chronometrischer Gang erreicht wird. Dem silbernen Zifferblatte der Uhr sind anstatt der Ziffern die Wappen der preußischen Provinzen von Hohenzollern an bis zur Provinz Sachsen, wie dieselben der Reihenfolge nach das Königreich bildeten, — gleichsam das Entstehen desselben, so wie den jetzigen Umfang der Lande Sr. Majestät bezeichnend, — eingravirt, während das königlich Scepter als Stunden- und Minutenzeiger verwendet ist. Die Wappen (Ziffern) sind durch einen Lorbeerkranz miteinander verbunden. Figuren, die Gerechtigkeit und den Frieden darstellend, füllen nebst dem Adler das Mittel des Zifferblattes, über welchem die königliche Krone gleichsam den Vereinigungspunkt der Wappen bildet und die Zwölf andeutet. Der Gehäuseknopf, welcher gleich einem Breguetschlüssel in Verbindung des unter 3 bezeichneten Aufziehwerkes zum Aufziehen der Uhr und zum Zeigerstellen dient, bildet zugleich eine Kapsel für das kleine Werk eines Compasses, in welcher über einer silbernen Platte eine in einem Rubin laufende Magnetnadel die Himmelsgegend anzeigt. Der Uhrgehäuseboden zeigt eine von einem Lorbeer- und Eichenlaubkranze umgebene, aus drei Figuren bestehende Gruppe, welche den gesegneten Zustand des Landbaues und der Industrie darstellt. Auf der inneren, das Werk deckenden Kapsel sind die Worte der Widmung eingravirt:

Sr. Majestät Wilhelm I., König von Preußen zu seinem Geburtstag am 22. März 1863
unterthänigst gewidmet von Gebr. Eppner Lähn und Berlin“

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Offensichtlich setzte sich nach der ersten, nun verblassten Blütezeit des Unternehmens in Lähn am neuen Standort Silberberg nach der Wirtschaftskrise eine weitere Blütezeit vom Ende der 1870er Jahre bis ca.1890 fort – nun sogar vom Kaiser gefördert und gelobt. Der obige Artikel wurde offensichtlich nach dem polnischen Autor Romuald M. Luczynski verfasst, er beschreibt in seinem Buch Unser schlesisches Erbe recht ausführlich diese damalige Entwicklung. Auch nach seinen Angaben kann man die Bedeutung dieser Fabrik für das Land und die Menschen richtig einschätzen. Zusammengefasst gibt er die anfänglichen Schwierigkeiten wieder, er bestätigt aber auch die Hilfe des Bruders Wilhelm aus der Schweiz und von Albert aus Berlin.

Begonnen wurde mit 8 jungen Männern aus dem Ort, die angelernt wurden. Im Jahre 1853 wurden 42 und 1855 bereits 60 Männer beschäftigt. Damit waren die Möglichkeiten der Fabrik eigentlich erschöpft und Eduard Eppner brauchte neues Kapital. Ihm wurde eine Audienz beim König (war damals noch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen) gewährt. Der König war von den mitgebrachten Uhren angetan, kaufte etliche und ernannte nun Eduard Eppner zum Königlichen Hof-Lieferanten. – Viel wichtiger aber war, dass Eduard Eppner einen monat-lichen Zuschuss von 1.800 Thalern erhielt – das kam durch den erwähnten Verein zur Hebung der Taschenuhrenfabrikation in Schlesien zustande. Bezogen auf die Belegschaftsgröße dürften damit die Lohnkosten vollkommen abgedeckt und die fortlaufende Produktion gewährleistet sein. Warum kam man nicht in eine akzeptable Gewinnzone ?

Die Gebrüder Eppner engagierten nun auch Experten aus der Schweiz – sicher versierte Uhrmacher als Gangsetzer, so wie zum Einregulieren und für die Endkontrolle der Taschen-uhren. Ebenso waren gebraucht Maschinen-Einrichter, Gehäuse-, Zifferblatt- und Zeiger-Hersteller, um die Qualität und Quantität der Produktion von kompletten Taschenuhren zu steigern. Der Betrieb stellte auch auf der Schlesischen Handwerksmesse 1859 aus und hier bekam er königlichen Besuch. Der König kaufte wieder einige Uhren und es gehörte zum guten Ton, dass seine Begleiter ebenfalls Uhren kauften.

Ende der 1850er Jahre wurden angeblich 500-600 Uhren jährlich produziert und 1862 hatten schon 2.773 Uhren das Werk in Lähn – vermutlich in Richtung Berlin zum Verkauf im dortigen Geschäft – verlassen. Mitte der 1860er Jahre soll dann der Auftrag für die Marine Chrono-meter gekommen sein – ob überhaupt und wenn, in wie weit die englischen Chronometer-Rohwerke in Lähn bearbeitet wurden, ist nicht bekannt – fertiggestellt und reguliert wurden sie aber mit Sicherheit von Albert Eppner in Berlin.

Nr. 12.0xx ——————————————————–Nr. 13.2xx ——————————————————-Nr. 15.2xx

Diese Uhrwerke haben alle die gleiche Grundplatine, sind aber werkseitig ganz unter-schiedlich. Ganz links eine Anker -Hemmung, gefolgt von einer Zylinder -Hemmung – beide Werke haben eine minimale Ausstattung von Lagersteinen. Das rechte Uhrwerk hat dagegen die 1.Qualität mit 15 Rubinen, Anker-Hemmung mit Kompensations-Unruh und Breguet-Spirale. Die Grundplatinen dieser Uhrwerke sind mit frühen 12.000er, 13.000er und 15.000er Werksnummern gestempelt. Das bedeutet, dass die beiden linken Uhrwerke um ca. 1856/57 und 1858/59 entstanden sind und das rechte Brückenwerk im Zeitraum von 1860 bis 1861 hergestellt wurde – gleichzeitig wird damit bewiesen, dass in der Lähner Fabrik umgehend mit der Produktion von Anker – Uhren begonnen wurde – siehe die Nr. 12.0xx !

 

Die Gebr. Eppner boten ungewöhnlich viele Anker-Uhren an, wurden die auch verkauft ? Im damaligen Deutschland wurden überwiegend, noch über zwanzig Jahre lang, Zylinder-Uhren verkauft, die waren doch noch billiger, als die Taschenuhren aus Lähn. Vielleicht waren die Gebr. Eppner letztendlich auch daran gescheitert, weil sie offenbar nicht mit den billigen Produkten aus Frankreich und der Schweiz mithalten konnten und wohl zu viele, teure Uhren anboten !

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The International Exhibition LONDON 1862

Knapp 20 Jahre nach der Berliner Gewerbe-Ausstellung bewiesen die Gebrüder Eppner auf der Londoner Weltausstellung 1862 ein weiteres Mal, was sie in wenigen Jahren geleistet hatten !

 


Special-Catalog der Gewerblichen Ausstellung des Deutschen Zollvereins – Berlin 1862 

Die Taschenuhren von A. Eppner & Co. mit den Werk-Nr. zwischen 15.247 und 16.236

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Amtlicher Bericht über die Industrie – und Kunst – Ausstellung zu London im Jahre 1862

Band I – Heft VI – 15.Klasse : Zeitmeßinstrumente; Uhren – Abteilung B : Uhren mit Unruhe

Die Taschenuhren von A. Eppner & Comp. wurden mit den Worten „Die Arbeit durchaus gut“ bewertet – dies hörte sich doch sehr bescheiden an und dafür gab es dann auch nur eine „Ehrenvolle Erwähnung“.

Mitglieder des internationalen Preisgerichts – Summe der zuerkannten Prämien nach Ländern

Den Ausstellern des Deutschen Zollvereins zuerkannte Medaillen und ehrenvolle Erwähnungen

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Die Ausstellung dieser Taschenuhren mit ihren zugeordneten Werksnummern beweist zum einen die technische Leistungsfähigkeit der Werkstätten in Berlin und Lähn – und zum anderen steht damit auch fest, dass man in Lähn auf keinen Fall mit einer Werksnummer „No. 1“ angefangen haben kann !

Vielfach wurde der Anschein erweckt, dass man bei den Gebr. Eppner bzw. bei A. Eppner & Co. erst um 1870 mit dem Bau von Präzisions-Ankeruhren begonnen wurde. Dies stimmt auf keinen Fall, denn auf der Welt-Ausstellung London 1862 wurden fast ausschließlich Anker-uhren in den verschiedensten Qualitäten – zwei goldene Taschenuhren konnte man schon „am Knopfe aufziehen“ – und als Ausstellungs-Krönung ein „goldner Taschen-Chronometer“ mit Chronometer-Hemmung angeboten.

Die im Original ganzseitige Anzeige von ALBERT EPPNER & Co. findet man im Bericht des Deutschen Zollvereins London-Berlin 1862. Neben der Aufführung der Vertretungen in Berlin, Breslau, Köln und Bremen, wird man gleichzeitig über die verschiedenen Qualitäten und deren Preise genau aufgeklärt.

Typische Ehren-Medaillen der Welt-Ausstellungen in London 1862 und in Wien1873

Die folgende Anzeige aus dem Adressbuch Bremen 1863 beweist einmal mehr auch den optimistischen Expansions-Drang der Gebrüder Eppner. Gut fünf Jahre nach Produktionsbeginn in der neuen Fabrik in Lähn hatte die Firma Albert Eppner & Co. bereits Niederlagen in Berlin, Breslau, Cöln, Hirschberg und Bremen ! – Wie war das möglich ?

Das umfangreiche Angebot konnte zu dieser Zeit keinesfalls nur aus der Fabrik in Lähn kommen. Ganz offensichtlich wurden nach wie vor auch im Berliner Geschäft Uhren aller Art hergestellt. Ebenso deuten die frühen Anzeigen aus Breslau und Bremen ebenfalls auf größere Werkstätten hin, die nicht nur reparierten, sondern auch produzierten.

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Adressbuch-Eintrag aus Köln 1862 und aus Hirschberg 1880 – Uhrmacher O.Otto vertrat die Firma W. Eppner & Comp.

Erst die Todesnachricht des bekannten Uhrmachers Herrmann Schultze erklärt, warum es der jungen und noch mittellosen Firma Albert Eppner & Co. möglich war, bereits um 1860 die ersten Niederlassungen in Deutschen Ländern – es gab ja noch kein Deutsches Reich – und Städten zu eröffnen:

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst 1906 Nr. 5

Der in Potsdam geborene Uhrmacher Herrmann Schultze (1833-1906) hatte also im Jahre 1859 ein Uhrengeschäft unter der Firma „Albert Eppner & Co.“ in Breslau, Junkernstr. 33 eröffnet.

Ganz offensichtlich vergaben die Gebrüder Eppner das Alleinvertretungsrecht an Uhrmacher-meister, die dann auf eigene Rechnung und natürlich auf eigenes Risiko EPPNER-Uhren verkaufen durften – möglicherweise zu günstigen Bezugskonditionen.

Im Jahre 1876 erhielt das Uhrengeschäft die neue Firma „Herrmann Schultze“, die aber weiter-hin die Firma Albert Eppner & Co. in Breslau vertrat. So wurde das Unternehmen Albert Eppner & Co. auf der Schlesischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung Breslau 1881 natürlich auch wieder durch Herrmann Schultze vertreten.

In dem Bericht über diese Ausstellung in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung 1881 erfährt man ein weiteres Mal über das ständige „wirtschaftliche Auf und Ab“ in dem Eppnerschen Betrieb. Zunächst wird von den ausgestellten Rädern, Trieben, Zeigern, Zifferblättern und fertigen Gold- und Silberuhren mit Zylinder-, Anker- und Chronometer-Gang berichtet. Des Weiteren sind auch Wächterkontrollapparate und Fahrgeschwindigkeitsmesser für Lok-führer ausgestellt, neben einer astronomischen Pendeluhr sind aber auch Regulatoren mit modernen Zifferblättern, so wie Perron- und Plantagen-Uhren zu sehen.

Ganz aufschlussreich ist aber der Rückblick auf das bisher Geleistete der Firma Albert Eppner & Co.:

„Die Fabrik von A. Eppner & Co. in Silberberg ward unter Protection der Staatsregierung im Jahre 1852 zu Lähn begründet. Den Unternehmern ward demzufolge nicht nur eine Staatsbeihülfe an Maschinen und Werkzeugen, sondern auch Unterstützung durch fortlaufende Lieferungen von Uhren zu Staatszwecken gewährt, als Postcours-Uhren, Coursuhren für Schaffner, Beobachtungsuhren, Chronometer für die kaiserliche Marine und fort und fort solche Uhren, welche am Königlichen Hofe als Geschenke verwandt wurden.“

Einige Absätze weiter wird geschrieben: „Der gute Ruf, den sich die schlesischen Uhren erwarben, verschaffte derselben auch über die Grenzen des Inlandes hinaus einen erspriesslichen Absatz, und waren es namentlich Lima in Peru, Rio de Janeiro in Brasilien, Birmingham in England und St. Pertersburg, für welche anhaltend gearbeitet werden konnte, wodurch es möglich war, schon bis 1870 über 150 Uhrenarbeiter heranzubilden und lohnend zu beschäftigen.“

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Dann wird von der kostspieligen Übersiedlung nach Silberberg und der Errichtung von Wohnungen (2 Stuben, Küche, Bodenraum und kleiner Garten) für die Arbeiter berichtet.

Nach dem großen Krieg 1870/71 kam die erste Wirtschafskrise

„….die Silberberger Uhrenfabrik, welche von 1872-73 ca. 3600 meist goldene und silberne Ankeruhren fertigen und verkaufen konnte*, so traten doch mit dem geschäftlichen Niedergange von 1873 und den folgenden Jahren solche Zustände ein, dass an eine weitere Ausdehnung der Uhrenfabrikation leider nicht mehr gedacht werden konnte.

…..Dessen ungeachtet erfreute sich die Fabrik immer wieder ausreichender Aufträge für das In- und Ausland, bezüglich des letzteren, namentlich in England und Russland, wohl der beste Beweis für die Güte und Preiswürdigkeit ihrer Werke.“

* Während der langsamen Wieder-Inbetriebnahme der neuen Fabrik, noch ohne angeschlossener Dampfmaschine und ohne mechanisierter Serien-Produktion, erscheinen diese „3600 Ankeruhren in zwei Jahren“ äußerst zweifelhaft – weiter unten wird nämlich berichtet, dass es im Jahre 1871 für 67.431 Thaler nur 600 bis 700 Uhren waren !

Wie weiter oben schon hingewiesen, wurden in Lähn die Arbeiter von einem neu gegründeten Görlitzer Uhren-Unternehmen abgeworben, so dass bei EPPNER die Produktion nicht mehr reibungslos lief und er sich nach einem neuen Standort umsehen musste. Ein Angebot aus dem nahen Silberberg im Eulengebirge reizte ihn, dort wurden leer stehende Kasernen der alten Festung zur Nutzung angeboten.

Der Ausschnitt einer aus dem Flugzeug gemachten Original-Photographie (Die Flugwoche Nr.39 – 1910), zeigt den gerade auf das Dach aufgebrachten Luftwegweiser mit Korb, der als Orientierungshilfe für verirrte Luftschiffer dienen sollte, hier : 82 . F.B. von beiden Seiten lesbar und die Pfeilspitze deutete zum Navigieren nach Norden. Nach der Original-Photographie sind die jahrzehntelang verwendeten koloriertenAnsichtskarten hergestellt worden. Vermutlich ist die Photographie aus einer Flugmaschine des bekannten Flugpioniers August Euler (1868-1957) gemacht worden, der in genau diesem Jahr den ersten „internationalen Pilotenschein“ in Deutschland ausgehändigt bekam.

Nach dem endlich die alten Gebäude in Lähn durch das Unternehmen A. Eppner & Co. geräumt waren, wurde schnell umgebaut und im Jahre 1874 zog hier die Ländliche Schulanstalt, das sogen. PÄDAGOGIUM ein.

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Der neue Standort: SILBERBERG im Eulengebirge

—- von LÄHN bei Hirschberg waren es 30 Kilometer bis — SILBERBERG ———– BRESLAU

Im Jahre 1869 begann dann der langwidrige, dreijährige Umzug. Abteilung nach Abteilung zogen um, damit die Produktion geordnet wieder in Betrieb genommen werden konnte. Im Jahre 1872 wurde in Silberberg eine Dampfmaschine installiert und danach wurden schließ-lich alle wichtigen, größeren Werkzeugmaschinen von ihr angetrieben. Die letzten Nachzügler aus Lähn trafen erst im Jahre 1873 in Silberberg ein, so dass der Betrieb in der Fabrik erst um 1873/74 wieder langsam anlaufen konnte.

Links eine Ansichtskarte um 1920 – Am rechten Rand des Kartenausschnittes, an der Passstraße oberhalb des Ortes Silberberg, ist die Fabrik mit den Arbeiterwohnhäuser von A. Eppner & Co. zu sehen

Vermutlich begann man dann auch erst Mitte der 1870er Jahre – also sicher erst in Silberberg – mit der serienmäßigen Produktion von Taschenuhren mit Kronen-Aufzug. Auch in Silberberg lautete die Firma A. Eppner & Co. und die Produktion von Großuhren wurde wieder auf-genommen: vom Wandregulator über Standuhren bis hin zu Astronomischen Pendeluhren und natürlich Turmuhren – auch Wächter- Kontroll-Uhren gehörten hier zur Produktions-palette (siehe hierzu diese beiden Anzeigen aus den 1880er Jahren).

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Trotz der fast stillstehenden Produktion war man auf der Weltausstellung Wien 1873 wieder erfolgreich vertreten. Im Jahre 1871 hatte man nach eigenen Aussagen für 67.431 Thaler (also 600 bis 700 Uhren) Uhren abgesetzt – die Hälfte davon schon im Ausland.

Für diesen Erfolg muss die Werkstatt vom Berliner Geschäft überwiegend verantwortlich gewesen sein, denn in Silberberg war die Produktion wegen des Umzuges ja noch nicht wieder aufgenommen worden. Möglicherweise wurden in Wien ja auch Uhren ausgestellt, die noch in Lähn fertiggestellt worden waren. Da man in Wien, wie auch damals in London 1862, wieder etliche hochwertige Taschenuhren, eine astronomische Pendeluhr, jetzt aber auch Wächter-Kontroll- und Turm-Uhren ausgestellt hatte, durfte man im Herbst 1873 sicher wieder mit „ehrenvollen Anerkennungen“ in die Heimat zurückfahren.

„Gebr. Eppner – BERLIN“

Offene Silber-Taschenuhr mit Anker-Hemmung und Kompensations-Unruhe mit der Nr. 40.066, Herstellung verm. um 1875 – man beachte die bei EPPNER übliche deutsche Aufschrift am Rücker: VOR und NACH

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Uhrwerke aus der Zeit von 1860 bis 1875

Bis in die 1870er Jahre gab es das alte Basis-Kaliber mit Anker-Hemmung
als Halb-Platine oder Brücken-Kaliber mit Schlüssel-Aufzug,

 aber auch Umbauten auf Kronenaufzug, nun schon mit dem typischen SILBERBERG-Gesperr.

Auch bei den Kalibern mit Kronen-Aufzug war die gemeinsame Grund-Platine schon sehr früh ausgereift: links die Nr. 17xxx um 1865 und rechts die Nr. 72xxx rund 20 Jahre später

Die offensichtlich hauseigenen EPPNER’schen Halbplatinen-Werke, hier zwei 18‘‘‘-Ankerwerke und ein 12‘‘‘- Uhrwerk mit Zylinder-Hemmung ähnelten stark

den hier gezeigten Halbplatinen-Werken aus vier verschiedenen Werkstätten in Le Locle, die auch schon frühzeitig eine ancre ligne droite – Hemmung serienmäßig verwendeten.

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Albert Eppner in Berlin übernahm wieder den Vertrieb der Silberberger Uhren –

Berlin blieb nach wie vor eindeutig der geschäftliche Dreh- und Angelpunkt der beiden Unternehmen !

Die schon seit 1859 existierende Breslauer Niederlassung Uhrenfabrik-Lager A.Eppner & Co., wurde nun durch eine Fabrikation unter der Adresse Breslau, Königstrasse 3A ergänzt. Sie wurde von Eduards Eppners Sohn Emil Eppner geführt, der ein englisches Patent für Wächter-Kontroll-Uhren unter dieser Breslauer Adresse erhalten hatte. Die Adresse in Silberberg erfährt man ebenfalls aus einem gemeinsamen Patent von Albert Eppner und Eduard Eppner: Silberberg, An der Chaussee 174, das war die zu schützende Passstraße, die die Stadt Silberberg mit der Festung Silberberg verband und an der die Eppner’sche Fabrik in der alten, schon um das Jahr 1775 erbauten Kasernen-Oberstadt lag.

Links das große Fabrik-Gebäude und rechts die Arbeiter-Wohnungen in den zehn ehemaligen Kasernen, die beim Einzug der EPPNERschen Belegschaft bereits 100 Jahre alt waren.

 

Aus mehreren Berichten in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung aus den Jahrgängen 1877, 1884 und 1887 erfährt ziemlich genau, wie die Menschen damals in ihrer neuen Heimat lebten, wie sie in der inzwischen modernisierten Fabrik arbeiteten und auch, was dort hergestellt wurde.

Bereits 1877 sollen die Arbeiter mit ihren Familien in den Wohnungen der ehemaligen Kasernenhäuser gewohnt haben,

„welche, jedes bei fünf Fenster Front, vier bis sechs Wohnungen enhält; dieselben gehören zur Fabrik und werden den Arbeitern zu sehr billigen Preisen (50-60 Mark*) vermiethet. Die Lage dieser Gebäude ist eine ganz vorzügliche……Jeder Wohnung ist ein kleines Gärtchen zugetheilt, welches von den Häusern nur durch die dazwischen liegende Strasse getrennt wird. Das Verhältnis der Herren Eppner zu den Arbeitern ist das angenehmste… da Herr Eppner in jeder Beziehung wie ein Vater für sein Arbeiter sorgt.“ * (das war damals immer die Jahres-Miete !)

In den Berichten erfährt man auch zum erstenmal etwas über die recht ordentliche Größe der Fabrik:

„Das Fabrikgebäude, eine frühere Kaserne, ist drei Stock hoch mit vierzig Fenster Front und bietet hinreichend Raum für Werkstätten, ausser Schmiede, Gelbgiesserei und Dampf-maschinen, welche in besonderen Räumen unter gebracht sind. – Wir betraten zunächst das Comptoir des Herren A. Eppner jun., an welches sich die Säle zur Anfertigung und Aufstellung der fertigen Thurmuhren anschliessen. Der erwähnte Herr widmet sich besonders der Herstellung von Thurmuhren, sowie der Fabrication von Controluhren und Controlapparaten aller Art..…Der an diese Säle anstossende Raum enthält die grössten Schneiden- und Stanz-maschinen….Der Fertigstellung der feineren Werke steht der ältere Sohn des Chefs Herr E. Eppner jun. vor, welcher zugleich die besondere Leitung der Taschenuhren-Fabrication hat.“

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Die neue Eppner’sche Fabrik in Silberberg – Skizze nach einer alten Photographie

In der folgenden Beschreibung, wird den Menschen von heute fast bildlich erklärt, wie die Rubine damals gebohrt, fazettiert, geschliffen und poliert wurden: Das erklärt dann auch, warum jedes weitere Rubin-Lager in einer Taschenuhr dieselbe noch teurer machte: –

„In einem grossen Raume des oberen Stockes sind junge Mädchen beschäftigt, wwelche die Spiralschlüssel, Spiralklötzchen u.s.w. anfertigen, Löcher in die Raquets bohren, dieselben poliren und fertig machen.

Auch das Anfertigen der Steinlöcher wird durch Arbeiterinnen ausgeführt.In einer Maschine sind 10 oder 12 Nadeln von feinstem Stahldraht in einer rotirenden Bewegung; diesen gegenüber befinden sich eben soviel Stahlschiffchen, jedes an einer Schiene sich hin- und herbewegend. Dieselben tragen an ihrer Spitze aufgekittet den Rubin, welcher gebohrt werden soll. Ist nun die Maschine in Bewegung, so drehen sich die Nadeln, während die Schiffchen mit den Steinen fortwähren dagegentupfen. An den Nadeln befindet sich Diamantstaub mit Oel, welcher das Einschleifen der Löcher bewirkt.

Grössere Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit, als die Bedienung dieser Maschinen erfordert das Runddrehen, Schleifen und Poliren der Steine. Dieselben werden einzeln aufgelackt, erst mit dem Diamantstichel bearbeitet und dann mit Diamantstaub die Facette rund geschliffen und polirt.“

*

Innerhalb weniger Jahre wurde dann, insbesondere die Taschenuhren-Herstellung mit genau und teils automatisch arbeitenden Maschinen modernisiert. Einer der Angehörigen war in die U.S.A geschickt worden (war Albert Eppner noch einmal über den Ozean gefahren ?), um sich dort in der ehemals von A. L. Dennison gegründeten Fabrik, mit der maschinenmäßigen Uhrenherstellung vertraut zu machen:

„Mit der Reorganisation der Fabrik wurde rüstig ans Werk gegangen und im Verlauf einiger Jahre ein sich aneinander reihendes System genau arbeitender Maschinen geschaffen, welche seit Jahr und Tag vorzüglich functioniren und so die eigentliche Maschinenfabrikation ermöglichen.“

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Damit war eigentlich das Wichtigste gesagt: Das Silberberg-Kaliber wurde offiziel Caliber Union genannt. Die drei Größen waren 18‘‘‘, 19 (½)‘‘‘ und 20‘‘‘ – die Qualitäten unterschieden sich ansteigend wie folgt: die 3.Qualität hatte das Gesperr unten, eine geschlossene Unruhe mit flacher Spirale und einfache Ausstattung, die 2.Qualität hatte das Gesperr oben, erhält rote Rubine und eine aufgeschnittene Kompensations-Unruhe und die 1.Qualität erhielt zusätzlich zur 2.Qualität eine Breguet-Spirale und Goldschrauben an der Kompensations-Unruhe. Eine spätere 4.Qualität sollte gegenüber der 3.Qualität eine einfache Stahl- oder Metall-Unruhe und „11 Rubine“ haben, im Gegensatz zu den üblichen „15 Rubine“ einschließlich der Ankersteine und des Hebesteins (teils auch aus Saphir). Die Damen-Taschenuhren gab es in der 1. und 2.Qualität und in einfacheren Ausführungen in den Größen 12‘‘‘ – 16‘‘‘.

1.QUALITÄT —————————-2.QUALITÄT ———————3.QUALITÄT———————– 4.QUALITÄT  Von der 1.Qualität gab es Sonderanfertigungen mit geschraubten Gold-Chatons – das Werk unter einem verglasten Werksdeckel.

Einige Merkmale dieser damaligen Taschenuhren sind für diesen Herstellungszeitraum und vor Allem für eine in Deutschland gefertigte Taschenuhr, noch erwähnenswert:

„Bei Herausnehmen der Uhr aus dem Gehäuse bleibt der Aufzug in voller Ordnung, d.h. das Aufzugstrieb braucht nicht aus dem Uhrwerk entfernt werden. Die Räder und Triebe der Uhr sind aus dem besten Material und ihre Größenverhältnisse von einer der Technik möglichen mathematischen Genauigkeit. Die Berechnung ist diejenige mit 10er Trieb. Das Echappement ist geradlienig, besitzt kurze Gabel und Unruhaxe à la Breguet. Letztere hat den Vorzug verhältnismässiger Leichtigkeit verbunden mit grosser Solidität, und da sie aus einem Stück besteht, dem Doppelplateau aus zwei Theilen entschieden vorzuziehen.“

Bei der damaligen Besichtigung der Fabrik in Silberberg (1884) „zerfällt die Fabrik in 10 voneinander gesonderten Abtheilungen die zusammen 3 Hauptabtheilungen bilden, welchen je ein technischer Leiter vorsteht. Die Leistungsfähigkeit der Fabrik beläuft sich jetzt auf circa 5000 Taschenuhrwerke im Jahre, welche Zahl jedoch bei vermehrten Ansprüchen unschwer auf das Doppelte gebracht werden könnte,…“ Das erscheint sehr zweifelhaft !

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Die klassische SILBERBERG-Taschenuhr – Caliber UNION – 1.Qualität um 1890

SILBERBERG – Kaliber : Nr. 76780 – verm. aus dem Anfang der 1890er Jahren „Gebr. Eppner BERLIN“


Mit Anker-Hemmung – Kompensations-Unruhe und Breguet-Spirale


Das Gesperr und der Anker mit Ausgleichsgewicht und verdeckten Steinen

Man beachte die drei Zifferblatt-Füße !

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Anonymer Bericht eines langjährigen Mitarbeiters Ende der 1880er Jahre (auszugsweise):

„Die Gebäude der Fabrik liegen bedeutend höher als die Stadt, dicht unterhalb der Festungswerke, annähernd 2000 Fuss über dem Meere. Sie bilden zusammen einen rechten Winkel und bestehen aus 14 Abtheilungen, den sogenannten Blocks, von denen Block 1 bis 9 – die Längsseite des Winkels – zu Familienhäusern benutzt werden und Raum genug bieten, um dem grössten Theil der Arbeiter mit ihren Familien Wohnung zu verschaffen. Block 10 bis 14 kehren ihre Front der Stadt zu und befinden sich in ihnen die Werksstätten und die übrigen zur Fabrikation erforderlichen Räume. Das Ganze bildet eine für sich abgeschlossene Kolonie mit Kaufläden und Restaurationen, in welcher früher der SoIdatenrock, jetzt die blaue Blouse – das Zeichen der Arbeit – herrscht.

Die Fabrik arbeitet mit Dampfbetrieb und mag jetzt etwas über 100 Arbeiter beschäftigen, unter denen sich auch solche befinden, die derselben schon in Halle, also länger als 50 Jahre angehört haben, wie es überhaupt immer das Bestreben Eppner‘s war, sich einen guten Arbeiterstamm, eine Hauptbedingung bei der Uhrenfabrikation heran- zubilden und zu erhalten.

Die Fabrikation erstreckt sich ziemlich gleichmässig auf die drei Species: Taschenuhren, Wächter-Controluhren und technische Werke, Thurm- und Plantagenuhren. Die Herstellung gewöhnlicher Regulateure ist aufgegeben worden. Bei einem Rundgang durch die Fabrik sind es hauptsächlich die unteren Räume, in denen die Rohwerke zu Taschen- und Wächter-Controluhren hergestellt werden und die Fabrikation der Thurmuhren betrieben wird, welche die Aufmerksamkeit eines jeden Fachmannes durch ihre maschinellen Ein-richtungen ganz besonders in Anspruch nehmen. Es begegnen uns hier viele interessante Objecte, die zum Theil nach eigenen Ideen Eppner‘s konstruirt sind.

In den oberen Räumen erfolgt die weitere Vollendung der Werke. Auch befindet sich hier die Triebfabrikation, welche sehr bedeutend ist, da die Fabrik große Mengen von Trieben für Laufwerke zu technischen Zwecken namentlich auch für die Fabrikation von Manometern liefert.

Die Fabrikationsweise der Taschenuhren ist dieselbe, wie sie in der Schweiz gebräuchlich ist. Es würde zu weit führen, hierbei näher darauf einzugehen. Arbeitsteilung, langjährige Uebung und Fertigkeit sind Hauptbedingungen. Die Rohwerke werden zu je einem ganzen oder halben Dutzend in Kästen mit ebensoviel Fächern gelegt und wandern nun aus einer Hand in die andere, zum Plantiren, Finissiren, Repassiren etc., bis sie vollendet sind. Characteristisch ist, dass man hier ausschliesslich französische Ausdrücke gebraucht, im Gegensatz zu Glashütte, wo man von Anfang an deutsche Bezeichnungen einführte.

Es werden hier Taschenuhren in fast allen gebräuchlichen Grössen und in verschiedenen Qualitäten angefertigt. Den guten Ruf, dessen sich dieselben erfreuen, verdanken sie ausser ihrer soliden Konstruction hauptsächlich der sehr sorgfältigen Repassage. Ein grosser Theil der besseren Stücke geht in’s Ausland, speciell nach Süd-Amerika. Jedenfalls ist den Eppner’schen Taschenuhren eine grössere Verbreitung auch im eigenen Vaterlande lebhaft zu wünschen.“  *

Vermutlich wurden die Jahre nach 1875 bis 1890 für die Unternehmen in Berlin, Silberberg und Breslau noch einmal recht erfolgreich. Nach wie vor wurden die Gebrüder Eppner aber staatlich gefördert und genossen nun auch die Gunst des Kaiserlichen Hauses. Noch bis in den 1.Weltkrieg wurden tatsächlich Anerkennungs-Uhren für Militär und Beamtenstand, so wie Geschenk-Uhren (mit Fremdwerken) für zivile Anlässe oder für hohe Gäste des Staates von den EPPNER-Betrieben bezogen. Diese Lieferungen wurden aber immer weniger, z.T. wurden jetzt durch das Herscherhaus bzw. durch den Staat bereits teure, komplizierte Taschenuhren aus Glashütte geordert und in Berlin musste man für diese Präsent-Taschenuhren oftmals Schweizer Uhrwerke dazukaufen.

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Nun noch einmal zurück nach Berlin :

Berlin war seit Anfang der 1850er Jahre vermutlich der Dreh- und Angelpunkt der beiden gemeinsamen Unternehmen – mindestens bis zum Ende der 1880er Jahre. In Berlin konnte man schon, bevor überhaupt in Lähn etwas produziert wurde, hochwertige Taschenuhren kaufen, auch Schiffs-Chronometer, Taschen-Chronometer und Taschenuhren mit Komplikationen wie Chronographen, Kalender und Repetitionen. Die Uhrwerke für Taschenuhren mit Komplikationen wurden meist aus der Schweiz bezogen und dann in Berlin eingeschalt. Sicher wurden auch immer noch hochwertige Taschenuhren von Wilhelm Eppner aus Le Locle in Berlin verkauft. Die Uhren aus Lähn wurden meist mit der Bezeichnung Gebr. Eppner Berlin verkauft, Uhren mit der Ortsangabe Laehn gibt es nur selten.

Am 1.Oktober 1872 änderte sich die Anschrift in Berlin auf Charlottenstr. 34, schräg gegenüber der ersten Adresse – nahe am Gendarmenmarkt – dem Herzen der Reichshauptstadt Berlin. Albert Eppner hatte das kleine, nur dreiachsige Haus der Schneider-Wittwe Widlöf wohl schon 1871 abgekauft, denn im Frühjahr 1872 zogen schon die ersten Mieter aus, dem die anderen wohl bis zum Herbst folgten. Ganz offensichtlich wurde das Gebäude damals vollkommen entmietet, denn im Adressbuch 1873 steht nur der neue Eigentümer Eppner, Hofuhrmacher und ein Kaufmann Tammo – und dies ist ja der Meldezustand vom Herbst des Jahres 1872 – der Drucklegung des Adressbuches von 1873.

Herbst 1872 wird Albert Eppner Eigentümer des Hauses Charlottenstr. 34 und 1873 als Eppner, Hofuhrmach. eingetragen. 1874 steht dort auch Gebr. Eppner, Uhrenfabrikanten. Endlich hatte Familie A. Eppner und das Unternehmen „Gebr. Eppner“ ein eigenes Heim.

Vermutlich übernahm Albert Eppner auch die Werkstätten des Hof-Uhrmachers Gustav Hansche, der sich damals wohl vergrößern wollte und hierzu das Haus Friedrichstr. Nr. 57 erworben hatte.

*

Dass ALBERT EPPNER eine bedeutendere Rolle gespielt hat, beweist auch Folgendes:
Im Adressbuch wird Albert Eppner als Besitzer einer Fabrik in Schlesien bezeichnet, sowohl in Lähn als auch in Silberberg lief der Betrieb unter der Firma „A. Eppner & Co.“, so stand es an der Fabrik und auf den Uhren. Albert Eppner scheint als älterer Bruder nicht nur der führende Geschäftsmann für Berlin, sondern auch für Silberberg gewesen zu sein.

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Der vergessene Chronométrier Albert Eppner

Uhrmacher, die Schiffs- oder Marine-Chronometer in Deutschland herstellten, sind überall in derLiteratur verewigt worden – Albert Eppner hat man dabei wohl fast vergessen. Für seine Zeit war er in Preußen führend und selbst auf ganz Deutschland bezogen, hatte er eine gewisse Bedeutung erlangt. Dies bezieht sich nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Quantität ! Sogar für frühe Taschen-Chronometer aus seiner Hand gibt es seit 1844 einen Nachweis und spätestens seit dem Auftrag durch die Königliche Marine Anfang der 1860er Jahre war sein Können für Marine-Chronometer anerkannt. Schon zur legendären Gewerbeausstellung Berlin 1844 hatte man festgestellt, dass „A l b e r t E p p n e r – sich vorzugsweise der höheren Uhrmacherkunst gewidmet und darin schon Erfreuliches geleistet hat.“

Kaum aus Amerika zurück, begann Albert Eppner Chronometer zu bauen. Gut die Hälfte der Marine-Chronometer (vermutlich ab den 20er bis mindestens zu den 150er Nummern) entstanden offensichtlich bereits Mitte der 1850er Jahre bis Ende der 1860er Jahre am alten Standort und sind z.T. mit A. Eppner & Co. – Berlin & Laehn bzw. mit Gebr. Eppner – Berlin signiert. – Auf Auktionen tauchten in den letzten Jahrzehnten nur zwei dieser Marine-Chronometer aus der Hand von Albert Eppner auf: der eine Marine-Chronometer war mit A. Eppner & Co. – Berlin & Laehn No. 157 signiert und der andere Marine-Chronometer mit Gebr. Eppner – Berlin No. 189.

Erst mit Beginn der Veröffentlichungen der Prüfergebnisse durch die Kaiserliche Marine bzw. deren Prüfinstitute kann man den Umfang und die Güte der Eppner’schen Chronometer richtig einschätzen. Zunächst einige Ergebnisse (links) aus dem Kriegshafen Kiel aus dem Jahre 1876 – hier erkennt man auch gleich die für damalige Zeit und vor Allem in Deutschland schon bemerkenswerte Menge an Chronometern, die in den zurückliegenden Jahren hergestellt wurden. Rechts die summierten Chronometer für die Prüfungen auf dem Observatorium zu Wilhelmshaven der Jahre 1878/79 und 1879/80.

Die ersten vier Plätze belegten EPPNER-Chronometer, dann folgten Instrumente von KNOBLICH und TIEDE ! – Mit Inbetriebnahme des neuen Kriegshafens Wilhelmshaven, wurden die Chronometer-Prüfungen zunächst an das dortige Observatorium verlegt. Aus der obigen Tabelle ist ersichtlich, dass frühe Eppner-Chronometer schon in Gebrauch waren – und man erkennt auch zu diesem späten Zeitpunkt die Mengenverteilung bezogen auf die Anzahl der neuen Lieferanten. Insgesamt wurden Eppner‘sche Chronometer rund 140 mal seit der Einführung der regelmäßigen Chronometer-Prüfungen bzw. Wettbewerbe in Kiel, Wilhelmshaven und Hamburg, bis zum Jahre 1889/90 zur Prüfung einge- reicht. Hierbei muss aber bemerkt werden, dass in den 1880er Jahren, etliche Chronometer mehrfach eingereicht wurden (um nach Überarbeitung des Instrumentes bessere Prüfergebnisse zu erzielen).

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Die Anzahl der eingereichten Chronometer betrug im Zeitraum 1876 – 1890 immerhin 67 Instrumente – die Ergebnisse findet man in den Jahrbücher des Archivs der Seewarte. Viele der Instrumente waren bezüglich ihrer Gangleistungen unter verschiedenen Bedingungen gut bis sehr gut – einige der Chronometer (Nr. 218, 223 und 227) übertrafen die Leistungen der Konkurrenten derart, dass sie durch die Kaiserliche Marine mit dem bemerkenswerten Prämien-Preis von 1.000 Mark angekauft wurden.

Im Jahre 1877 unterzog der Astronom C.F.W. Peters die Chronometer der Kaiserlichen Marine einer Sonderprüfung (Astronom. Nachrichten 1877). Unter den Prüflingen befanden sich 27 Eppner-Chronometer mit den Nummern : 22, 25* (* die Nr. 25 steht im ALTONAER MUSEUM und ist im „VON BERTELE“ abgebildet ), 26, 42, 143, 145,153,155, 159, 162, 163, 165, 168, 170, 173, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 207, 208 und 209 – diese sind damit nachgewiesen.

Bis 1876 waren bereits 209 Schiffs-Chronometer in Lähn bzw. Silberberg hergestellt und
in der Berliner Werkstatt von Albert Eppner geprüft und reguliert worden. Die Chrono-
meter mit den Nummern über die Nr. 209 hinaus, wurden also erst danach hergestellt.

Aus der Anzahl der geprüften Chronometer (67), der Sonderprüfungen (27) durch den Astronomen Peters und die an die Kaiserliche Marine gelieferten Chronometer (67)* sind 85 EPPNER-Chronometer mit den folgenden Instrumenten-Nummern nachgewiesen:*(Die Chronometernummern der Kaiserlichen Marine von Günther Oestmann Bremen 2016).

Eppner 21-151, Eppner 22-42, Eppner 23-80, Eppner 25, Eppner 26-62, Eppner 30-31, Eppner 31-36, Eppner 32-23, Eppner 41-29, Eppner 42-74, Eppner 44-155, Eppner 140-198, Eppner 143, Eppner 144-81, Eppner 145-72, Eppner 146-70, Eppner 147-24, Eppner 149-6, Eppner 151-82, Eppner 153-55, Eppner 155-44, Eppner 157-83, Eppner 159-15, Eppner 160-69, Eppner 161-22, Eppner 162-84, Eppner 163-41, Eppner 164-14, Eppner 165-61, Eppner 166-75, Eppner 167-77, Eppner 168-116, Eppner 169-3, Eppner 170-66, Eppner 171, Eppner 172-88, Eppner 173-48, Eppner 174-27, Eppner 175-110, Eppner 176-29, Eppner 177-20, Eppner 186-25, Eppner 187-11,
Eppner 188-45, Eppner 189-19, Eppner 190-18, Eppner 191, Eppner 194-98, Eppner 195, Eppner 196, Eppner 197-111, Eppner 198, Eppner 199-112, Eppner 200-135, Eppner 201-136, Eppner 202-137, Eppner 203-132, Eppner 204-133, Eppner 205, Eppner 207-138, Eppner 208-139, Eppner 209-140, Eppner 210-156, Eppner 211-151, Eppner 212, Eppner 213, Eppner 214-160, Eppner 215, Eppner 216, Eppner 217-179, Eppner 218-158, Eppner 219-161, Eppner 220-169, Eppner 222-186, Eppner 223-129, Eppner 224-187, Eppner 226, Eppner 227-206,
Eppner 228, Eppner 229, Eppner 230, Eppner 231, Eppner 232, Eppner 233 und Eppner 266 *.
* (neben der Chronometernummer steht bei den entsprechenden Instrumenten die Marine-Inventarnummer).

Ab 1881 wurden diese Chronometer-Prüfungen im Auftrage der Deutschen Seewarte in Hamburg an der bedeutenden Sternwarte der Stadt durchgeführt. Auch hier waren die Berliner Chronometer noch unter den ersten 10 Plätzen – bis Ende der 1880er Jahre. Da tauchten nur noch bekannte Nummern auf – dann landeten die eingereichten Chronometer in der IV. Güteklasse und ab Anfang der 1890er Jahre wurden keine Chronometer zur Prüfung eingereicht – es wurden auch schon lange keine mehr gebaut.

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Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf der Gewerbeausstellung 1879 in Berlin: „bei welchen sich die Chronometer von W. Bröcking in Hamburg und von Gebr. Eppner in Berlin als besonders gut sich bewährt hatten“


Bericht über die Seewarte in den Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1880 mit dem Hinweis auf die Art der „Eppner’schen Hülfskompensation“: „dass der Um-fang der Unruhe aus zwei Metallen, oben Messing und unten Stahl, die Speiche der Un-ruhe ebenfalls aus zwei Metallen, oben Stahl und unten Messing, besteht.“

Vermutlich wurden durch Albert Eppner ab Anfang der 1840er Jahre zunächst vereinzelte Schiffs-Chronometer (20er bis 40er Nummern) und in dem Zeitraum Mitte der 1860er bis Mitte 1880er Jahre noch 225 bis 250 Schiffs-Chronometer hergestellt. In den 1840er und 1850er Jahren wurde ein Teil der Chronometer exportiert. Für diese Zeit müssen diese Instrumente recht ordentlich gewesen sein, was durch spätere Prüfungen und den Ankauf durch die Kaiserliche Marine ausreichend bewiesen wurde.
Mit dieser hohen Qualität und auch Quantität bleibt Albert Eppner neben Altmeister Tiede in dem genannten Zeitraum wohl der bedeutendste Chronometermacher in Preussen.

 

Die Gründer-Generation zieht sich zurück

Wie bereits bekannt, hatte sich Carl Wilhelm Eppner in der Schweiz aus seinem Unternehmen auf Dauer im Jahre 1864 zurückgezogen. Die Unternehmen seiner Brüder in Berlin und Lähn waren erfolgreich und bedurften seiner Hilfe sicher nicht mehr. Nach dem Umzug von Lähn nach Silberberg, dem Bau der Dampfmaschine und der Modernisierung des Maschinenparks, wurde die Taschenuhren-Produktion auf eine rationelle Maschinen-Fertigung umgestellt. Neben der inzwischen umfangreichen Herstellung von Groß-Uhren, wurde zusätzlich noch die Produktion von Wächter-Kontroll-Uhren aufgenommen.Die beiden Gründer-Väter waren jetzt zum Ende der 1870er Jahre eigentlich schon im Ruhestandsalter, Albert Eppner sen. wurde 70 Jahre alt und sein Bruder Eduard Eppner sen. würde dieses Alter auch bald erreichen. Mit Sicherheit werden die beiden alten Herren ihre Geschäfte in Berlin bzw. in Silberberg
spätestens Ende der 1870er Jahre der jüngeren Generation übergeben haben. Konnten die Nachfolger in Silberberg die Uhren-Fabrik erfolgreich weiter betreiben? Offensichtlich nicht ! Bereits ab Ende der 1880er Jahre scheint zumindest die Taschenuhren-Produktion mehr und mehr nachgelassen zu haben.

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Auch in späteren Lebensjahren war Eduard Eppner sen. noch kreativ und versuchte die Taschenuhren nach eigenen Ideen zu verbessern. So entwickelte er einen Einsteck-Uhrschlüssel, den man in den Gehäusehals der Taschenuhr stecken konnte (DRP 19.545 – 1882) – so konnte man ihn nicht verlieren und hatte ihn stets zur Hand. Viel wichtiger war jedoch die nach ihm genannte Eppner’sche Stellung, die bei richtiger Anwendung einen nahezu kraftgleichen Gang der Uhr anstrebte. Diese Stellung gab es mit der auf dem Federkern-Vierkant sitzenden Stift-Scheibe oder dem materialsparenden, aber voll-
kommen ausreichenden Einzahn-Rad.

Eppner’s DRP 19.545* von 1882 Eppner‘sche Stellung auf dem Federhaus *PATENT-Nr. DE19545A vom 21.03.1882 von ED. EPPNER SEN. in Silberberg in Schlesien : Neuerung an Taschenuhren

Der Tod von Eduard Eppner und Albert Eppner

Bis zu den Lebzeiten von Eduard Eppner und Albert Eppner scheint es dem Unternehmen in Berlin noch recht gut gegangen sein. Die Anzeige aus dem Jahre 1886 verdeutlicht noch einmal das umfassende Uhrenangebot dieser Zeit – entsprach das aber noch alles der Wirklichkeit ?

Anzeigen aus den Jahren 1886 und 1894

Herr Eduard Eppner sen. starb am 2. Juli 1887 in Silberberg. In der Todesanzeige gibt es bezüglich seiner Söhne ja Klarheit, es waren Eduard Eppner jun. sowie Emil Eppner und Albert Eppner – und diese bezeichneten sich als Nachfolger im Silberberger Betrieb unter der Firma A. Eppner & Co.

 

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Bereits ab Ende der 1880er, spätestens aber seit Mitte der 1890er Jahre ist das Haus Gebr. Eppner wohl von der Konkurrenz überflügelt worden. Lag das auch am Ausscheiden der Firmen-Gründer ? Albert Eppner soll kurz nach seinem Bruder Eduard Eppner im Juli des Jahres 1887 verstorben sein. SPECKHART schreibt, dass Albert Eppner einen Tag nach seinem Bruder Eduard Eppner verstarb: „Merkwürdig ist es, dass im Jahre 1887 die beiden Begründer der Firma Eduard und Albert Eppner innerhalb 24 Stunden ihr mühevolles Tagwerk beschlossen und ersterer am 9. und letzterer am 10.Juli zur ewigen Ruhe eingingen.“

Nun beweist die obige Todesanzeige von Eduard Eppner sen. aber, dass er am 2.Juli 1887 verstorben war, so dass Albert Eppner wohl am 3.Juli 1887 (oder doch erst am 10.Juli) verstorben ist). Nach dem Tode der beiden Brüder müssen sich auch die Eigentums-verhältnisse an dem Unternehmen entscheidend verändert haben. Im Jahre 1888 verschwand daher auch der Name „Albert Eppner“ im Adressbuch und nur die Firma Gebr. Eppner existierte in Berlin weiter – nun aber schon unter einem neuen Inhaber. Für das Eppner’sche Geschäftshaus in Berlin-Mitte stand als Eigentümer jetzt im Adressbuch: Eppner’schen Erben ! Albert Eppner sen. hatte mindestens drei Kinder – seinen ältesten Sohn Albert Eduard Eppner, geb. am 6.Sept. 1854, seine Tochter Henriette Mathilde Eppner, geb. am 12.Nov. 1856 und einen weiteren Sohn namens M. Eppner, dieser studierte in Berlin Medizin und ließ sich Anfang der 1880er Jahre in Berlin, Linienstr. 105 als praktischer Arzt nieder. Wenige Jahre später muss dieser bereits verstorben sein, denn 1886 wohnte seine Witwe in der Alvenslebenstr. 16.

In dem spaltenlangen Bericht Eine einzige Taschen-Uhren-Fabrik im Königreich Preußen wurde in der Zeitschrift TELTOWER KREIS – BLATT am 24. Dezember 1888 unter anderem aus einem vorliegendem Prospekt der Firma Gebrüder Eppner zitiert: „Für alle unsere Uhren leisten wir dreijährige Garantie und wenn die – sich ca. alle drei Jahre wiederholende – Reinigung des Werkes bei uns ausgeführt wird, kommen wir jederzeit für die Güte unserer Uhren auf. Wir können das umso gewissenhafter thun, als wir in unserer Fabrik in Schlesien, der einzigen Taschen-Uhren-Fabrik in Preußen, ganz besondere Sorgfalt auf richtiges Prinzip des Ganges der Uhren verwenden und auf die geringste Gattung ausdehnen, ein wichtiger Vorzug, den unsere Uhren vor einem großen Theil ausländischer Fabrikate voraus haben.“

Die Fortsetzung der Selbstdarstellung klingt recht überheblich, gleichzeitig ist auch die Sorge um den heimischen Absatz zu spüren: „Deshalb ist unsere Industrie auch soweit erstarkt, daß dieselbe schon seit einer langen Reihe von Jahren selbstständig in Konkurrenz mit den besten Produkten des Auslandes treten kann und sich einen Ruf erworben hat, der weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes reicht. Mit einem Stamm gut geschulter und bewährter Arbeitskräfte von ca. 200 Köpfen, die bei dieser Industrie mit ihren Familien eine auskömmliche Existenz führen, bildet dieselbe einen Kern, an welchem sich die fernere Entwicklung und Ausbreitung der preußischen Taschenuhren-Industrie anzusetzen vermag, besonders, wenn, wie zu hoffen und wünschen, dem inländischen Fabrikat und der nationalen Arbeit immer mehr der berechtigte Vorzug vor ausländischem gegeben wird.“

Am Ende des Berichtes schreibt der Autor: „Daß die Firma Gebrüder Eppner seit einer Reihe von Jahren die Lieferantin selbst auswärtiger Höfe ist und ihr Kundschaftskreis sich aus der besten Gesellschaft gebildet, dürfte bei der ganzen Anlage dieses Geschäfts freilich nicht überraschen. Als ein Zeichen höchsten Vertrauens indeß, wollen wir zum Schluss unsern Lesern die Thatsache nicht verschweigen, daß der hochselige Kaiser Wilhelm I., auf seinen vielen Reisen unter zahlreichen Geschenken ständig „Eppner’sche goldene Uhren mit gravirter Krone oder Initialien“ mit sich führte, um mit denselben hier oder dort – als königliches Souvenir Freude zu bereiten.“

Wenn sich dies auch alles sehr positiv und erfolgreich anhört, so muss man sich natürlich die Frage stellen, warum es der 2.Generation der Familie EPPNER offensichtlich nicht gelungen ist, das große Unternehmen erfolgreich weiter zu führen ? Spätestens seit Anfang der 1890er Jahre hat der Absatz der Silberberg-Taschenuhren stark nachgelassen. Sowohl im Berliner Geschäft, als auch in der Silberberger Fabrik muss sich der Tod von Albert Eppner sen. und Eduard Eppner sen. auf die innere Führung, aber auch auf die äußere Anerkennung der beiden Unternehmen in Deutschland negativ ausgewirkt haben. – Vollkommen unklar ist auch, wer die Fabrik bzw. Werkstatt in Le Locle in der Schweiz nach dem Weggang von Carl Wilhelm Eppner vor rund 30 Jahren eigentlich leitete – hatte eventuell der 2. – bislang aber unbekannte Sohn das Unternehmen (siehe C. G. Eppner in Genf) übernommen ? Genauso ist der Nachfolger im Berliner Geschäft Gebr. Eppner nach dem Tode von Albert Eppner sen. nicht bekannt, sicher scheint aber, dass es kein unmittelbarer Nachfahre war – siehe hierzu die letzten Besitzer des Unternehmens.

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Im neuen Jahrhundert stand dann Folgendes im Berliner Adressbuch:

Gebr. Eppner, Uhrenfbrk., Uhrmacher der Kaiserl. Marine
(Fbrk. i. Silberberg i. Schl., einzige Taschenuhrenfabrik i. Preußen)
W. Charlottenstr. 34, Inh. Alexander Jentsch-Eppner (Steglitz).

Warum der neue Inhaber des Geschäftes in Berlin den Doppelnamen Jentsch-Eppner trug, lässt sich nur durch Einheirat oder Adoption erklären. Eine weitere Unklarheit : Gab es zwei Albert Eppner jun. ? Einen gab es auf jeden Fall, den Sohn von Eduard Eppner – zunächst in Lähn und später in Silberberg. Offensichtlich waren aber die Unternehmen in Berlin und Silberberg Mitte der 1890er Jahre noch nicht wirtschaftlich getrennt – siehe die obige Anzeige aus dem Jahre 1894 ! Die Trennung geschah vermutlich erst ein Jahrzehnt später.

Der Betrieb in Silberberg wurde nach 1900 in Deutsche Uhrenfabrikation Silberberg umbenannt – dieser Name stand nun auf den klassischen Silberberg-Kalibern und im Gehäuse fand man eine DUS-Marke. Im Jahre 1905 wurde der bisherige Familienbetrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Firma lautete nun also international Fabrique d’Horlogerie A. Eppner & Cie. S.A. unter den neuen Direktoren Edouard Eppner und Albert Eppner und einem Herrn Max Schwartz.

 Dieser Vorgang ist recht interessant, denn in Sachsen gab es unter dem Kürzel DUF eine Deutsche Uhren-Fabrikation Glashütte. Phonetisch klingt DUS dem DUF ja sehr ähnlich – war das Absicht ? Noch im Jahre 1905 muss die Umwandlung der Firma in Uhrenfabriken A. Eppner & Co., G.m.b.H. erfolgt sein. Die schnelle Veränderung der Gesellschaftsformen verdeutlicht, dass das Unternehmen finanziell schwer angeschlagen war und offensichtlich nicht mehr allein in den Händen der Familie war.

Die alte Aussage über die Qualität der EPPNER-Uhren „die Uhren sollen in der Qualität, denen aus Genf und Glashütte nicht nachgestanden haben“, muss an dieser Stelle auch relativiert werden. Die 1. und 2. Qualität der Silberberg-Taschenuhren (UNION) entsprach annähernd den DUF-Taschenuhren aus Glashütte und die 3. Qualität entsprach dann allenfalls der späteren, maschinengefertigten OLIW-Qualität in Glashütte. Im Jahre 1908 verkündet man stolz, dass über 1500 Turmuhren fabriziert wurden. In der Anzeige des Jahres 1913 erfährt man, dass es bereits einige Jahre vor dem 1.Weltkrieg nur noch eine Fabrikation von Kontrolluhren und –Apparaten sowie von Schloß- und Turmuhren gab – natürlich bestand nach wie vor in den Geschäftslokalen in Berlin und Breslau ein hervorragendes Lager Uhren aller Art.

Anzeigen aus den Jahren 1908 – 1911 und 1913 von der Breslauer Niederlassung

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Im Jahre 1910 wurde das kleine Geschäftshaus in der Charlottenstr. 34 wohl schon aus wirtschaftlichen Gründen an die Berliner Handelsgesellschaft verkauft.

Neue Inhaberin der Firma Gebr. Eppner wird eine Frau Franziska Jentsch, geb. Hoffmann und nach dem 1.Weltkrieg geht der Betrieb in die Hände von Frau E. Ganzenmüller über. Sicher waren diese beiden Inhaberinnen miteinander verwandt, denn sie wohnten in der Humboldtstraße 24/26 in Steglitz.

Den letzten Eintrag der alten Firma findet man dann im Berliner Adressbuch von 1932 unter:

Gebr. Eppner, Uhrenfabrikanten, Charlottenstr. 34, Inh. E. Bleyert
ein Jahr danach muss die Firma im Jahre 1933 gelöscht worden sein.
Genau in dem Jahr übernahm Fritz Eppner den Betrieb in Silberberg.

Blick auf die Eppner’sche Fabrik und den Donjon               „Uhren-Fabrik A. Eppner & Co.“

Im Jahre 1933 übernahm der Enkel des Firmengründers: Friedrich genannt Fritz Eppner den Betrieb in Silberberg, der noch bis zum Ende des 2.Weltkrieges existierte. Es ist anzunehmen, dass der Betrieb während des 2.Weltkrieges auf eine kriegsbedingte Produktion umgestellt wurde. Nach Kriegsende sollen die Werkzeugmaschinen als Reparationslieferung demontiert worden sein und das Fabrikgebäude wurde zunächst anderweitig genutzt. Später wurde die Fabrik abgerissen (heute befindet sich dort ein Parkplatz für die Besucher der Festung Silberberg), während die über 200-jährigen Kasernenbauten bzw. Arbeiter-Wohnhäuser immer noch Wohnzwecken dienen.

Blick auf die Eppner’sche Fabrik und dem Fort Spitzberg    „Uhren-Fabrik A. Eppner & Co.“

Dieser Ansichtskarten-Ausschnitt zeigt die wirklich bedeutende Größe der Fabrik, im Vordergrund der Dampfmaschinen-Anbau. Neben der Taschenuhren-Produktion, nahmen natürlich die Räume für Großuhren aller Art bis hin zu der Turmuhren-Produktion, die erheblich größeren Arbeitsflächen in Anspruch.

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Das Eppner’sche Geschäft in Berlin nach 1900

Das Geschäft in Berlin existierte ja nach der Aufgabe der Taschenuhren-Produktion in Silberberg noch bis Anfang der 1930er Jahre weiter und bot überwiegend Schweizer und Glashütter Uhren an. Die in Berlin anfangs noch angebotenen, eigenen Taschenuhren, hatten sowohl Berliner Signaturen, als auch Silberberger Signaturen, insbesondere die Kaiserlichen Präsent-Uhren. Vermutlich wollte man bei diesen Gelegenheiten noch auf die Preussische Taschenuhren-Fabrik in SCHLESIEN hinweisen.
Die Silberberg-Taschenuhren mit dem feinen, z.T. anglierten Stahl-Anker mit Ausgleichs-gewicht, teils noch verdeckten, dann mit sichtbaren Steinen, so wie das 15-zähnige Stahl-Ankerrad entsprachen oft noch den ersten Anker-Hemmungen aus dem Hause Wilhelm Eppner. Vielleicht geht die Form dieserHemmung sogar auf Wilhelm Eppner zurück. Die im Hause  Eppner sogenannte Chronometer Uruhe war nichts anderes als eine hochwertige Kompensations – Unruhe und die sogenannte isochronische Spirale war eine ganz normale Breguet – Spirale. Wie bekannt, wurden im Berliner Geschäft natürlich auch komplizierte Taschenuhren mit jedem gewünschten Schweizer Werk angeboten. Hierbei fällt auf, dass die Firma Gebr. Eppner – Berlin besondere Verbindungen zum Maison LeCoultre in der Schweiz gehabt haben muss. Vermutlich hatte der älteste Bruder Carl Wilhelm Eppner in Le Locle den Kontakt zu seinem bekannten Altersgenossen Antoine LeCoultre (*1803) in Sentier hergestellt.
Die Abbildungen zeigen links ein LeCoultre-Brückenwerk mit der Deckel-Signatur LÄHN, da-neben eine ¼ -Stunden-Repetition Ende der 1860er Jahre mit der Signatur BERLIN und eine ¼ -Stunden-Repetitionen Ende der 1860er Jahre mit der Signatur Laehn & Berlin, so wie eine 5-Minuten-Repetition verm. vom Ende der 1870er Jahre mit der Signatur SILBERBERG.

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Eppner’sche Cours-Uhren

Sie sind, wie überhaupt sogenannte und zum Teil sogar auf den Werkdeckeln signierte Cours-Uhren anderer Hersteller, heute sehr selten zu finden. Das ist umso verwunderlicher, weil es von den Kurs-Uhren einmal etliche Tausend in den Deutschen Landen gegeben haben muss – königliche bzw. kaiserliche Präsent-Uhren wird es hingegen nur Hunderte gegeben haben.

Diese Anzeige vom Ende des Jahrhunderts erweckt den Anschein, als ob das Unternehmen verzweifelt versuchte, neue Absatzmöglichkeiten für seine Taschenuhren zu finden – goldene und silberne Kurs-Uhren wären in der Vergangenheit der staatlichen Post und Eisenbahn sicher zu teuer gewesen. Außerdem gab es inzwischen in allen Staaten preiswerte, aber genau gehende Eisenbahner-Uhren.

Die dem Verfasser bekannten Eppner’schen Cours-Uhren haben Silberberg-Kaliber mit den Werks-nummern 72.xxx, 78.xxx und 79.xxx und stammen aus der Zeit 1885 bis 1900,  sie sind damit bereits Relikte einer ver-gangenen Zeit. Im Lexikon der Uhr-macherkunst – 1902 steht: Kursuhren, so nannte man diejenigen Uhren, welche den Zugführen früher von den Staats-Eisenbahn-Verwaltungen für den Dienst geliefert wurden, aber Eigentum der letzteren blieben………Die Kurs-uhren hatten vorzügliche Werke, waren von grossem Format, wogegen das Gehäuse meist aus wertlosem Metall bestand und oft auch derart eingerichtet war, dass die Uhr nur von einem Kontroll-Beamten geöffnet werden konnte.

Die Kurs-Uhren gab es in Deutschland schon vor 200 Jahren – Anfang des 19.Jahrhunderts bestand Deutschland ja noch aus einer Vielzahl von Herzog- und Fürstentümern, so wie einigen Königreichen.

Gut ein Jahrzehnt nach den Befeiungskriegen schlossen die ersten Staaten in den 1820er und 1830er Jahren Verträge über die Regularien des sogenannten Post-Verkehrs und da ging es weniger um Briefe und Pakete, sondern um Menschen, die mit der Postkutsche von A nach B wollten, und zwar pünktlich.

Nach der Kurs-Uhr musste auf jeder Station die Ankunfts- und Abfahrtzeit auf Stundenzetteln dokumeniert werden, verantwortlich war der Kondukteur (Schirrmeister der Station), meist aber der Postillion selbst und das galt natürlich auch für die sogenannten Reitposten mit ihrer Briefpost. Dazu kam die Kurs-Uhr in ein verschlossenes Kästchen mit Zifferblatt-Aus-schnitt und das Kästchen kam in eine Lederschatulle mit Zifferblatt-Klappe, die der Postillion oder Postreiter dann am Körper zu tragen hatte.

In den Provinz-Haupstädten hatten die Posthäuser eine große, sichtbare und des Nachts beleuchtete Schlaguhren dienten der Referenz für die Kurs-Uhren. Damit hatte man vor fast 200 Jahren praktisch den Transport genauer Zeit durch alle deutsche Staaten erreicht.

Für Preussen galt seit 1825 die Zeitangabe der beleuchteten Schlaguhr am Haupt-Postamt in Berlin für das gesamte Königreich. Und weil sich das so gut bewährt hatte, wurde dieses Prinzip natürlich auch bei dem rund zehn Jahre später aufkommenden und bald auch grenzüberschreitenden Eisenbahn-Verkehr angewendet – nun kamen die Eisenbahner-Uhren auf den Markt.

Die Kurs-Uhren waren dem Sinne nach – in ihrer Anwendung und der regelmäßigen Kontrolle – praktisch die Vorgänger der Eisenbahner-Uhren und der Railroad-Watches.

Die Preußische Postverwaltung beschloss bereits im Jahre 1830, für ihre fahrenden Posten sogenannte Post-Cours-Uhren anzuschaffen. Diese Uhren sollten damals um die 30 Thaler kosten.

Angeblich soll der Hauptlieferant dieser Taschenuhren für Preussen der Uhrenfabrikant Gebr. Eppner, Hof-Uhrmacher Seiner Majestät des Königs und des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preussen in Berlin gewesen sein.

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Wie man weiß, kann dies zum Zeitpunkt des Beschlusses und auch zwei Jahrzehnte später noch nicht möglich gewesen sein. Diese oben erwähnten EPPNER-Kursuhren stammen aus einer Zeit, als nur noch Eisenbahner-Uhren – für die Stationsvorsteher und die Lokführer – verwendet wurden.

Die Genauigkeit bzw. die Pünktlichkeit des Personen-Verkehrs nahm man vor fast 200 Jahren
offensichtlich wesentlich ernster als heute – und wer für die Unpünktlichkeit verantwortlich war, wurde bestraft (siehe den Text der Abb. rechts). Dies galt vor Allem für die Course (Strecken) der seit 1821 eingeführten Schnell-Post – damit brauchte man z.B. von Berlin nach Breslau nicht mehr rund 90 Stunden, sondern nur noch gute 30 Stunden.*

Die Verwendung der hier gezeigten Vignetten Festung Silberberg ist nicht ganz geklärt: Obwohl sie einen Poststempel aus dem Jahre 1905 tragen, sind sie als offizielle Postwert-zeichen bzw. Gebührenmarke unbekannt. Werbemarken haben aber keine Wertbezeichnung und wurden meist auch nicht gestempelt. Möglicherweise sind die Marken sogenannte CONTRIBUTION LABELS oder – STAMPS, also irgend eine Art von Beitragsmarken.

Interessant ist hierbei die 5-Pfennig-Marke, sie zeigt nämlich die „Uhrenfabrik“ unter der Losung „per aspera ad astra“, d.h. aus dem Lateinischen direkt übersetzt Durch das Raue zu den Sternen – im übertragenden Sinne, hier für Eduard Eppner, gemeint: Durch Mühsal gelangt man zum Erfolg.

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Dieses 40-seitige Büchlein mit einem 16-seitigen Anzeigen-Anhang erschien Ende der 1920er Jahre

Die Photographie zeigt die Front der zehn dreigeschossigen Wohnhäuser – ganz links am Bildrand sieht man die Giebelseite des langgestreckten Fabrikgebäudes.

Der einleitende Satz in der obigen Eppner-Anzeige erscheint zu diesem Zeitraum unglaubhaft: Danach sollten in Silberberg immer noch die „bewährten Taschenuhr-Werke“ (SILBERBERG-Kaliber ?) hergestellt worden sein, die dann in der Schweiz „in unserer dortigen Werkstatt erstklassig vollendet werden.“ Nach Angaben verschiedener Berichte und der Interpretation der damaligen Firmenanzeigen endete die Taschenuhrproduktion überein-stimmend Anfang des Jahrhunderts, spätestens in den Jahren1912/13.

Auf dem beschriebenen Stadtrundgang erfährt man Folgendes:

„Wir sind an den früheren Kasernen angelangt und sehen rechts zuerst ein schmuckes Restaurant („Zur Erholung“), das den vom Aufstieg Ermüdeten zur Einkehr einladet; dahinter steht das alte Wachthäuschen. Links steigt die erste Reihe der Kasernen sanft an. Sie endet mit dem Offizierskasino. Das Haus rechts war früher Garnisonsbäckerei. Im rechten Winkel zur ersten zieht sich die zweite Reihe hin. Beide Reihen bestehen aus 15 Häusern, von denen jedes für sich abgeschlossen ist. In Nummer 12 befindet sich die Uhrenfabrik des jetzigen Besitzers der Kasernen, A. Eppner & Co. 

Die Kasernen sind nun sämtlich in freundliche, geräumige Wohnungen ausgebaut und zurzeit durchweg bewohnt. Sie haben zur Milderung der Wohnungsnot viel beigetragen und auch zahlreiche Flüchtlingsfamilien, besonders aus Oberschlesien, das heißbegehrte Heim gegeben.“

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Die Gebrüder EPPNER und ihre Familien

Über die Familie EPPNER weiß man nur, dass die Brüder aus Glaucha – damals ein Vorort von Halle an der Saale stammen. Die Daten von Eduard Eppner sollen Quellenangaben aus Silberberg sein. Wilhelm Eppner soll (laut Aussage von Emil Eppner gegenüber Gustav Speckhart) „8 Jahre älter gewesen sein“ als Eduard und Albert soll angeblich zwei Jahre älter als Eduard gewesen sein. Die Familie EPPNER kann man ohne Zweifel als in Halle „alteingesessen“ bezeichnen und sie muss auch recht groß gewesen sein. Im Verzeichnis der Lateinischen Schule der Franke’schen Siftung in Halle findet man allein acht Schüler: Eppner, Theoph. Guiliel. *1776; E. Friedr. Wilhelm * 1781; E. Fried. Wilhelm *1794; E. Gottlieb Wilh. *1799; E. Gottfried Wilh. *1807; E. Friedr. Wilh. *1816; E. Gustav Carl *1822 und Eppner, Friedr. Wilh. *1831.

LEBENS- DATEN

Carl Wilhelm Eppner 1804-1870/75

Albert Eppner ca. 1810-1887

Eduard Eppner 1812-1887

Hermann Höser Lebensdaten unbekannt

Louis Höser Lebensdaten unbekannt

August Höser Lebensdaten unbekannt

Die Gebrüder Höser werden stets als „jüngere Halbbrüder“ bezeichnet – also nicht als Stief-brüder. Durch die unterschiedlichen Namen, steht daher auch fest, dass die vermutlich schon früh verwitwete Mutter Eppner ein zweites Mal geheiratet hat, nämlich einen Herrn Höser oder Hoeser, mit dem sie mindestens noch die drei Söhne Hermann, Louis und Ernst August Hoeser bekam. So müsste der Stammbaum ausgesehen haben – die Söhne sind entsprechend ihrer vermuteten Geburtsjahre von links nach rechts chronologisch sortiert. Von dem späteren Berliner und Silberberger Familienzweig weiß man noch weniger – hier findet man nur Unternehmensnachweise in Halle, Berlin, Lähn und Silberberg durch die Adressbücher und Anzeigen. Wilhelm Eppner hat wohl mindestens zwei Söhne und zwei Töchter gehabt, Albert Eppner muss mindestens zwei Söhne gehabt haben und bei Eduard Eppner sind mindestens drei Söhne als Nachfolger in der Todesanzeige nachgewiesen.In der Schweiz gibt es dagegen durch Familien-Anzeigen etliche Hinweise, wie sich die Familie von Carl Wilhelm Eppner und seine Nachfahren mit der Schweizer Gesellschaft vermischt haben – aber es gibt kaum einen Nachweis über die Werkstätten in La Chaux-de-Fonds oder in Le Locle !

Am 26. Juli 1849 findet man im Feuille d’Avis de Neuchàtel eine interessante Notiz: M. Edd. Courvoisier wurde Stadtrat der Präfektur zu La Coudre et Favarge, am 16. Juillet, statt M. Guillaume Eppner, wegen Rücktritt. Damit war jetzt auch klar, dass Carl Wilhelm Eppner in der Schweiz Charles Guillaume Eppner hieß !

Im Herbst 1855 heiratete in Le Locle ein Albert Eppner – der war aber nicht aus Berlin, sondern der Sohn Albert Eppner (*1826) von Carl Wilhelm Eppner, der bei seinem Onkel Eduard Eppner in Lähn gearbeitet hat und in der Schweiz Louise-Rosalie Potterat (*1828) heiratete:

Dieses Paar bekam einen Sohn namens Max Albert Eppner (*1855 ?), der dann im Jahre 1880 seine Braut Lina-Jenny Décurnex (*1854) in Le Locle heiratete. Ein Jahr später bekam das Paar einen Sohn: 1881 – 27. Dec.: Albert-Frédéric , à Max-Albert Eppner et Lina-Jenny née Décurnex , du Locle.

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Auch dieser Nachfahre wurde noch ein Uhrmacher und heiratete im November 1903 in Neuchâtel:

Nach dem es in Berlin und Silberberg nur noch wenige, teils entfernte Mitglieder der Eppner-Familie gab, kann man anhand von den Todes-Anzeigen von Paul Alfred ROBERT aus dem Jahre 1905 und der Witwe Lina Jénny EPPNER née DÉCURNEX aus dem Jahre 1925 nach-weisen, dass die Familie Carl Wilhelm Eppner in der Schweiz mit etlichen anderen Familien Verbindungen eingegangen war.

Im Jahre 1905 findet man schon etliche Nachkommen der Gründer-Familie Carl Wilhelm Eppner: Monsieur Guillaume Eppner, au Locle, Madmoiselle Emma Eppner, à Fribourg en Brisgau, Madame veuve Marie Eppner et ses enfants, à Cortaillod, Madame veuve Génie Eppner et ses enfants, à Neuchàtel, Monsieur Guillaume Eppner, à Carouge und sogar die Familie Monsieur et Madame Hoeser, à Carouge.

Diese Anzeige beweist, dass es im Jahre 1905 einen Wilhelm EPPNER (jun) in Le Locle gab, der verm. die Werkstatt dort leitete und einen weiteren Wilhelm EPPNER in Carouge gegeben hat, der verm. Uhrmacher in Genf war. Carouge ist ein Vorort von Genf, der von Handwerk und Industrie geprägt war, damals bereits 8.000 Einwohner hatte, von denen 50 % „Ortsfremde“– also eigentlich Ausländer waren. Ein Ehepaar HOESER wohnte auch in Carouge. Mit der französischen Schreibweise könnte sich auch der Genfer Uhrmacher C.harles G.uillaume Eppner als der Wilhelm Eppner aus Carouge entpuppen.

In der Anzeige findet man die Familien Albert EPPNER-Barthoulot, Paul EPPNER-Gindraux à Lausanne und Madame et Monsieur Henri EPPNER, einen Herrn Charles EPPNER à Cossonay und die drei Herren, die in die Familie Eppner eingeheiratet haben: Camille GRANDGUILLAUME – Eppner, Marcel JEANNIN-Eppner und Alfred COSANDEY-Eppner .

Es ist wirklich verwunderlich, dass man weder über eine Werkstatt, noch über eine existierende Fabrique d’Horlogerie W. Eppner & Cie. in Le Locle Nachweise oder Anzeigen finden kann.

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Ein wenig TECHNIK und einige DATEN

Auf die Technik der Uhren ist Jörg Hein schon ausführlich eingegangen. Die Entwicklung zeigt nur noch einige einfachste Zylinderuhren, aber schon sehr früh Ankeruhren in unterschied-lichen Qualitäten bis hin zu den Silberberg-Klassikern mit Ankerhemmung, Chronometer-Unruh und Kronenaufzug. Frühe Werke sind nicht signiert, es folgten Werksstempel, dann die Signaturen Gebr. Eppner – Berlin, später A. Eppner & Co. – Silberberg und schließlich die Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg. Neben den noch lange hergestellten Zylinder- und Anker-Uhren mit Halbplatine, teils sogar noch mit Schlüsselaufzug, wurde das klassische Silberberg-Kaliber mit Kronenaufzug wohl erst ab Mitte der 1870er Jahre hergestellt – vermutlich beginnend mit den Seriennummern aus den 65er-Tausenden.

1853 begann die Teile- und Rohwerk-Herstellung, 1856 die Herstellung von kompletten Taschenuhren. Im Jahre 1856 wurden 208 Taschenuhren hergestellt – Ende der 1850er Jahre wurden 500-600 Taschenuhren/Jahr hergestellt – bis 1862 wurden 2.773 Uhren hergestellt – Anfang 1862 hatten die Uhren auf der Londoner Ausstellung die Nummern von 15.247 bis 16.953 – bis 1864 wurden 3.014 Taschenuhren hergestellt: Begann man also erst mit den Nummern ab ca. 12.000 zu zählen ? Wichtige Datierungshilfen sind zwei Kaiserliche Präsentuhren – eine mit der Nr. 30.xxx mit Kaiserkrone und Wappen, diese kann also erst nach der Reichsgründung hergestellt worden sein – also in Silberberg; die andere Präsentuhr, eigentlich eine Auszeichnungsuhr, mit der Nr. 68.xxx trägt neben der Widmung das Datum 11. Nov. 1885 ! Ab Ende der 1880er Jahre sollen jährlich 5.000 Uhren hergestellt worden sein, dass ist zu bezweifeln, dann müsste es über 200.000 Taschenuhren aus Lähn/Silberberg geben – das ist nicht der Fall ! Vielmehr ist zu vermuten, dass nach dem Tode von Albert und Eduard Eppner im Jahre 1887 die Taschenuhren-Produktion rapide abge-nommen hat ! Offensichtlich wurden ab Ende der 1880er Jahre bis zur Produktionseinstellung nach dem Jahrhundertbeginn oder vor dem 1.Weltkrieg nur noch ca. 10.000 Silberberg-Taschenuhren hergestellt bzw. in den Verkauf gebracht.

Nach heutigen Wissensstand könnte der Produktionsverlauf etwa so ausgesehen haben – die letzten Jahre in Lähn wurde z.T. „auf Lager gearbeitet“- Ende der 1870er bis Ende der 1880er Jahre war wohl die Blütezeit der Firma. Der Verlauf der Seriennummern – möglicher Anfang verm. mit 12.000 – stellt dagegen die gestrichelte Linie dar.

Die Mitarbeiterzahl entwickelte sich in Lähn von 1853 : 42, 1855 : 60, auf 300 Mitarbeiter im Jahre 1863, sie hatte sich fast verzehnfacht . Hierbei ist zu bemerken, dass ein Teil (ca.100) – wie in der Schweiz – auch Heimarbeiter waren, die wöchentlich ihre fertigen Arbeiten ablieferten und dann den Lohn erhielten. An Darlehen erhielt Eduard Eppner in der Zeit von ca. 1850 bis 1855 zunächst dreimal 3.000 Rthl., des weiteren Werkzeugmaschinen im Wert von 7.000 Rthl., so wie 100 Sätze Handwerkszeug im Wert von 3.000 Rthl. Nach der oben erwähnten Vereinsgründung erhielt das Unternehmen über etliche Jahre einen quasi Lohnkostenzuschuss von 1.800 Rthl. pro Monat – das dürfte vermutlich für die gesamten Lohnkosten ausgereicht haben ! Der Zeitgenosse Gustav Becker (1819-1885), der seine Werkstatt bereits 1847 und das Großuhren-Imperium 1850 im schlesischen Freiburg gründete, hatte wegen des Bedarfs an Großuhren und fehlender Auslandskonkurrenz einen weitaus schnelleren wirtschaftlichen Erfolg. Noch vor dem Tode von Gustav Becker wurde die 750.000 Uhr hergestellt.

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JENDRITZKI berichtete 1980 im Jahrbuch der Freunde alter Uhren über „Eine Eppner-Taschenuhr von 1870 mit Kronenaufzug“ (siehe auch den Bericht JÖRG HEIN in AU 1988-4), die „nach über 50 Jahren den Prüfschein Nr. 1 erhalten konnte“ (vom Deutschen Hydrographischen Institut). Diese Uhr hat die Nr. 72.738 und ein einfaches Gesperr unter dem ZB – sie wird m. E. knapp 15 Jahre jünger sein ! Die in Auktions-Katalogen nachweisbaren Taschenuhren sind überwiegend Gold-taschenuhren – meist wurden diese über Jahrzehnte sorgfältig aufgehoben und weiter-gegeben. Durch die Gönnerschaft des königlichen, später kaiserlichen Hauses in Berlin wurden bei Eppner viele der sogenannten Geschenk- bzw. Anerkennungs-Taschenuhren bestellt – die waren meist ebenfalls aus Gold ! Mit Sicherheit wird der normale Anteil der Silber-Taschenuhren ursprünglich viel größer gewesen sein, da diese aber mehr im Alltag benutzt wurden, werden etliche davon nach starker Benutzung entsorgt worden sein.

GESCHÄFTSGRÜNDUNGS-DATEN UND ADRESSEN

La Chaux-de-Fonds – Le Locle Gründung ca. 1825/26 Wilhelm Eppner bis ca. 1864

Halle Gründung 1835- ?? Gemeinschaftsunternehmen

Berlin Grdg.-Ende 1845-1933 durch Albert Eppner

Lähn Grdg.-Ende 1850-1872 durch Eduard Eppner

Silberberg Umzug 1869 – 1872-1887 unter Eduard Eppner

Breslau Kontroll-Uhren 1880-1940 Emil Eppner

Silberberg- 2.Generation 1887-1933 Söhne von Ed. Eppner

Silberberg 3.Generation 1933-1945 Friedrich (Fritz) Eppner

Halle : Leipziger Str. 281 und Reichsstr. 37/431

Berlin nacheinander : Charlottenstr. 49 – Behrenstr. 31 – Charlottenstr. 34

Lähn und Silberberg: Herrenstr. 1 – An der Chaussee 174

Bremen: Bahnhofsstr. 1

Breslau: Junkerstr. 32 – Königstr. 3 – Königstr. 33

Hirschberg: Promenade 31

Köln: Minoritenstr. 19

Auszug aus einer Preisliste um 1880

Preis-Courant der Taschen-Uhren aus der Preussischen Uhren-Fabrik von Gebrüder Eppner, Hof-Uhrmacher in Berlin

Chronometer-Uhren, 18, 19, 20 Linien gross, in goldenen Gehäusen, elegant und fein gearbeitet, 200 bis 850 Thaler.

A. Anker-Uhren, die am Knopfe ohne den gewöhnlichen Schlüssel aufgezogen werden, wodurch das Eindringen des Staubes – verhindert wird, 16, 17, 18, 19 Linien gross, mit gewöhnlichem Echappement, mit Chronometer-Unruhe, isochronischer Spiralfeder, Anker mit sichtbaren Rubinhebeln, auf 15, 17, 19 Rubinen gehend, in goldenen Gehäusen und mit goldener Cuvette, 14- und 18-karätig, 60, 80, 100, 105, 115, 125, 130, 140, 150 Thaler.

Dergleichen mit einer Kapsel über dem Glase, Savonnette- auch Jagd-Uhren genannt, zu 80, 100, 110, 115, 125, 135, 140, 150, 160, 180 bis 200 Thaler.

Dergleichen mit Repetirwerk, in einfachen goldenen Gehäusen und Savonnette, 200, 215, 225 bis 300 Thaler.

Dergleichen mit springender Secunde 200, 300, 350 bis 400 Thaler.

B.–Anker-Uhren, 16 bis 20 Linien gross,. mit Chronometer-Unruhe, isochronischer Spiralfeder, auf 15 und 19 Rubinen gehend, sichtbaren Rubinhebeln; I. Qualität, goldenem Gehäuse und Cuvette, 75, 80, 85, 90, 105, 115, 120, 130, 140 Thaler.

Dergleichen mit Savonnette-Gehäusen 90, 100, 115 bis 130 Thaler; mit Repetirwerk 140 bis 200 Thaler.

C.–Anker-Uhren, II. Qualität, mit Chronometer-Unruhe, auf 15 Rubinen gehend, goldenem Gehäuse und goldener Cuvette 16, 17, 18, 19 Linien gross, zu 50, 60, 65, 70 Thaler; mit goldenen Gehäusen 70, 80, 90, 100 bis 110 Thaler.

Dergleichen mit goldenen Gehäusen und vergoldeter Cuvette 40, 45, 50, 60, 65 Thaler; dieselben mit Savonnette-Gehäusen 50, 60, 70, 75 Thaler.

Anker-Uhren III. Qualität, 16, 17, 18, 19 Linien gross, auf 11 Rubinen gehend, mit goldenen Gehäusen, goldener und vergoldeter Cuvette 33, 35, 38, 40, 45, 50 Thaler.

Im Vergleich zu den ausgestellten Uhren auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862 fallen in den Preislisten rund 20 Jahre später interessante Unterschiede auf: 

Offensichtlich wurden jetzt überwiegend Taschenuhren mit Kronen-Aufzug und Anker-Hemmung angeboten, die Ankergabeln hatten jetzt sichtbare Rubin-Hebel. Die 1. Qualität hat 15 und 19 Rubine, die 2. Qualität hatte 15 Rubine, die 3. Qualität nur noch 11 Rubine – und eine 4. Qualität gab es nicht mehr.

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Die zeitliche Einordnung der sogenannten SILBERBERG – Kaliber

Bei dem klassischen Silberberg – Kaliber ist eine zeitlich fortlaufende Nummerierung nicht erkennbar – nach der Auflistung bekannter Taschenuhren liegen die Nummern zwischen ca. 65.000 und 80.000. Es wird teils auch geschrieben, dass die Firma nach 1900 Deutsche Uhrenfabrikation hieß, spätestens mit der Gründung der Aktiengesellschaft unter dieser Firma im Jahre 1905 ist das auch nachweisbar. Hierbei ist festgestellt worden, dass die meisten höheren Seriennummern (über 70.000) sowohl mit Gebr. Eppner – Berlin als auch mit A. Eppner & Co. – Silberberg signiert wurden – und schließlich sogar mit Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg ! Das erweckt den Eindruck, dass bereits auf Lager liegende Uhrwerke – oder auch fertige Taschenuhren erheblich später signiert und verkauft wurden.

Das sogenannte SILBERBERG – oder auch UNION – Kaliber

Nr. 67716 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr werksseitig)
Nr. 67734 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr werksseitig)
Nr 67922 nur die Firmen-Marke (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 68784 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr werksseitig)
Nr. 68889 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr werksseitig)
Nr. 69045 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr werksseitig)
Nr. 69948 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 70313 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 71375 Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg (Gesperr werksseitig)
Nr. 71544 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr werksseitig)
Nr. 71575 Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 71773 Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 71787 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 71832 Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 72126 Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 72678 Eppner’s Coursuhr (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 72738 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 73581 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr werksseitig)
Nr. 76653 A. Eppner & Co. – Silberberg (Gesperr werksseitig)
Nr. 76780 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr werksseitig)
Nr. 78525 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 78604 Eppner’s Coursuhr (Gesperr ZB-seitig)
Nr. 78789 Gebr. Eppner – Berlin (Gesperr werksseitig)
Nr. 79398 Eppner’s Coursuhr (Gesperr werksseitig)

Die auszugsweise Auflistung von UNION-Werken lässt nur erkennen, dass es diese Taschenuhren vermutlich ab ca. Nr. 67.xxx bis ca. 80.xxx gab. Je nach Qualität lag das Federhaus-Gesperr auf der Werksseite oder der ZB-Seite. Die DUS-Werke mit den 71.xxxer Nummern passen aber so gar nicht in das Nummern-System ! Silberberg-Gravuren wechselten sich mit Berlin-Gravuren ab. Eine zeitliche Ordnung der Uhrwerke ist weder nach der Qualität, noch nach den Seriennummern erkennbar.

Zweifelhaft erscheint die vom Unternehmen angegebene Taschenuhren-Gesamtpro-duktion !
Herrn Speckhart wurde durch die Firmenleitung mitgeteilt:

„Bis zum Jahre 1886 hatte die Zahl der von der Eppner’schen Fabrik gelieferten Uhren 75.000 Stück * im Werte von 12 Millionen Mark erreicht.“  *(das soll die Gesamtzahl aller Uhren – also auch Großuhren – gewesen sein)

Ein paar Jahre später wird Herrn Speckhart auch seitens des Unternehmens zum 50.Firmen-Jubiläum (im Jahre 1900 ?) mitgeteilt: Die Fabrik hat schon weit über 100.000 Taschenuhren im Gesamtwert von 10 Millionen Mark, darunter solche im Preise von über 2.000 Mark das Stück, hergestellt.“

Wenn das so ist, wo sind die EPPNER-Taschenuhren mit den Nummern über 80.000 bis 100.000 und mehr.

Fest steht auch, dass die Werks-Bezeichnung Deutsche Uhrenfabrikation – Silberberg erst nach 1900 auftauchen kann – frühe DUS-Taschenuhren haben aber bereits Werksnummern ab 71.xxx ! Wie passt das Alles auch zu der Behauptung, dass bis zum Jubiläum im Jahre 1900 bereits 100.000 Taschenuhren hergestellt wurden ? Damit wird bewiesen, dass die Werksnummern keinen Bezug zur zeitlichen Auslieferung der Werke haben. – Im Übrigen war das Gründungsjahr ursprünglich 1852 – irgendwann war es dann plötzlich das Jahr 1850 !?

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In zwei unabhängigen, zeitgenössischen Berichten steht geschrieben: „bis 1862 wurden 2773 Taschenuhren hergestellt und bis 1864 waren es 3014 Taschenuhren“.

Wie passt dies aber zu den Angaben anlässlich The International Exhibition 1862 in London ? In dem Bericht oft The Industrial Departement, wurde ganz genau beschrieben was die einzelnen Unternehmen ausgestellt hatten: das Unternehmen Albert Eppner & Comp. hatte 19 Taschenuhren in Gold und Silber ausgestellt und die hatten Werksnummer exakt zwischen 15.550 und 16.236. Damit ist eigentlich bewiesen, dass man in Lähn offensichtlich nicht mit einer Nr. 1 zu zählen angefangen hat, sondern vermutlich erst ab einen Bereich mit der Nr. 12.000 !

Uhrwerke mit „amorpher“ Platine findet man mit Nummern zwischen 13.xxx bis 27.xxx, die hauseigenen Halb-Platinen liegen zwischen 12.xxx und 50.xxx und die davon abgeleiteten Brückenwerke sind bisher mit Werksnummern zwischen 15.xxx und 33.xxx bekannt – diese Uhrwerke sind selbst oft unsigniert, auf den Werksdeckeln steht meist A. Eppner & Co – Silberberg.

*

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es, so wie in Berlin, auch in Breslau Taschenuhren mit der Zifferblatt-Aufschrift A. Eppner & Cie. – BRESLAU, die eindeutig mit verschiedenen Schweizer Uhrwerken, z.B. Original-Longines oder Typ Glashütte ausgestattet waren.

EPPNER-Uhren aus BERLIN waren schon von Anfang an auf dem Zifferblatt signiert. Eigenartigerweise sind die, auf dem Werk oder Werkdeckel mit LÄHN oder SILBERBERG signierten Taschenuhren, nur vereinzelt auch auf dem Zifferblatt signiert und BRESLAUer–Signierungen sind richtige Raritäten.

Gehäuse-Marken aus den 1870er bis 1890er Jahren

Für die Gehäuse-Herstellung war von Anfang an Ernst August HOESER (A.E.H.) allein zuständig, wobei nach seinem Tode die Firma nach seinem Sohn Ernst-Otto Hoeser auf „E. O. HOESER“ umbenannt wurde.

Anzeige aus dem Jahre 1896 – Artikel im Lähner Anzeiger vom 6. Oktober 1906

Jubiläum: Die Taschenuhrgehäusefabrik E. O. Hoeser in Lähn beging dieser Tage ihr 60jähriges Bestehen. Sie wurde von dem Vater des jetzigen Inhabers 1846 in Halle a. S. gegründet und siedelte im Jahre 1855 nach Lähn über, um hier für die Uhrenfabrik von A. Eppner u. Co. (jetzt in Silberberg) Gehäuse zu fabrizieren.

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Kunterbunte Kaliber-Vielfalt mit fortlaufenden Werksnummern bis in die 1890er Jahre, die offensichtlich nur am Anfang der Produktion ein chronologisches System hatten.Aus Le Locle ein klassisches Lepine-IV-Caliber aus der Zeit der Zusammenarbeit von 1835 bis 1855 mit der Bezeichnung „CYLINDER ESCAPEMENT 8 JEWELS Eppner Brothers“ für den englischen MarktENPNER-12.0xx                     EPPNER-13.2xx                   EPPNER-15.2xx            EPPNER-17.2xxEPPNER-26.1xx                     EPPNER-26.9xx                   EPPNER-40.0xx              EPPNER-65.4xx
EPPNER-65.5xx           EPPNER-67.9xxx     EPPNER-70.3xx Chatons     EPPNER-71.6xx DUS-Cal.EPPNER-73.5xx                     EPPNER-76.5xxx               Eppner-76.7xx              EPPNER-78.9xx

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 RANDBEMERKUNGEN

Ganz bemerkenswert ist der Umstand, dass die Silberberg-Uhren offensichtlich von den niedergelassenen deutschen Uhrmachern, auch nach der Reichs-Gründung, im eigenen Lande nur wenig bestellt wurden. Trotz der Königlich-Kaiserlichen und Staatlichen Anerkennung, so wie auch den zufriedenen Kunden im Ausland und in Übersee, sah sich ein hiesiger Fachgenosse bereits in dem Jahre 1876 veranlasst, im „Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst“ unter Folgendes zu schreiben: „Wenn nun trotzdem die erwähnten Anker- und Cylinderuhren nicht so in Aufnahme gekommen sind als sie verdienten, so ist daß sicher ein Zeichen der hoffentlich in Abnahme bergriffenen krankhaften Zeitrichtung und wenn über Mittel und Wege zur Hebung der einheimischen Uhren-industrie nachgedacht wird, so ist gewiß die Ansicht und Ausführung des Herrn Großmann die vollständig richtige, daß nicht der Schutzzoll sondern nur das Wollen der deutschen Uhrmacher solche wohlgegründete Unternehmungen sichern kann. Es würde bei immer mehr und mehr sich steigernden Bestellungen die Leistungsfähigkeit des Fabrikanten eine größere werden müssen, der ohnehin gut gegründete Ruf des Fabrikates würde eine allgemeinere Verbreitung finden und so der deutschen Industrie ein lebenskräftiger Zweig erhalten und gekräftigt werden.“

Während die Zeitgenossen aus Politik, Gesellschaft und Handwerk das Können und den Erfolg der drei Brüder anerkannten und lobten, bezeichnete man die Betriebe in Lähn und Silberberg bereits rund 25 Jahre nach dem Tode der Gründer-Generation als vollkommen unbedeutend. Wie schnell Ruhm und Ehre dahin sein können, beweist ein diesbezüglicher Ausschnitt aus dem Artikel Die Entwicklung der deutschen Uhren-industrie seit 1888 (in Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 1. Januar 1914): „Die von Eppner zuerst in Lähn gegründete, später nach Silberberg verpflanzte Taschenuhren-industrie ist trotz staatlicher Unterstützung nur zu bescheidener Blüte gelangt und längst schon zur vollständigen Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Sie hat niemals eine beträchtliche Rolle auf dem deutschen Uhrenmarkte gespielt.“

In einem umfangreichen Artikel über „Die Schlesische Uhren-Industrie“ in der Deutschen Uhrmacher – Zeitung aus dem Jahre 1925 wird die Firma „A. Eppner & Co. G.m.b.H.“ in Silberberg (Bezirk Breslau) nur noch ganz kurz erwähnt und auch in diesem Artikel ist schon von einer Taschenuhren-Fabrikation k e i n e Rede mehr.

Ein interessanter Absatz aus einem heutigen, polnischen Touristen-Prospekt:

Die Gemeinde Wlen liegt im Zentrum des Landschaftsparks „Bobertal‘‘. Sie umfasst ein Gebiet von 68 Quadratkilometern. Die Gemeinde besteht aus 12 Dörfern und der Stadt Wlen.

„Am Rathausturm ist eine Tafel zur Erinnerung an die frühere Uhrenfabrik Albert Eppner & Co. zu sehen. Das Sortiment der Firma war sehr breit angelegt. Man stellte hier Taschenuhren mit Brillanten in Silber und Gold, Pendeluhren, Turmuhren und Schiffschronometer her. So fertigte man z. B. als Geschenk für den preußischen König eine gravierte Uhr aus 300 Einzelteilen. Auf dem silbernen Zifferblatt standen anstelle der Ziffern die Wappen der preußischen Provinzen und in der Mitte prangte der Adler mit der Krone. Der Betrieb entwickelte sich ständig weiter und seine Waren erfreuten sich großer Beliebtheit. Auch deshalb gründete man in Wlen eine zweijährige Berufsschule mit der Fachrichtung Uhrmacherei, die auf die Arbeit im Betrieb vorbereitete. In dieser Schule erhielt seine Ausbildung auch Gottlieb Becker, der Konstrukteur der Turmuhr am Rathaus. Da in Görlitz eine Konkurrenzfirma entstand, verlegte Eppner seinen Betrieb nach Srebrna Góra*.“ *(das ist der polnische Name für Silberberg).

ERWEITERTE FASSUNG JUNI 2017

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ANHANG

Wer war der Dr. der Philosophie Andreas Sommer aus Berlin ?

Außer einem kleinen literarischen Nachlass und wenigen Notizen aus dem Berliner Gesell-schaftsleben, weiß man nur wenig über diesen Menschen. Nur anhand der Berliner Adressbücher kann man sein Leben und seine beruflichen Aktivitäten rekonstruieren.

Dr. phil. Sommer wurde im Jahre 1804 verm. in Berlin geboren und war 1843 erstmals in Berlin als Haushaltsvorstand gemeldet und im Adressbuch von 1844 steht dann seine Anschrift Potsdamer Str. Nr. 97 in der sogenannten Friedrichs-Vorstadt. Das war ein neu entstandener Stadtteil zwischen dem Tiergarten, der alten Stadtmauer und dem Landwehrkanal – vor dem Potsdamer Tor. Das Potsdamer Tor mit dem großen in der Stadt liegenden Potsdamer Platz war damals schon eine sehr belebte Gegend. Von hier aus konnte man direkt nach Potsdam fahren – mit der Kutsche oder mit der vor dem Tore abfahrenden Potsdamer Eisenbahn.

Dr. Sommer lebte Zeit seines Berliner Lebens in diesem Stadtteil, später an der Matthäikirch-straße Nr. 15 und zuletzt im Hause Potsdamer Str. Nr. 9. Bei allen Haushaltsvorständen wurde im Adressbuch der Beruf vermerkt : Bei Dr.phil. Sommer stand oft Privatgelehrter, auch Schriftsteller, aber über bestimmte Zeiträume war er auch anderweitig engagiert. So brachte er 1844 einen Jugendalmanach im Verlag TEUBNER heraus, weiter war er ab 1848 zunächst Lehrer, dann sogar „Director der ästhetischen Lehrgegenstände an der Nehrlichschen Gesangsschule“. Anfang der 1860er Jahre war Dr. Sommer „Redacteur des Teltower Kreis-Blattes“ und von 1865 bis 1873 dann „Redacteur des Charlottenburger Wochenblattes“.

Auch die vermutliche Herkunft des Herrn Dr. Sommer lässt sich anhand der Adressbücher nachvollziehen. Bereits 1817 lässt sich ein „Cafetier Sommer“ in der Heiliggeiststr. Nr. 11 nachweisen. Später in den 1830er Jahren wird daraus dann ein „Tabagist Sommer“, der sogar Eigentümer des Hauses Oranienburger Str. Nr. 27 ist. Im Jahre 1844 findet man den „Cafetier Sommer“ dann in der Potsdamer Str. Nr. 9, ebenfalls als Hauseigentümer – und in genau dieses Haus zieht Dr. Sommer im Jahre 1856 und lebte dort bis zu seinem vermutlichen Tode im Jahre 1883.

Dr. phil. Andreas Sommer war offensichtlich der Spross einer alt eingesessenen Berliner Familie von Tabagisten und Cafetiers, d.h. Besitzer von Rauchstuben und Kaffeehäusern. Die sogenannten Tabagien waren zu Beginn des 19.Jahrhunderts immer mehr in Mode gekommen, dort konnten die Herren ihre Pfeife schmauchen und debattieren, später wurde in diesen Räumen auch etwas Trinkbares angeboten – so entstanden die Schankstuben oder aber die Kaffeehäuser. Ab 1884 gab es in dem Hause Potsdamer Str. Nr. 9 keinen Dr. Sommer mehr, auch keine Witwe war gemeldet – das Haus gehörte inzwischen dem „Restaurantbesitzer Wiese“.

Ohne Zweifel war Dr.phil. Sommer ein geübter Schriftsteller und guter Rechercheur, und sein Bericht über die Entstehung der Schlesischen Taschenuhrenfabrikation setzt viel historisches Fachwissen, statistische Informationen und sogar preußische Akteneinsicht voraus. Durch die Zeit-nähe zur Entstehung des Eppnerschen Unternehmens kann man den Bericht als Quell-dokument betrachten. Bemerkenswert ist auch, dass man wortgleiche Passagen in der acht Jahre später erschienenen „Chronik von Lähn“ von A. Knoblich findet.

Besonders die von Dr.phil. Sommer in seinem Bericht abgehandelten Zeit, verdeutlicht die Situation der durch gewissenlose Unternehmer mit Niedrigstlöhnen abgespeisten oder sogar arbeitslos gewordenen Spinner und Weber in Schlesien. Andererseits zeigt die staatliche und gesellschaftliche Unterstützung für das Gelingen des Unternehmens, doch die moralische Stellung des Königshauses und der staatstragenden Gesellschaft.

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Die folgenden Fußnoten aus dem Bericht von Dr.phil. Sommer verdeutlichen die tiefe und fachliche Einarbeitung in das damals Geschehene:

* Die Uhrenfabrikation giebt in der Schweiz circa, 50,000 Arbeitern mit ihren Familien ein glückliches Loos und zwar in einer Gegend, welche in Bezug auf die Erzeugnisse ihres Bodens zu den ärmsten Gegenden der Erde gehört. 40,000 dieser Arbeiter verfertigen Uhrenbestand- theile, 10,000 die Maschinen, welche die Schweiz zur Erzeugung ihrer Uhren und die Uhrmacherei der übrigen Erde zur Reparatur bedarf. Diese Arbeiterzahl, welche jährlich über eine Million Uhren verfertigt, bekommt ihre Arbeit durch etwa 500 Arbeitgeber. Außer diesen Arbeitern beschäftigt die Schweizer Uhrenfabrikation noch eine Menge Arbeiter in den Gewerben, welche ihr in die Hand arbeiten, z. B. in den Bijouteriefabriken, welche die zum Theil höchst kostbaren Gehäuse mit allen ihren Ausschmückungen liefern; in den zahlreichen Werkstätten, welche sich mit der Verfertigung der Zifferblätter beschäftigen. Nicht zusammengepfercht in endlose Arbeitssäle, üben die für die Uhrenfabrikation thätigen Arbeiter ihr Tagewerk. Die meisten arbeiten in ihrer Häuslichkeit. Da die Kinder derselben meist des Vaters Kunst zum Lebensberuf wählen, so besteht jede Familie aus mehreren arbeitenden Gliedern, von denen jedes 2 ½ bis 7 Thlr. wöchentlich verdient. Die meisten Arbeiter treiben nebenher etwas Acker- und Gartenbau und vereinigen so das gesunde Leben des Landmanns mit ihrer Fabrikthätigkeit, fern dem Fluche, der so viele andere Fabrikszweige verfolgt, sich eines geordneten und gesegneten Familienlebens erfreuend, wie selbstständige Gewerbtreibende.

*Bekanntlich hatte schon Friedrich der Große auf die Einbürgerung der Taschenuhren-fabrikation in Preußen sein Augenmerk gerichtet und auch hier den vorschauenden Blick bewährt, der ihm in der Sorge für sein Volk eigen war. Seine Bestrebungen aber scheiterten trotz der großen Opfer, die er darauf verwendete, an dem Ungeschick und der Gewissen-losigkeit der ersten Unternehmer. Der Genfer Huguenin, der 1766 in Berlin eine Uhrenfabrik mit Schweizer Arbeitern eröffnete, wurde, trotz eines königlichen Zuschusses von 68,000 Thlrn., nach 9 Jahren landflüchtig und sein Nachfolger, der Genfer Truitte, welcher eine Unterstützung von 73,225 Thlrn. bekam, starb nach Jahren insolvent. Die Fabrik lebte hierauf noch einige Jahre kümmerlich fort, bis sie mit dem Ende des Jahrhunderts gänzlich einging. Auch anderwärts hat die Uhrenfabrikation bis jetzt entschiedenes Unglück gehabt, so daß man fürchten könnte, auch in Preußen würden jetzt wieder alle Opfer vergeblich sein; indessen greifen bei dem Lähner Unternehmen private und öffentliche Kräfte dergestalt zusammen, daß man sich den besten Hoffnungen überlassen kann.

* Wie im Verlaufe dieser Abhandlung angedeutet ist, sind es fünf Brüder, die hier zusammengreifen, alle ausgezeichnet durch Eifer und Geschicklichkeit. Der Schweizer Bruder C. W. Eppner dient der Unternehmung durch seine seltene Erfahrung und dürfte mit dem Wachsen des Geschäfts sich selbst nach Schlesien übersiedeln, der Berliner Bruder, Albert Eppner, bei welchem die in der Lähner Fabrit gefertigten Uhren zu haben sind, ist ganz dazu geeignet, den Debit der Uhren zu leiten, die Halleschen (Gebrüder Höser) haben die nöthige Erfahrung in der Gehäusemacherei, welche besonders kunstgeübte Arbeiter verlangt, um die im Handel begehrten mannigfaltigen Ausschmückungen z. B. Guillochirungen, Gravuren, Ciselagen, Emaillirungen und Malereien, auszuführen.

*Das Statut des Vereins, welches am 29. März 1855 unterzeichnet wurde, enthält folgende hervorzuhebende Punkte: Der Sitz des Vereins ist Berlin. Mitglied wird Jeder, welcher mindestens 100 Thlr. für den Vereinszweck leihweise hergiebt. Die Antheilsrechte der Mitglieder sind übertragbar und vererbbar. Die Summe der Beiträge, welche den Beitragenden zwei Jahre nach der Einzahlung mit 4 pCt. verzinst werden, bildet den Betriebsfonds des Vereins. Aus diesem Fonds, der durch die unermüdliche Thätigkeit des Begründers schon eine recht erfreuliche Höhe erreicht hat, werden Personen, die für die Zwecke des Vereins als ganz besonders geeignet befunden worden sind, die nöthigen Betriebsmittel gewährt. Die Amortisation der eingezahlten Beiträge soll nach Ablauf von sechs Jahren ihren Anfang nehmen. Die aufgekommenen Zinsen von dem Bestande des Betriebs-Kapitals bilden einen Reservefonds zur Deckung etwaiger Ausfälle. Alle zwei Jahre findet im Monat Mär; eine General-Versammlung statt, zu der das Comite mindestens 14 Tage vorher einladet. Jeder Beitrag von 100 Thlrn. giebt eine Stimme. Das von der General-Versammlung alle zwei Jahre neu zu wählende Comite, das aus drei Personen besteht, verpflichtet den Verein rechtsverbindlich in allen Angelegenheiten, welche nicht der General-Versammlung vorbehalten sind, jedoch nur so weit, als die Fonds des Vereins ausreichen. Es vertritt namentlich den Verein nach Außen und ist insbesondere befugt, im Namen desselben Verträge und Vergleiche abzuschließen. Es überwacht ferner die Uhrenfabrikation, welche der Verein unterstützt, und sorgt für die mögliche Sicherheit der bewilligten Darlehne. Neben dem Comite besteht noch eine Rechuungs-Revisions-Commission aus zwei Personen, welche auch außerhalb des Vereins gewählt werden können. Sie hat die von dem Comite gelegte Rechnung zu prüfen und die Decharge-Ertheilung Seitens der General-Versammlung vorzubereiten. Wenn die von den Mitgliedern gewährten Beiträge vollständig amortisirt sind, erfolgt die Auflösung des Vereins. Sollten dann noch Bestände vorhanden sein, so können diese nur zu wohlthätigen Zwecken, nach Bestimmung der General -Versammlung verwendet werden, indem der Verein auf jeden Gewinn verzichtet.

Den ersten Grundstein des Vereins haben gelegt außer dem Minister von Massow: I. K. H. die Prinzessin Friedrich der Niederlande; Ihre Durchlaucht die Frau Herzogin von Sagan; Se. Durchlaucht der Herzog von Ratibor; der Graf Ballestrem auf Planchniowitz; der Graf von Schaffgotsch aus Warmbrunn; der Graf auf Laasen; der Herr von Block-Bibrau auf Modlau; der Herr von Thile auf Michowitz; der Hofmarschall von Waldenburg in Berlin; der Commerzienrath Guradze auf Tost; der Baron von Eckardtstein auf Prötzel; der Rittmeister von Thielmann in Berlin; die Banquiers Brüstlein, von Magnus, Alex. Mendelssohn, Warschauer in Berlin; die Geh. Commerzienräthin Carl und von Endell in Berlin; der Hofjuwelier Spitta in Berlin; der Fabrikbescher Iatobs in Potsdam; der Banquier Friedländer in Breslau; der Baron v. Rothschild in Wien; der Banquier Heimann in Breslau; der Commerzienrath Diergort in Viersen; der Commerzienrath Treutler auf Leuthen.

Seine Majestät der König und der Minister von der Heydt haben für die Zwecke des Vereins namhafte Summen gezeichnet, ohne dadurch Mitglieder des Vereins zu werden.“

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Die sozialen Verhältnisse der Weberfamilien in Schlesien

Selbst nach dem die Provinz Schlesien preußisch geworden war, war die Landbevölkerung nach wie vor den adligen Gutsherren unterworfen. Auch die Bauernbefreiung des Jahres 1807 wurde nur unvollständig umgesetzt, so dass die schlesischen Häusler weiterhin Feudal-abgaben wie Grundzins, Webzins und Schulgeld entrichten mussten.

Als dann mit der Industrialisierung auch die Weberei zunehmend mechanisiert wurde, trat ab den 1840er Jahren ein enormer Preisverfall für Webereiprodukte ein. Erhielten die Weber für ihre Wochenarbeiten im Jahre 1830 noch 60 bis 75 Silbergroschen, so betrug der Wochenlohn im Jahre 1844 nur noch 20 Sgr. und weniger. Selbst durch Erhöhung der täglichen Arbeitszeit auf 14 Stunden – 7 Tage in der Woche – und der Mitarbeit aller Familienangehöriger, reichte das Geld zum Leben eigentlich nicht mehr aus.

Hinzu kamen gewissenlose Unternehmer – durch den profitablen Weiterverkauf der Leinen- und Baumwollerzeugnisse schon reich geworden – die nun aber die Löhne der Weber drückten, um ihr luxuriöses Leben weiter führen zu können. Die Gebrüder Friedrich und August ZWANZIGER in Peterswaldau sind in die Geschichte eingegangen, weil sie praktisch die Verursacher des Weberaufstandes vom Juni 1844 waren. Während der ebenfalls ortsansässige Textilfabrikant Wagenknecht für eine Webe Kattun von 140 Ellen noch 32 Silbergroschen zahlte, gaben die Zwanzigers ihren Lieferanten nur noch 15 Sgr.

In den Jahren 1843 und 1844 führten wetterbedingte Missernten zu Preiserhöhungen bei den Lebensmitteln – gleichzeitig gab es eine Absatzkrise für Textilien, so dass die Weber weitere Lohnkürzungen hinnehmen mussten. Ein folgender Vorgang ist literarisch verbürgt : Im Mai 1844 ging der Weber Karl Dobermann zu seinem Verleger und wollte wissen, wie er von diesem Hungerlohn noch Brot für seine Familie kaufen solle, wo es schon für Kartoffeln nicht mehr reiche. Der hochnäsige Juniorchef Zwanziger entgegnete daraufhin, dass die Weber auch dann noch für ihn arbeiten würden, wenn sie sich nur Quarkschnitten leisten könnten. Ein Büroangestellter meinte dann noch herablassend: „Freßt doch Gras. Das ist heuer reichlich und gut gewachsen.“

Am 3. Juni 1844 wollte eine Delegation von 20 Webern mit den Gebrüdern Zwanziger über höhere Löhne reden – sie wurden jedoch von deren Dienerschaft mit Knüppel vertrieben – den Weber Wilhelm Mädler hielt man fest und übergab ihn der Polizei. Tags darauf bildete sich ein Protestzug, dem sich die Weber der Umgebung anschlossen. Eine Delegation verhandelte ergebnislos mit dem Landrat Reichenbach um die Freilassung des Webers und um Vermittlung mit den Gebr. Zwanziger. Anschließend zogen die Protestler zu dem Haus der Fabrikanten – stürmten das Wohngebäude, auch die Fabrik und Lagerhallen und ließen ihre wut an der Einrichtung aus. Die Familie Zwanziger floh nach Breslau. Als am 5.Juni 3.000 Weber weiter zu anderen Fabrikanten der Gegend zogen, um sie mehr oder weniger handgreiflich zu Zugeständnissen zu bewegen. Am 6. Juni griff das preußische Militär ein und schoss in die aufgebrachte Menge. Es gab 11 Tote, 24 Schwerverletzte und eine große Zahl der Demonstranten wurde verhaftet und zu  langjährigen Haftstrafen verurteilt.

An der Situation der Weber in Schlesien änderte sich aber nichts – sie und ihre Familien mussten weiter für Hungerlöhne arbeiten. Durch die Presse waren aber die Vorgänge in Schlesien in Berlin bekannt geworden. Wenn auch der Staat noch nicht eingriff, so erkannte die moralisch gesinnte Gesellschaft die Ausbeutung und Ungerechtigkeit. Es wurden Sammlungen für die hungernden und frierenden Webern in Schlesien veranstaltet. Selbst Graf von Rittberg am Oberlandesgericht in Breslau erkannte, dass der Weberaufstand auf die Unnachgiebigkeit und die Provokation der Gebr. Zwanziger zurückzuführen ist. Er sorgte daher dafür, dass die meisten Haftstrafen der Weber stark verkürzt wurden.

In Folge der unverändert schlechten sozialen Lage der Weber in Schlesien, begann eine kaum endend wollende Auswanderung in die Reichshauptstadt. Hier in Berlin nahmen die Weber jede Arbeit für geringsten Lohn an, schliefen in großen Gruppen in Baracken, hungerten selbst, um noch ein paar Silbergroschen für die daheim gebliebenen Familien zu sparen.

Wenn auch der Weberaufstand von 1844 kein Aufstand gegen die Obrigkeit oder das Herrscherhaus war, so war das überregionale Bekanntwerden der Vorgänge sicher ein kleines Stück des Weges, der zu der Revolution der Jahre 1848/49 führte.

Genau in dieser Zeit und unter dieser Situation bemühte sich Eduard Eppner in Schlesien eine Uhrenfabrikation aufzubauen. Nun mit dem Wissen über die Vorgänge in dem Lande, muss man allein den Mut zu solch einer Idee schon bewundern.

Hans Weil

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Literatur und Quellen:

Adress-Bücher der Stadt Berlin von 1845 bis 1945
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Hans Weil

Publikation mit freundlicher Genehmigung des Autors

Schluß

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Uhrenfabrik A. Eppner & Co.

(nach den Angaben in der Publikation: Felkel, Przerwa: 2001).

„Die berühmteste Produktionsstätte in Silberberg war unzweifelhaft die Uhrenfabrik A. Eppner & Co. . In den Jahren 1921-1922 war Emil Eppner der Eigentümer, er wohnte in Breslau auf der Königstraße 3. Dort war ein Uhrengeschäft und die Kontaktadresse der Fabrik. Im Geschäft wurden verkauft: Taschenuhren, Standuhren, Turmuhren, elektrische Uhren, Kontrolluhren und Kontrollapparate. Welche Uhren davon wurden wohl in Silberberg produziert? Die Adresse in Silberberg lautete: Oberstadt 115, Telefonnummer 3.

Der Anfang des Betriebes, die Gründung einer Taschenuhren-Fabrikation zu Lähn in Schlesien durch Eduard Eppner, reicht in das Jahr 1850. Er versuchte zunächst 1835 bei Halle, seiner Geburtsstadt, eine Uhrenfabrik zu gründen, hatte dort aber keinen anhaltenden Erfolg. Nach Gründung einer Fabrik für Taschenuhren in Lähn verlagerte er die Produktion nach Silberberg. Zu diesem Zweck hatte er die verlassenen Kasernen der Festung von der Stadtverwaltung in Silberberg erworben.

Eduard Eppner kaufte 15, in zwei Reihen aufgestellte Gebäude. Die Längskasernen Nr. 1-10 waren für die Belegschaft bestimmt, die Querkasernen Nr. 11-15 für die Produktionsstätten. Der Umzug der Firma nach Silberberg war 1872 abgeschlossen, und ab diesem Moment war die Uhrenfabrik A. Eppner & Co. unzertrennbar mit dem Schicksal der Stadt verbunden.

Im Jahr 1885 hatte der Betrieb 125 Beschäftigte, das war die wirtschaftlich beste Zeit seiner Tätigkeit. Zwei Jahre später starb der Gründer der Firma, er wurde auf dem evangelischen Friedhof in Silberberg beigesetzt. Seine Fabrik übernahmen die drei Söhne, unter ihnen Emil Eppner. Es begann ein langsamer Rückgang des Betriebes, daher erweiterten die neuen Eigen-tümer die Produktpalette erheblich. Außer Taschenuhren begann man Turmuhren für Fabriken, Rathäuser und Bahnhöfe sowie Kontrolluhren und Apparaturen zu produzieren.
Die Taschenuhren-Produktion war immer mehr unrentabel, weil die Konkurrenz der Schweiz sehr stark war. Während des 1. Weltkrieges mußte der Betrieb seine Produktion erheblich einschränken. Wenn die Fabrik Anfang des 20. Jahrhunderts 20-40 Turmuhren jährlich produzierte, so waren es während des 1. Weltkrieges durchschnittlich 5 Turmuhren.

In den Kasernen lagen von 1915 bis 1919 eine Abteilung der Ersatz-Gebirgs-Maschinen-gewehrabteilung und 1920 eine Grenzschutz-Einheit. Die Fabrik selbst nahm vermutlich in dieser Zeit nur einen kleinen Teil der Kasernen ein. Gebäude, die während des Krieges vom Militär belegt worden waren, wurden nach Kriegsende den Flüchtlingen aus Oberschlesien als Wohnung zugewiesen. Im Reiseführer von 1928 fand sich eine Information, daß die Fabrik nur im Gebäude Nr. 12 untergebracht war.

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges erlebte die Fabrik eine weitere Krise. Die Kunden aus Oberschlesien, Ost-und Westpreußen sowie der Provinz Posen blieben aus. Man produzierte weiterhin Uhren, Kontrollapparate, Turmuhren und nichtausgeschlossen – auch Taschenuhren. Von 1919 bis 1925 produzierte man in Silberberg 26 Turmuhren, also durchschnittlich 4 Stück jährlich. Eine Verringerung der Produktion fand laufend statt. Wer den Betrieb in Silberberg leitete, und wie hoch die Zahl der Beschäftigten war, geben die Quellen nicht an. Die geringe Produktion von Turmuhren und der langsame Rückgang der Prosperität des Betriebes lassen vermuten, daß die Zahl der Beschäftigten rückläufig war. Die Lokalpresse berichtete nur über den Verkauf von ca. 200 eisernen Soldatenbetten sowie Tischen, Bänken und Kessel durch die Firma A. Eppner & Co. Dieses Inventar stammte wohl von den hier während des Krieges stationierten Soldaten. Zusammenfassend muß man feststellen, daß das Silberberger Uhren-werk 1921-1922 wohl noch produzierte, aber seine besten Jahre waren vorbei. Die Eigentümer konnten nicht davon träumen, mit der Uhrenfabrik in Freiburg / Kreis Schweidnitz (ca. 2.000 Beschäftigte) zu konkurrieren und erst recht nicht mit der Uhrenindustrie der Schweiz.

Der Grabstein auf dem evangelischem Friedhof. Freigelegt von H. Felkel im Sommer 2003, Foto AKA.

Inschrift: Hier ruhen in Gott – Eduard Eppner, Uhrenfabrikant, geb. den 14. Juli 1812 – gest. den 3. Juli 1887 – Emilie Eppner, geb. Schober, geb. den 28. April 1825 – gest. den 4. Dezb. 1894

Emil Eppner starb 1927 und die Firma übernahm sein Sohn Friedrich Eppner. Die Firma A. Eppner & Co. existierte noch bis zum 2. Weltkrieg in Silberberg.

Die Erzeugnisse dieser Fabrik wurden unter anderem nach Rußland, Persien und Süd-Amerika exportiert.  Im Jahre 1855 wurde der Eigentümer vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zum Hofuhrmacher ernannt. – K. Oniszczuk-Awizen, Zarys dziejów slaskich fabryk zegarów G. Beckera i E. Eppnera, in: Oczy czasu, Klodzko 1990, S. 24; G. Webersinn, Die Uhrenfabrik A. Eppner in Silberberg, in: Der Schlesier 1964, Nr. 4, S. 3.

Literatur und Quellen:

Adress-Bücher der Stadt Berlin von 1845 bis 1945
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Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst
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Felkel, H.; Przerwa, T.; Silberberg 1921 – 1922. Ein interessantes Zeitdokument aus der Festungsstadt Friedrich des Großen (Hamburg 2001).

Hein. J.: In der Zeitschrift „Uhren“, 1988, Heft 4.

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Webersinn, G.; Die Schlesische Uhrenindustrie. In: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Bd. VIII 1963.
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Weil, H.: Die Gebrüder Eppner und ihre Schlesische Taschenuhren-Industrie, 1-60, 2017. In: https://hans-weil.faszination-uhrwerk.de/eppner-berlin.pdf.